«Lupo merkt, wenn Vermisster noch lebt»

22.11.2017, 06:11 Uhr
· Online seit 21.11.2017, 17:31 Uhr
Er ist der Held des Tages: Lupo, der St.Galler Polizeihund, rettete am Montagabend einen betagten Mann, der aus einem Altersheim in Stein verschwand. Für Lupo gehört die Spurensuche zum Alltag, nur selten werden die Vermissten jedoch lebend gefunden.
Lara Abderhalden
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«Es war ein unglaublich schöner Moment, als wir den Mann fanden und merkten, dass er noch lebt», sagt Peter Rohner. Seit zehn Jahren kümmert sich Peter Rohner um Lupo, hat ihn ausgebildet und steht mit ihm im Einsatz. «Situationen wie die gestrige gibt es nicht jeden Tag.» Zwar stehe Lupo rund 70 Mal pro Jahr im Einsatz, häufig werden die vermissten Personen aber nur noch tot gefunden. «Dass Lupo eine vermisste Person lebend findet, ist bisher ungefähr sieben Mal vorgekommen.»

«Der Hund freut sich mit mir»

Eingesetzt wird Lupo immer, wenn es die Situation verlangt. Im Fall des vermissten 83-Jährigen aus Stein ist der Mann bereits früher öfters in verschiedene Richtungen davon gelaufen. «Für Lupo war der Einsatz fast alltäglich», sagt Peter Rohner. «Er hat im Auto gewartet, während ich ein Kopfkissen des Verschwundenen holte, da dieses am ehesten den Geruch des Mannes trägt.» Lupo habe dann seinen Geruch vor der Türe des Altersheim aufgenommen.

«Es war schwierig für Lupo, den Ausgang zu finden, denn der Vermisste ist vor seinem Abgang mehrmals um das Altersheim herum gelaufen.» Trotzdem sei der Hund schliesslich zielgerichtet rund einen Kilometer steil einen Hang herunter gelaufen. Dort habe man den Mann gefunden. «Es war so schön. Lupo ist zum Mann gelaufen und ich habe anhand seines Verhaltens gesehen, dass der Mann noch lebt. Als der Vermisste seine Hand bewegte, war das ein unglaublich schönes Gefühl. Der Hund merkt das auch und freut sich mit mir.» Der Mann war stark unterkühlt, aber ansonsten nur leicht verletzt. Er wurde anschliessend mit der Rega ins Spital gebracht.

«Lupo ist ein Familienmitglied»

Dass Lupo einen guten Riecher hat, verdankt er jahrelangem Training. «Am Anfang trainieren wir mit dem Hund zwei- bis dreimal in der Woche. Wir verstecken einen Gegenstand und belohnen den Hund, wenn er ihn findet», sagt Peter Rohner, der neben Lupo noch zwei weitere Polizeihunde ausbildet. Eine Belohnung gebe es immer, auch am Montag in Stein: «Am meisten Freude hat Lupo aber nicht am Guetzli, sondern wenn wir jemanden gefunden haben.»

Leider sind die Suchen nicht immer erfolgreich, es gab auch brenzlige Situationen: «Als wir im Fürstentum Liechtenstein einen Mörder verfolgten oder in Rehetobel zwei Polizisten angeschossen wurden und wir beinahe den Hund auf den Täter ansetzen mussten. Da hatte ich nicht nur Angst um mich, sondern auch um den Hund.» Für Peter Rohner ist Lupo weit mehr als nur ein Hilfsmittel: «Er ist für mich ein guter Kollege und ein Familienmitglied.»

Der Hund mag nicht jedes Wetter

Deshalb kennt Peter Rohner auch seine Macken: «Wenn wir mitten in der Nacht zu einem Einsatz gerufen werden, hat er manchmal Anlaufschwierigkeiten. Vor allem, wenn es draussen schneit oder ‹grüsig› ist. Dann muss er sich zwei-, dreimal im Bett strecken und gut ist.» Bei der Arbeit selbst ist Lupo kaum zu bremsen.

Dennoch kann es auch sein, dass Lupo eine Spur verliert oder sich die Suche im Kreis dreht: «Manchmal verzweifle ich fast, wenn wir die Spur verlieren. Dann denke ich jeweils: ‹Gottfriedstutz, der kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben›.» In genau solchen Situationen muss sich der Hundeführer auf den Hund verlassen können: «Wir wissen nicht, wie der Hund eine Spur verfolgt. Ich frage mich dann selbst, habe ich einen Fehler gemacht? Ein Zeichen des Hundes falsch gedeutet?» In den meisten Fällen harmoniert es aber zwischen Lupo und Peter Rohner und sie sind ein unschlagbares Team: «Es ist höchstens Lupo, der manchmal vermutlich denkt, sein Alter sei ein ‹Tschumpel›.»

veröffentlicht: 21. November 2017 17:31
aktualisiert: 22. November 2017 06:11

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