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In Widnau steht das grösste Hanfhaus Europas

Umweltfreundliches Bauen

«Alle haben mir gesagt, dass es nicht geht» – in Widnau steht das grösste Hanfhaus Europas

· Online seit 30.09.2024, 06:11 Uhr
Ein Haus aus Hanf steht seit mehreren Wochen in Widnau. Was lustig klingen mag, hat einen ökologischen Hintergedanken. Auch wenn man das Haus nicht rauchen kann, erfüllt es einen berauschenden Zweck: Es gibt mehr Energie ab, als es aufnimmt.

Quelle: FM1Today / Philomena Koch

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Aus Widnau wird Weednau. Dafür sorgt das neue Haus «Im Hanf», wie es im Dorf offenbar genannt wird. So wurde es zumindest Andy Keel zugetragen, dem CEO der Openly AG, die das Objekt in Widnau gebaut hat. Die Rede ist vom Hanfhaus, das seit einigen Wochen steht und dessen 19 Wohnungen mittlerweile (fast alle) bewohnt werden. Zu seinem Namen ist es nicht gekommen, weil man darin high wird, sondern wegen der Hanfziegel und den Wänden aus Hanfbeton, die für den Bau verwendet wurden. 

«Riesige Entdeckung»

Die Tatsache, dass die Cannabispflanze in der Baubranche genutzt wird, ist nicht neu. Immerhin werden sogenannte Hanfziegel seit zehn Jahren verwendet und das Gewächs zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde. Sei dies in der Textilbranche, in der Kosmetik oder bei Lebensmitteln, Hanf kommt immer wieder in Alltagsprodukten vor. Dass damit jedoch ein Haus in jener Dimension wie in Widnau gebaut wird, das ist neu.

Laut Keel ist es gar das Grösste in ganz Europa. 1100 Quadratmeter Hanfbeton für die Aussenwände – produziert in Altstätten – und 2500 Quadratmeter Hanfziegel aus dem Südtirol für die Innenwände wurden für diesen Rekord verwendet. «Es gibt nur in Südafrika ein siebenstöckiges Hotel, wo die Wände aus Hanf gemacht sind. Wir vermuten, dass dieses Gebäude grösser ist.»

Doch wozu das Ganze? Die grosse Motivation von Keel und seinem Team war es, ein erneuerbares Haus zu bauen. «Für uns war es eine riesige Entdeckung, wie man den Hanfbeton verarbeiten kann», sagt Keel. Am Ende sollte das Haus einen möglichst kleinen CO2-Abdruck haben und gleichzeitig gewöhnlichen Wohnraum bieten. «Dies ist uns beides gelungen», ist Keel überzeugt.

«Überhaupt kein Geld verdient»

Einer der grossen Vorteile von Hanf sei nämlich, dass er über die Photosynthese CO2, besser gesagt Carbon, aufnimmt. Mit dieser Speicherung wird der Beton sogar 100 Kilogramm CO2-negativ. Das Haus gibt also mehr Energie ab als es aufnimmt. Plus wachse der Hanf innert drei Monaten auf dem Feld. Auf jedem Maisfeld könne Hanf angebaut werden. Beim Haus in Widnau wurde Hanf aus Frankreich verwendet. «In der Schweiz hat es leider noch viel zu wenig Industriehanf», so Keel. Und wer sich Sorgen macht, dass im Falle eines Brandes ganz Widnau zugedröhnt wird: «Hanfbeton ist nicht brennbar», versichert er.

So gut dies alles klingen mag, ein paar Nachteile bringt der Baustoff mit sich. So sind zum Beispiel die Elemente der Aussenwände aus Hanfbeton nicht tragend. Damit das Haus auch wirklich stehen bleibt, braucht es in diesen Wänden zusätzlich ein Holzskelett.

Hinzu kommen hohe Baukosten, denn das ökologische Wohnen hat seinen Preis. «Dieses Projekt hat überhaupt kein Geld eingebracht. Ich habe auch privat investiert, zusammen mit einem Investor», sagt Keel. Dies widerspiegelt sich in den Mietkosten. Eine 4.5-Zimmer-Mietwohnung mit 103 m2 Wohnfläche kostet 2490 Franken pro Monat.

Umweltsünder Bauindustrie

Keel möchte mit dieser Investition einen Beitrag leisten, damit es einen Schritt weitergeht in der Bauindustrie. «Als Gesellschaft haben wir ein riesengrosses Problem mit dem Klimawandel. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Die Bauindustrie ist mit 25 Prozent der CO2-Emissionen der grösste CO2-Verursacher. Wir können es uns nicht leisten, anders zu bauen.»

Bei der Openly AG werde das Projekt auch «der Beweis» genannt. Als Keel vor drei Jahren damit gestartet habe, hätten ihm alle gesagt, dass dies nicht geht. Man könne gar nicht mit so wenig CO2 bauen. «Jetzt haben wir das Haus vor uns und wir sehen, dass es möglich ist», sagt Keel.

Die «Pionierarbeit» von Openly stösst offenbar auf viel Interesse. Über 1000 Architekten hätten das Haus besichtigt. «Besonders aber gilt es, die Bauherren zu überzeugen, in ein solches Haus zu investieren. Wir stellen unser gewonnenes Know-how den Bauherren und Architekturbüros zur Verfügung und hoffen auf möglichst viele Nachahmer und viele solcher Häuser.» Die Vision: Bis zu 500 dieser Häuser im Kanton St.Gallen zu haben.

Noch mehr über das Hanfhaus erfährst du im Video oben.

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veröffentlicht: 30. September 2024 06:11
aktualisiert: 30. September 2024 06:11
Quelle: FM1Today

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