Quelle: TVO
«Dolce far niente», also süsses Nichtstun, gehört zur italienischen Lebenseinstellung wie Pasta und Wein. Aber im Fall des Honorarkonsulats in St.Gallen wurde nicht Nichts getan – im Gegenteil.
Die über 60'000 Italienerinnen und Italiener leisteten vor sechs Jahren grossen Widerstand. Damals schloss das Konsulat in St.Gallen. Die italienische Regierung schloss dieses aus finanziellen Überlegungen. Die Kosten für das neue Honorarkonsulat trägt der italienische Kulturverein.
Wichtiger Schritt für Auslanditaliener
Der Leiter des Vereins «Centro Socio Italiano», Rolando Ferrarese, kämpfte an vorderster Front für ein Konsulat. «Wir sind sehr zufrieden, dass jetzt ein Konsulat zurück nach St.Gallen kommt.» Seine Institution hatte nach der Schliessung diverse Dienstleistungen übernommen und so den Auslanditalienern im FM1-Land geholfen.
Dass jetzt ein Honorarkonsulat zurück nach St.Gallen kommt, sei ein Meilenstein. «In den letzten Jahren habe ich oft ans Aufgeben gedacht.» Auch er wird mit seinem Kulturverein am neuen Konsulat-Standort in der Katharinengasse einziehen. Das Amt des Honorarkonsuls übernimmt aber ein anderer Mann.
Genaues Aufgabengebiet noch unklar
Nach jahrelangen Bemühungen und Gesprächen ernannte die italienische Regierung letztes Jahr Georg Burger aus St.Gallen zum Honorarkonsul. Der schweizerisch-italienische Doppelbürger ist in der Zwischenzeit pensioniert, kennt aber die Abläufe. Burger arbeitete 25 Jahre lang in der öffentlichen Verwaltung. «Ich glaube, ich kann eine gute Vernetzungsfunktion anbieten. Dazu kenne ich die Bedürfnisse der Auslanditalienerinnen und –Italiener.»
Trotzdem gibt es noch einige offene Fragen, sagt Burger: «Wir wissen noch nicht genau, was ein Honorarkonsul alles darf und zu erledigen hat.» Zwar gebe es ein Dekret, in dem verschiedene Aufgaben geregelt sind. «Doch bekanntlich liegt im Detail der Teufel.» Klar ist, die Institution in St.Gallen ist dem Generalkonsulat in Zürich unterstellt.
Wichtige Anlauf- und Informationsstelle
Auch wenn es noch offene Fragen gibt: Für die Italienerinnen und Italiener ist das Honorarkonsulat im FM1-Land so oder so eine Erleichterung. Sie haben wieder kürzere Wege zu wichtigen Stellen. Für zahlreiche administrative Angelegenheiten, wie Reisepasserneuerungen oder für die Zustellung der Wahlunterlagen, müssen die Italiener nicht mehr nach Zürich fahren. Dazu erhalten hier die Auslanditaliener auch Beratung und Unterstützung.
Dem Konsulat in St.Gallen werden die Kantone Thurgau, St.Gallen, die beiden Appenzeller Kantone und Graubünden angeschlossen sein. Voraussichtlich im April 2020 bezieht das italienische Honorarkonsulat die neuen Räumlichkeiten an der Katharinengasse in St.Gallen.