Fafa

Mit Lotto und Hanf: Rheintaler helfen Strassenkindern in Ghana

· Online seit 06.12.2020, 06:34 Uhr
In Ghana ist die Armut gross und wurde durch den Corona-Lockdown noch verschärft. Eine Rheintaler Organisation unterstützt mehrere Familien und Strassenkinder finanziell – für nächstes Jahr plant sie ein Hanfprojekt.
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«Normalerweise herrscht in Accra, der Hauptstadt von Ghana, ein Verkehrschaos – im Frühling waren die Strassen leer.» René Pratter ist Mitgründer von FAFA – der Hilfsorganisation Free Africa Family, die sich für Strassenkinder in Ghana einsetzt. Ursprünglich wurden von der Organisation talentierte Fussballer von der Strasse geholt, weitergebildet und im besten Fall an Universitäten oder Colleges vermittelt. Mittlerweile werden auch Kinder aufgenommen, die nichts mit Fussball am Hut haben. «Die einzige Voraussetzung ist, dass die Kinder aus armen Verhältnissen kommen.» Sie haben dann die Möglichkeit, in der Stätte von FAFA in Accra das Bildungs- und Wohnangebot und die Sportstätte zu nutzen.

«Die Menschen durften nicht mehr arbeiten»

Der 43-jährige René Pratter wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Oberriet. Dort ist die Organisation auch gemeldet. Freiwillig kümmern sich René Pratter und seine Frau Denise zusammen mit je einer Person aus Deutschland und Ghana um das Projekt.

«Dieses Jahr ist alles etwas anders.» Aufgrund des Coronavirus können derzeit nur 16 Kinder in der Bildungs- und Wohnstätte in Ghana sein. Normalerweise sind rund 40 Kinder vor Ort. Mittlerweile habe sich die Situation rund um das Coronavirus aber in Ghana etwas beruhigt. Natürlich gebe es auch die Maskenpflicht und weitere Einschränkungen. Diese seien aber längst nicht mehr so streng wie noch im Frühling: «Im Frühling wurde ein dreiwöchiger Lockdown verhängt», erzählt der gebürtige Österreicher. «Die Menschen durften überhaupt nichts mehr machen. Nicht einmal arbeiten.» Dadurch hätten viele Familien nicht einmal mehr die Möglichkeit gehabt, Essen zu besorgen.

Ein soziales Kaufhaus und Industriehanf

«Wir haben uns dann für eine Soforthilfe entschieden und 40 Familien finanziell unterstützt.» Somit konnte zumindest einem sehr kleinen Teil der Menschen vor Ort geholfen werden. Arbeiten dürfen die Menschen jetzt wieder und auch allgemein ist die Angst vor dem Coronavirus nicht so gross wie teilweise derzeit in Europa, sagt Pratter: «Die Menschen in Ghana sind sehr oft draussen, dort ist die Ansteckungsgefahr kleiner. Allgemein ist es immer sehr warm dort.» Deshalb seien die Fälle jüngst auch zurückgegangen.

Was jedoch längerfristig bleiben wird, ist die Armut der Bevölkerung. Rund ein Viertel der in Ghana lebenden Menschen gelten als arm. Dort wollen René Pratter und sein Team in Zukunft noch mehr Hilfe leisten. «Unser Ziel ist es, verschiedene weitere Projekte ins Leben zu rufen.» Geplant sei beispielsweise ein Kunstrasen, um Fussballtalente weiter zu fördern. «Ausserdem wollen wir industriellen Hanf anpflanzen. Der medizinische Gebrauch ist in Ghana erlaubt. Wir wollen die Menschen vor Ort lehren, wie sie Hanf anpflanzen und daraus ein Endprodukt entsteht.» Auch ein «soziales Kaufhaus» ist in Planung. Darin werden Gegenstände aus Europa zu einem sehr günstigen Preis verkauft.

«Dadurch entstehen natürlich wiederum Arbeitsplätze für Jugendliche, die wir von der Strasse in unsere Stätte aufgenommen haben», sagt der 43-Jährige, der Ghana bereits mehrfach mit seiner Familie bereiste.

Geld durch Lottoabende im Rheintal

Finanziert werden die Projekte einerseits durch Spenden. Das sei dieses Jahr etwas schwierig gewesen, da viele Spendenanlässe abgesagt wurden und die Schweizerinnen und Schweizer allgemein zuerst um die Situation im eigenen Land besorgt gewesen seien. «Andererseits organisieren meine Frau und ich regelmässig Lottoabende. Die sind hier im Rheintal voll im Trend. An solchen bringen wir dann jeweils rund 5000 Franken zusammen.»

Auch Sachspenden seien willkommen und natürlich ein eigener sozialer Einsatz. Bei der FAFA ist es auch möglich, sich selbst vor Ort zu engagieren. René Pratter hofft, bald mit seiner Familie selbst wieder nach Ghana gehen zu können. Die Reise diesen September musste aufgrund des Coronavirus auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

(abl)

veröffentlicht: 6. Dezember 2020 06:34
aktualisiert: 6. Dezember 2020 06:34
Quelle: FM1Today

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