In Diepoldsau kommt man nicht an Stefan Britschgi vorbei. Im «Tagesanzeiger» wurde er bereits als «Gemüsekönig» bezeichnet, er sitzt für die FDP im Gemeinderat und im Kantonsrat. Er führt eine Firma mit je nach Saison bis zu 200 Arbeitskräften, seinen Spargel kennt man im ganzen Rheintal.
Viel Arbeit für eine Person. Jetzt will Britschgi seine Kräfte konzentrieren. Er wird auf Ende Jahr nach 19 Jahren aus dem Gemeinderat zurücktreten. Die Geschäftsleitung seiner Firma Fahrmaadhof übergibt er an Simon Lässer und Sohn Daniel Britschgi, er selbst bleibt Verwaltungsratspräsident. «Damit kann ich mich entlasten und gleichzeitig Interessenkollisionen vermeiden, die in den nächsten Monaten auf uns zukommen könnten», sagt er.
(Fast) ganzer Gemeinderat in Bauprojekt involviert
Genau diese Interessenkonflikte haben Britschgi denn auch in den letzten Monaten weit über das Rheintal in die Schlagzeilen gebracht. Er will in Diepoldsau eine grosse Halle bauen, um darin Gemüse zu verarbeiten. Dafür braucht es eine Einzonung, die vom Gemeinderat bewilligt werden muss.
Allerdings sind gleich fünf der sieben Gemeinderatsmitglieder ins Projekt involviert: Neben Britschgi gehört ein weiterer Gemeinderat zum Verwaltungsrat der Firma, drei weitere haben Beziehungen zu den Gegnern des Projekts.
Sammeleinsprache gegen Halle
Damit wurde der Diepoldsauer Gemeinderat beschlussunfähig. Eggersriet muss jetzt als unabhängige Stelle über die neue Halle entscheiden. Denn der Widerstand in der Bevölkerung ist offenbar gross: Über 400 Unterschriften kamen bei einer Sammeleinsprache zusammen, eine beachtliche Summe bei einem Dorf mit gerade einmal 6500 Einwohnern.
Britschgi selbst hofft, dass sein Rücktritt aus dem Gemeinderat und die Geschäftsübergabe einen positiven Effekt auf die Bewilligung haben werden. Und natürlich würde er damit auch mehr Zeit für ein weiteres Mandat haben: Stefan Britschgi will in den Nationalrat.
Hier der Beitrag von TVO:
Quelle: TVO
(rr)