Rorschach

Mit Bier zum Wahlerfolg – Suchtexperten sind entsetzt

· Online seit 20.02.2020, 20:01 Uhr
Die Jungfreisinnigen wollen mit Freibier zum Wählen anregen. Am Samstagabend bekommen Stimmbürger in Rorschach beim Besuch des Events bis zu vier Stangen Bier gratis. Suchtexperten sind entsetzt.
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«Für den Besuch des Events offerieren wir 2 Biere pro Person.» Für die Abgabe des geschlossenen Wahlkuverts gibt es zwei weitere – So wollen die Jungfreisinnigen in der Region Rorschach junge Wähler für sich gewinnen. Am Samstagabend von 19 Uhr bis 22 Uhr in der Kornhausbräu kann ein Wähler so vier gratis Biere bekommen. Suchtexperten sind entsetzt. 

Politik mit Alkohol zu verbinden sei bedenklich sowie auch die angebotene Menge, äussern Experten. «Wir sind dafür, dass sich junge Menschen für Politik und den Wahlkampf interessieren. Aber dieser Anlass sendet falsche Signale», sagt Regine Rust, Geschäftsleiterin Stiftung Suchthilfe St.Gallen, zum Tagblatt. Die von Suchtfachleuten und Gesundheitsverbänden als unbedenklich eingestufte Menge betrage maximal zwei Stangen pro Tag für einen Mann und eine Stange für eine Frau. Mit vier Stangen Bier wird diese Menge stark überschritten. Auch das Blaue Kreuz St.Gallen-Appenzell findet den Anlass «problematisch und fragwürdig».

Vizepräsident der Jungfreisinnigen Rorschach sieht die Bedenken der Experten gelassen. Man habe bewusst die Kontroverse in Kauf genommen. «Wir selbst hatten parteiintern grosse Diskussionen darüber, ob und wie viel Bier wir ausschenken sollen», sagt er zu der Zeitung. Er selbst findet den Anlass nicht bedenklich. Beim Freibier würde es sich lediglich um eine Stange, also um nicht ganz so viel Bier handeln. Mit vier Bier ergebe das eine Menge von 1,2 Liter pro Person. «Wir zwingen niemanden, diese Menge Bier zu trinken.» Jeder Stimmbürger sei selbst verantworlich für seine Konsum. 

Das Bier solle viel mehr zeigen, dass Politik nicht nur hinter verschlossenen Türen stattfinde sondern auch bei einem Bier diskutiert werden kann. Zudem gibt es bei dem Wahlanlass auch alkoholfreie Getränke. Auch der Präsident der FDP St.Gallen sieht den Bezug zum Alkohol nicht ganz so eng. «Man muss den Anlass richtig einordnen: Die Jungpartei ruft ja nicht zum Besäufnis auf, sondern im Vordergrund stehen Diskussion und Austausch», sagt Raphael Frei.

(red.)

 

veröffentlicht: 20. Februar 2020 20:01
aktualisiert: 20. Februar 2020 20:01
Quelle: FM1Today

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