St.Gallen

«Irgendwann geht es nicht mehr» – Kapo schliesst temporär 5 Posten

15.07.2022, 20:01 Uhr
· Online seit 15.07.2022, 13:35 Uhr
Die Kantonspolizei St.Gallen sieht sich gezwungen, fünf Polizeistationen temporär zu schliessen und fünf weitere personalmässig zu reduzieren. Grund dafür sind Personalengpässe wegen personalintensiven Veranstaltungen und zeitaufwendigen Einsätzen.
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Das hat es bei der Kantonspolizei St.Gallen bisher noch nie gegeben: Aufgrund von Personalengpässen müssen die Polizeistationen in Goldach, Wittenbach, Bad Ragaz, Walenstadt und Oberriet temporär bis im Herbst geschlossen werden. Fünf weiter Stationen werden personalseitig reduziert.

«Uns fehlt das Personal aufgrund von sehr personalintensiven Veranstaltungen, die wir begleiten oder teils alleine machen mussten», sagt Kapo-Mediensprecher Hanspeter Krüsi gegenüber FM1Today. Mit personalintensiven Veranstaltungen meint Krüsi beispielsweise das Weltwirtschaftsforum in Davos oder die Ukrainekonferenz in Lugano. «Wir mussten Ferien- und Ruhetagssperren verfügen. Es stauen sich Überzeit und Ferien auf, die kaum mehr abgebaut werden können.»

«Irgendwann geht es nicht mehr»

Die Mitarbeitenden seien derzeit sehr stark belastet. «Uns ist es sehr wichtig als Arbeitgeber, den Mitarbeitenden die Wertschätzung und die Möglichkeit zu geben, sich ausruhen und ihre Ferien beziehen zu können.» Dass man zu solch drastischen Massnahmen greifen müsse, sei zum ersten Mal, so Krüsi. «Irgendwann geht es nicht mehr.»

Die Kantonspolizei St.Gallen sei zwar nicht schlechter aufgestellt, wie vor Corona. «Aber die Gesellschaft hat sich gewandelt. Wir haben vermehrt Einsätze bei zwischenmenschlichen Problemen», so der Mediensprecher. Diese seien sehr zeitaufwendig und würden die Polizei stark belasten. Grund sind vermehrte schriftliche Arbeiten und Vorgaben an die Polizei.

Nun musste die Kantonspolizei handeln. Sie hat fünf Polizeistationen geschlossen, fünf weitere reduziert. Zudem wird derzeit ein Bericht zur Inneren Sicherheit verfasst, mit dem Ziel, den politischen Prozess einzuleiten und aufzuzeigen, dass die Kantonspolizei St.Gallen so in Zukunft nicht funktionieren kann. «Den ersten solchen Bericht haben wir 2013/2014 verfasst. Wir haben dann mehr Leute erhalten», sagt Hanspeter Krüsi.

Nachwuchs sei kein Problem. «Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir Nachwuchs rekrutieren können.» Jedoch sei die Qualität bei den Bewerbungen dünn. «Wir schaffen es noch, dass wir die auswählen können, die wir wollen. Aber der Fachkräftemangel kommt.»

Sicherheit bei Notfalleinsätzen nicht gefährdet

Trotz temporärer Schliessung der Polizeistationen ist es die oberste Priorität der Kantonspolizei, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. «Mit dem Zusammenzug der Mitarbeitenden der Polizeiposten auf die mobile Polizei haben wir die Möglichkeit, dass wir nach wie vor sehr schnell an der richtigen Örtlichkeit sind. Die Sicherheit bei Notfalleinsätzen ist nicht gefährdet.» Jedoch würden andere Leistungen wie Geschwindigkeits-, Poser- und Lärmkontrollen abgebaut. Zudem müsse damit gerechnet werden, dass die Polizei nicht bei jeder Ruhestörung ausrücken könne.

Der Polizeisprecher macht zudem darauf aufmerksam, dass auch bestimmte Anzeigen mit tieferer Priorität behandelt werden könnten. Die Bevölkerung hätte jedoch die Möglichkeit, Anzeigen auch über die Seite «Suisse ePolice» zu erstatten.

veröffentlicht: 15. Juli 2022 13:35
aktualisiert: 15. Juli 2022 20:01
Quelle: FM1Today

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