Pfadi

«Habe nicht damit gerechnet» – St.Gallerin leitet Bula 2021

· Online seit 30.11.2019, 14:31 Uhr
Die 30-jährige Architektin Seraina Schwizer aus Uzwil wagt sich an das grösste Projekt, das ein Pfadfinder in der Schweiz umsetzen kann – das Bundeslager. Sie übernimmt freiwillig die Lagerleitung des «Bula 21» und damit die Verantwortung für rund 25'000 Kinder. Im Interview spricht die Ostschweizerin über diese Herausforderung.
Anzeige

Vor 24 Jahren begann Seraina Schwizer in der Pfadi, erstmals Verantwortung zu übernehmen. Ihr wurde als Sechsjährige die Aufgabe erteilt, das Lagerfeuer im Auge zu behalten. Dann wuchsen die Verantwortungen. Bis sie, fünf Jahre lang, als Verbandsleiterin in den Kantonen St.Gallen und Appenzell 50 Pfadi-Abteilungen unter sich hatte.

Doch das genügte Kolibri, so heisst sie in der Pfadi, immer noch nicht. Sie wollte ihr Hobby zum Beruf machen und entschied sich, für das Bundeslager «Bula» 2021 in Goms VS die Hauptverantwortung zu übernehmen. Ein Ereignis, das nur alle 14 Jahre stattfindet.

Was bedeutet es, in einem Bundeslager die Lagerleiterin zu sein?
Es ist ein 50-Prozent-Job, den ich bis 2021 neben meiner Tätigkeit als Stadtplanerin ausübe. Die Hauptverantwortung trage ich mit Samuel Hofmann alias Sultan aus dem Kanton Zug, der gleich viel Prozent für das Bundeslager arbeitet. Wir sind für ein rund 350-köpfiges Organisationsteam verantwortlich und schlussendlich auch für die rund 25'000 Schweizer Pfadfinder, die sich im Wallis bald auf dem Lagergelände versammeln werden. 

Sultan und ich treffen uns regelmässig mit den 14 verschiedenen Ressorts, unterstützen die Leitenden bei wichtigen Entscheidungen. Reden viel, unter anderem mit den Medien, den SBB und den Personen aus dem Kanton Wallis. Wie klären auf, behalten die Übersicht und haben das letzte Wort. 

Es war sicherlich keine leichte Entscheidung, sich für einen solchen Job zu melden?
Ich habe den ganzen Sommer lang darüber nachgedacht und viel mit meinem Umfeld und meinem Arbeitgeber darüber gesprochen. Sie zeigten sich flexibel und sahen mich in dieser Aufgabe. Ohne diese Zustimmung hätte ich dem Job nie zusagen können. Trotz vielem Überlegen wusste ich aber eigentlich schon in den ersten fünf Minuten, dass ich mich bewerben werde, denn ich verspürte grosse Lust auf diesen Job.

Bula-Lagerleiterin zu werden, mit dem habe ich nicht gerechnet. Aber wenn man die richtigen oder die falschen Leute kennt, je nach Ansichtssache, rutscht man da einfach rein. Ich bin glücklich mit der Entscheidung. 

Hast du keine Angst vor dieser Verantwortung?
Es wäre gelogen, zu sagen, ich hätte keinen Respekt vor der Arbeit. Denn niemand kann mir sagen, wie viel Aufwand auf mich zukommen wird. Und ich bin mir sicher, dass das eine oder andere schief gehen wird. Dafür haben wir aber genügend intelligente Leute im Team, die das wieder gerade biegen können.

Ist es in diesem Job ein Vor- oder Nachteil, St.Gallerin zu sein?
Ich habe meist lange Anfahrtswege an unsere Sitzungen, die in der ganzen Schweiz verteilt sind. Die Zeit im Zug nutze ich aber, um zu arbeiten. 

Einen Vorteil hatte ich dann aber doch noch, während der Verhandlungen mit dem Besitzer des Lagerplatzes. Der Landwirt war Tage zuvor an der Olma, worauf ich als St.Gallerin mit ihm darüber fachsimpeln konnte. Ich gewann bei ihm einige Sympathiepunkte.

Wie regelst du dein Leben die nächsten zwei Jahre?
Ausschlafen gibt es die nächsten zwei Jahre nicht. Ich muss mein Privatleben zurückfahren, werde nicht mehr auf jedes Geburtstagsfest gehen können und auch bei der Arbeit manchmal nicht mehr so fit sein. Denn die Pfadi-Arbeit ist zwar entlöhnt. Es steckt aber eine dicke Portion Ehrenamtlichkeit dahinter. Immerhin haben an Pfadi-Sitzungen Scherze Platz und es liegt auch mal ein Abendessen oder ein Feierabend-Bier drin. 

Was darf man vom Bula 2021 erwarten?
2021 klingt so weit weg, ist für mich aber praktisch übermorgen. Es gibt noch viel zu tun. Die Hälfte aller 350 erwünschten Teammitglieder fehlt beispielsweise noch. 

Was wir aber bereits sagen können, ist dass alle Teilnehmende sich in einem Lager versammeln werden und nicht wie bisher in Unterlagern. Das vorgesehene Lagergelände ist drei Kilometer lang und eineinhalb Kilometer breit und das Lagermotto lautet «Mova» für Bewegung – geografische, physische und mentale. 

veröffentlicht: 30. November 2019 14:31
aktualisiert: 30. November 2019 14:31
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige