St.Gallen

Krach wegen ACAB-Post – St.Galler Juso-Präsident: «Ich bereue nichts»

08.10.2020, 12:12 Uhr
· Online seit 06.10.2020, 20:13 Uhr
Der Wiler Stadtparlamentarier Timo Räbsamen (Juso) und der St.Galler Regierungsrat Fredy Fässler (SP) sind wegen eines Facebook-Posts Räbsamens gegen Polizisten aneinander geraten. Der Jungpolitiker steht hinter seiner Aussage, will sich nun aber mit Fässler aussprechen.

Quelle: tvo

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Ein interner Knatsch bei den St.Galler Sozialdemokraten ist so intern nicht geblieben. Der St.Galler Polizeichef Fredy Fässler (61) regte sich auf, weil sich der St.Galler Juso-Präsident Timo Räbsamen (22) Ende September auf seinem Facebook-Profil – im Rahmen der Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Berner Bundesplatzes – gegen Polizisten ausliess.

In dem Post verwendete Räbsamen unter anderem das Akronym ACAB (All Cops Are Bastards, sinngemäss: Alle Bullen sind Schweine). Die Worte hatte der Jungpolitiker wenige Tage, bevor er ins Wiler Stadtparlament gewählt wurde, verfasst.

«Ich erhielt Morddrohungen»

Mittlerweile ist das Posting nicht mehr auf Facebook zu finden, «weil ich in den letzten Wochen sehr viele explizite Gewalt- und Morddrohungen aus rechten Lagern erhalten habe», wie Räbsamen gegenüber TVO erklärt. Er selbst bereue seine Aussage nicht, wolle sich aber nicht länger solchem Hass aussetzen.

Statt direkt mit Räbsamen das Gespräch zu suchen, schickte Fredy Fässler einen offenen Brief an «Parteiexponenten». Er habe die E-Mail-Adresse des Juso-Präsidenten nicht gehabt, so der SP-Politiker. Er bedaure, dass Räbsamen durch die Medien davon habe erfahren müssen, lässt der Vorsteher des Sicherheits- und Justizdepartements ausrichten. Für ein Interview steht er nicht zur Verfügung, weil er gerade in den Ferien ist.

Fässler empfiehlt Räbsamen, die Partei zu wechseln

«Die Ostschweiz» liegt der offene Brief vor. Fässler findet darin klare Worte: «Du verunglimpfst damit eine ganze Berufsgruppe übelst und menschenverachtend. (...) Ich empfehle dir dringend, entweder deine Position oder die Parteizugehörigkeit zu verändern.»

Für Räbsamen ist der offene Brief ein No-Go. «Gerade als gestandener Politiker und Regierungsrat sollte man solche Probleme zuerst intern klären, bevor man öffentlich einen neu gewählten 22-jährigen Politiker angreift.» Der Ostschweizer hat jetzt vor, sich mit Fredy Fässler zusammenzusetzen, um den Konflikt zu klären.

Es ist nicht das erste Mal, dass Räbsamen mit einem Social-Media-Post polarisiert. Vergangenes Jahr forderte er auf Instagram, neben der «Weltwoche» auch gleich deren Verleger Roger Köppel zu verbrennen. Das sei Satire gewesen, meinte er im Nachgang.

Junge SVP fordert Rücktritt

Für das ACAB-Posting fordert die Junge SVP der Kantone St.Gallen und Thurgau den Rücktritt Räbsamens. Sein Verhalten sei inakzeptabel. «Solch radikale Aussagen gegen eine staatliche Institution missachten jegliche Grundregeln unserer Diskussionskultur und sind insbesondere einem gewählten Politiker unwürdig», sagt Lukas Huber, Präsident der Jungen SVP St.Gallen.

(red.)

veröffentlicht: 6. Oktober 2020 20:13
aktualisiert: 8. Oktober 2020 12:12
Quelle: TVO

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