Ist Ebnat-Kappel das neue Zuhause einer Sekte?
Quelle: TVO
Das leerstehende Hotel Kapplerhof wird der neue Hauptsitz der Neuchristen-Vereinigung. Dies sei nur «dank Gottes Hilfe» möglich, sagt der sogenannte «Schwertbischof» Nikolaus Schneider. Die Glaubensgemeinschaft hat sich von der römisch-katholischen Kirche abgespaltet, weil diese «satanisch unterwandert» sei. Ursprünglich hiess sie auch «Kampf gegen den Satan».
Dies zeige ganz deutlich, worum es gehe, sagt Religionswissenschaftler Georg Schmid gegenüber TVO. Der Satan habe eine grosse Bedeutung für die Neuchristen. «Sie denken extrem dualistisch – Gott und Satan kämpfen gegeneinander und Satan hat unsere Gesellschaft aus ihrer Sicht im Griff», führt Schmid aus.
Ablehnung von Wandel
Neuchristen würden vieles ablehnen, was in unserer Gesellschaft geschieht, und halten dies für «satanisch». Als Beispiele nennt der Religionswissenschaftler Umweltkatastrophen und Klimawandel. Diese seien nach Ansicht der Glaubensgemeinschaft durch satanische Menschen ausgelöst. Auch die EU und grosse Teile der Politik seien vom Satan unterwandert. So sagt der «Schwertbischof» in einer Predigt, dass die Regierungen bis zu den höchsten Drahtziehern infiltriert seien. Auch die Sexualaufklärung an Schulen, Abtreibungen, Corona-Impfungen oder die Evolutionstheorie sind für die Neuchristen teuflisch.
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Mitglieder sind von Gesellschaft überfordert
Dies betrachtet Schmid kritisch: «Sie vertreten Werte, die für viele Menschen diskriminierend sind. Beispielsweise Aussagen zur Homosexualität sind ganz klar diskriminierend.» Der Umgang der Glaubensgemeinschaft mit modernen Werten und Minderheiten sei problematisch.
Die Menschen, welche sich der Vereinigung anschliessen, würden aber laut Schmid genau das suchen: «Sie sind vom Wertewandel in der Gesellschaft überfordert und wünschen sich eine katholische Gesellschaft zurück, wie sie vor einigen Jahrzehnten war.»
Bevölkerung hat keine Panik
Die erzkonservative Vereinigung, die sich nun in Ebnat-Kappel niederlässt, zeigt also mindestens teilweise sektenhafte Züge auf. Bei der Bevölkerung löst dies aber keine Ängste aus. Vor der Kamera will sich zwar niemand äussern. Jedoch geben die meisten an, dass es ja nicht die erste Religionsgemeinschaft in der Region sei und so lange nicht missioniert würde, dies auch in Ordnung sei.
(red.)