Altstätten

«Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass Frido noch lebt»

· Online seit 09.04.2020, 07:37 Uhr
Acht Jahre lang wohnte Kater Frido auf dem Friedhof in Altstätten. Dann tauchte er plötzlich in einem Inserat in der Migros auf – seither ist er verschwunden. Was übrig bleibt, sind Anschuldigungen, Trauer und eine Strafanzeige.
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«Wir vermissen Frido alle so sehr», sagt die 79-jährige Klara Bösch aus Altstätten mit trauriger Stimme und schluchzt. «Wenn wir wenigstens wüssten, dass es ihm gut geht und dass er jetzt an einem schönen Platz ist, wäre die Situation erträglicher. Die Ungewissheit ist schlimm.»

Trauer auf Friedhof um Frido

Acht Jahre lang hat Kater Frido auf dem Altstätter Friedhof gelebt, nachdem ein junges Paar ihn dort zurückgelassen hat. Klara Bösch hat die Katze laut eigenen Aussagen zusammen mit drei weiteren Personen betreut. «Wir fütterten ihn, brachten ihn zum Tierarzt und er durfte zu einem seiner Betreuer in die Wohnung, wenn es kalt war.» Frido habe sich aber am liebsten den ganzen Tag auf dem Friedhof aufgehalten, wo ihm auch ein Schlafplatz eingerichtet wurde. «Er war bei jedem Wetter auf dem Friedhof, dort war sein Zuhause.»

Und tatsächlich: Zahlreiche Fotos zeigen Frido auf seinen Lieblings-Grabsteinen. «Er hat sich auf den Steinen immer genüsslich in die Sonne gelegt und hat die Besucher begrüsst», sagt Klara Bösch. «Er ist den Leuten gerne um die Beine geschlichen und hat sich streicheln lassen.» Seit dem Verschwinden der Katze würden die Menschen auf dem Friedhof doppelt trauern. «Ich hören sie immer wieder nach der Katze rufen. Viele haben auch ein Gutteli für Frido dabei – umsonst.»

 «Gut möglich, dass er in falsche Hände geraten ist»

Doch was ist mit Frido passiert? Im Februar verschwand der Kater und tauchte mit Bild auf einem Inserat in der Migros auf, mit dem Hinweis, das Tier wohne auf der Strasse und suche einen Platz. Klara Bösch nahm unmittelbar Kontakt mit der Herausgeberin des Inserats auf – erfolglos. Also rief sie Tierschützerin Edith Zellweger auf den Plan.

Die Tierschüterin aus Salez ist überzeugt, dass hier etwas nicht stimmt. «Auch ich habe mehrfach versucht, die Herausgeberin des Inserats zu kontaktieren und herauszufinden, wo die Katze ist. Die Frau hat uns keine glaubhafte Auskunft, sondern nur eine ungültige Telefonnummer gegeben. Ausserdem hat sie immer wieder das Telefon aufgehängt», sagt Zellweger aufgebracht. «Gut möglich, dass Frido bereits unseriös weitervermittelt wurde und in falsche Hände geraten ist. Ich finde es frech, dass die Frau nicht sagt, was mit dem Kater passiert ist.»

Anschuldigungen werden zurückgewiesen

Laut der Herausgeberin des Inserats sind die Aussagen von Edith Zellerweger eine blosse Unterstellung. Ihr Mann sagt gegenüber FM1Today: «Ja, meine Frau hat das Inserat aufgehängt. Sie hatte extrem Mitleid mit Frido, denn er war auch bei Regen und Schnee draussen auf dem Friedhof und es sah nicht aus, als würde sich jemand um das Tier kümmern. Sie wollte deshalb für den Kater einen schönen Platz finden.»

Der Tierschutz Rheintal habe sie aber darauf aufmerksam gemacht, dass man eine gefundene Katze nicht einfach so vermitteln dürfe, also habe sie das Inserat wieder entfernt. Ende der Geschichte. «Kater Frido hat sich zu keinem Zeitpunkt in unserer Obhut befunden. Wo er jetzt ist, wissen wir auch nicht», sagt der Mann. «Meine Frau fühlt sich von den Leuten, die ständig anrufen, bedroht und wurde über Facebook öffentlich an den Pranger gestellt. Deshalb ist sie nicht mehr zu Gesprächen bereit.»

Strafanzeige als nächster Schritt

Wer hat hier recht? Der Tierschutz Rheintal möchte sich nicht zu der Geschichte äussern – geschweige denn, eine These wagen. Der Tierschutz bestätigt nur, dass es nicht erlaubt ist, eine gefundene Katze zu inserieren. Edith Zellweger hingegen ist sich sicher, dass an der Geschichte etwas faul ist. «Ich werde weitermachen, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Ich setze mich immer für das Wohl eines Tieres ein und hier ist offensichtlich, dass man einen Kater von seinem Zuhause weggerissen hat, obwohl es ihm gut ging.» Sie hat Klara Bösch deshalb dabei geholfen, eine Strafanzeige gegen die Inserat-Herausgeberin einzureichen.

Auch Bösch hofft auf ein Happy Ende. «Ich schaue jeden Tag auf dem Friedhof nach, ob Frido wieder da ist. Bis jetzt habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass er nach Hause kommt», sagt die 79-Jährige. «Am meisten hoffe ich aber, dass Frido überhaupt noch lebt. Er ist doch so eine liebe Katze.»

veröffentlicht: 9. April 2020 07:37
aktualisiert: 9. April 2020 07:37
Quelle: FM1Today

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