Quelle: TVO
Die Corona-Skeptiker-Party in Gommiswald am Samstag war laut Polizei der bisher grösste illegale Anlass seit Ausbruch der Pandemie im Kanton St.Gallen. Rund 90 Gäste, darunter auch Kinder und Senioren, feierten ohne Masken und Abstand gemeinsam im Restaurant «Älpli», wie FM1Today berichtete. Die Polizei konnte das als religiöse Veranstaltung getarnte Fest nicht auflösen, den Teilnehmenden droht aber eine Busse und die Verantwortlichen werden bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Trotzdem bereuen sie ihre Aktion nicht.
«Ich würde es auch wieder tun», sagt Wirtin Ramona Kessler, die ihr Lokal für die grosse Party öffnete. «Ich verstehe einfach nicht, warum niemand etwas gegen die Massnahmen unternimmt.» Die Gastronomin rechtfertigt den Anlass damit, dass es ihr nicht gut gehe, seitdem ihr Lokal zum ersten Mal wegen Corona geschlossen bleiben musste. «Meine Stammgäste rufen mich an, weil sie uns vermissen und endlich wieder ein Feierabendbier trinken wollen. Nach dem letzten Entscheid des Bundes war für mich das Mass voll.» Sie sei genau im richtigen Moment gefragt worden, ob sie das «Älpli» für die Party zur Verfügung stellen wolle.
Zürcher Corona-Skeptiker rät zur Party
Auch einer der Organisatoren, Silvio Forster, würde alles noch einmal so machen. «Ich bereue überhaupt nichts», sagt der 38-Jährige aus Eschenbach. Den Event am Samstag habe er spontan organisiert. Seine Schwester sei vor einer Woche an einem Vortrag eines Corona-Skeptikers im Kanton Zürich gewesen, der sich gut mit Gesetzen auskennen soll und dazu geraten habe, sich nicht an die Corona-Regeln zu halten. «Weil ich gerne Feste feiere, habe ich beschlossen, gleich selbst einen Event zu organisieren», sagt Forster. Auch der Zürcher Corona-Skeptiker nahm an der Party teil und hielt ein eineinhalbstündiges Referat.
«Habe eh nicht mit Hilfsgeldern gerechnet»
Sowohl Silvio Forster als auch Ramona Kessler warten nun ab, was als nächstes passiert. «Wir werden ja sehen, wer am Schluss Recht bekommt», sind sich beide einig. Die Polizei hat unterdessen ihre Handys beschlagnahmt und auch die Preisliste des Restaurants mitgenommen. Dass eine Verzeigung auch zum Ausschluss der Härtefallverordnung führt, lässt Kessler kalt. «Ich habe sowieso nicht damit gerechnet, dass ich noch irgendwelche Hilfsgelder bekomme.»
Entzug des Wirtepatents wird geprüft
Etwas mehr Angst macht ihr ein möglicher Entzug des Wirtepatents. «Bis jetzt habe ich noch nichts von der Gemeinde gehört», sagt die Gastronomin. Dies könnte sich aber schon bald ändern. Ein Patententzug ist laut Gemeindepräsident Peter Hüppi möglich. «Wir sind aktuell im Gespräch mit dem Kanton und prüfen, ob gegen das Gastwirtschaftsgesetz verstossen wurde.»
«Unfair den anderen gegenüber»
Verständnis hat Peter Hüppi für die Aktion nicht. «Natürlich ist die aktuelle Situation schwierig für alle. Trotzdem war dieser Event absolut unfair allen anderen Gastwirten gegenüber.» Auch die Bevölkerung von Gommiswald sei nicht erfreut darüber, was passiert ist. An der Veranstaltung haben laut Hüppi hauptsächlich auswärtige Gäste teilgenommen. «Es ist wirklich schade. Wenn der Hype um die Sache nicht mehr so gross ist, werde ich auch das Gespräch mit der Wirtin suchen – aktuell würde das nichts nützen.» Bleibt zu hoffen, dass Gommiswald in der nächsten Zeit wieder etwas zur Ruhe kommt.