Ostschweizerin in der Türkei

«Glücksgefühl und Ohnmacht liegen sehr nah beieinander»

· Online seit 18.02.2023, 08:17 Uhr
Die Schweizer Rettungsspezialistinnen und Rettungsspezialisten sind aus den Trümmern der Türkei zurückgekehrt. Darunter auch Catherine Perren aus Mörschwil – so erlebte die Suchhundeleiterin ihren Einsatz.

Quelle: TVO/Konstantin Schmidt/FM1Today/Jessica Kappeler

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Diesen Einsatz wird die Equipenleiterin nicht mehr vergessen. Unter den grossen Steinbröcken hörten die Retterinnen und Retter Stimmen und wussten, dass dort jemand sein muss. Eine Mutter und ihre kleine Tochter konnten durch die Rettungshunde geortet und befreit werden. Unter Tränen teilte die Mutter den Einsatzkräften schliesslich mit, dass noch ein weiteres Familienmitglied in der Nähe sein soll. Der Bruder des kleinen Mädchens konnte darauf aber nur noch tot aufgefunden werden.

«Jeder hatte Tränen in den Augen», sagt Catherine Perren. «Das Glücksgefühl und die Ohnmacht liegen in solchen Momenten leider sehr nahe beieinander.» Auch wenn sie schlimme Dinge gesehen hat, versucht die Mörschwilerin, auch auf positive Dinge zurückzublicken.

«Der Einsatz in der Türkei gab uns auch Bestätigung für die langjährige und harte Arbeit.» Denn genau für solche Notfälle trainiert das Rettungsteam von Redog, dem Schweizerischen Verein für Such- und Rettungshunde, regelmässig.

Langjährige Erfahrung

Fast ihr halbes Leben arbeitet die 60-Jährige schon ehrenamtlich bei Redog. Sie schloss sich zuerst dem Hundeverein SKG St.Gallen an und lernte dort durch Zufall eine Übungsleiterin kennen, die beim Verein für Rettungshunde arbeitete. Auf diesem Weg fing sie an, ihre Arbeit mit den Hunden zu fördern und zu lieben.

In dieser langen Zeit war noch keiner ihrer Hunde auf einer Einsatzreise dabei. Ihre Böhmische Schäferhündin «Gitan» ist mit ihren drei Jahren noch nicht fähig, die erwartete Leistung umzusetzen und muss zuerst noch geprüft werden. So war Catherine auch in der Türkei ohne Hundebegleitung unterwegs.

Immer auf Abruf

«Meine Brötchen verdiene ich aber nicht damit», sagt Catherine Perren. Neben ihrem freiwilligen Job als Einsatzleiterin ist die gebürtige Walliserin in der Hirslanden Klinik Stephanshorn als leitende Hebamme tätig. Auch dort sind in ihrer täglichen Arbeit Flexibilität und Spontanität gefragt, so arbeitet sie eigentlich immer auf Abruf. «Der Notfallkoffer ist für den nächsten Einsatz schon gepackt», sagt Perren.

Zurück in den Alltag

Mit grossen Plakaten, lautem Jubel und einem herzlichen Applaus wurden die Schweizer Einsatzkräfte und deren Rettungshunde am Flughafen willkommen geheissen. Um mit den schwierigen Erfahrungen umgehen zu können, sucht Catherine Perren das Gespräch mit ihren Kolleginnen und Kollegen, die auch im Einsatz waren. Der normale Alltag hilft ihr aber am meisten, um auf andere Gedanken zu kommen. 

Umso besser, stehen für sie auch schon die nächsten grossen Projekte an. Neben den kommenden Trainings und Übungen mit den Hunden ist noch etwas anderes geplant. Ihre Hündin «Gitan» soll schon bald gedeckt werden, um im Mai hoffentlich ihren ersten Nachwuchs zubekommen.

(ebe)

veröffentlicht: 18. Februar 2023 08:17
aktualisiert: 18. Februar 2023 08:17
Quelle: FM1Today

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