Polizei-Grosseinsatz

Nach Schussabgabe in St.Gallen: «Situation war sehr bedrohlich»

12.04.2023, 05:49 Uhr
· Online seit 12.04.2023, 05:38 Uhr
Videos auf Social Media zeigen die Verhaftung eines 59-jährigen Mannes im St.Galler Neudorf am Karfreitag. Diese offenbaren die extrem angespannte Situation und viel Geschrei – doch unter dem Strich konnte die heikle Situation ohne Verletzte beendet werden.

Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli

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Riesige Aufregung am Karfreitag im St.Galler Neudorf: Videos auf Social Media zeigen, wie Polizeiangehörige aus ihren Fahrzeugen aussteigen und die Rorschacher Strasse hinunterhasten, dabei schreien sie auch Passanten an. «Heilandzack, haued ab! Ihr au! Weg!», schreit einer. Ein anderer schickt eine Person auf dem Fussgängerstreifen hinter ein Haus.

Dabei ging es allerdings nur um den Schutz dieser Personen. Zu diesem Zeitpunkt mussten die Einsatzkräfte davon ausgehen, dass der Auslöser dieses Einsatzes bewaffnet ist und in der Nähe ein Auto gestohlen hat. Es geht hektisch weiter: Die Polizisten gehen hinter ihren Kastenwägen in Deckung und rufen dem Mann im Auto unter anderem «Hände aus dem Fenster» zu, als auf einmal ein Schuss zu hören ist.

Die Polizisten zucken kurz zusammen, das Geschrei geht ununterbrochen weiter, bis die Polizei den Mann schliesslich mit gezogenen Waffen aus dem Fahrzeug bekommt und festnehmen kann.

«Heikle Situation»

Die Aufregung und die hitzige Stimmung beim Polizeieinsatz ist gewissermassen erschreckend – aber auch nachvollziehbar. «Das war eine heikle Situation», sagt Pascal Häderli, Sprecher der St.Galler Kantonspolizei.

«Die Polizei hat in einer solchen Situation die Aufgabe der Gefahrenabwehr und die Bevölkerung vor möglichem Schaden zu schützen. Dafür sind die Polizistinnen und Polizisten ausgebildet. Sie machen dem Gegenüber mit aller Deutlichkeit und der notwendigen Lautstärke klar, wie es sich jetzt zu verhalten hat. Ansonsten ist die Polizei legitimiert, weitere Mittel bis hin zur Schusswaffe einzusetzen.»

Schnelle Anhaltung

In diesem Fall sei es so gewesen, dass die Stadtpolizei das Auto glücklicherweise sehr schnell anhalten konnte. Die Anhaltung kam jedoch mitten im städtischen Verkehr und mit entsprechend grossen Publikum zustande. Es entstand eine Situation in der relativ viele Personen den Einsatz beobachten und sogar aufnehmen und ins Internet stellen konnten.

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«Für die Polizei gilt es in solchen Fällen die Gefahrenquelle unter Kontrolle zu bringen sowie auch Unbeteiligte vor möglichem Schaden zu schützen. Dass es dabei unzimperlich zu und her geht, versteht sich hoffentlich von selbst», sagt Häderli.

Videos aus der ersten Reihe

Dass die Öffentlichkeit überhaupt mit Videos in den sozialen Medien an einem Polizeieinsatz teilhaben kann, sei ein Phänomen der Smartphone-Zeit, sagt Häderli weiter.

Die Bevölkerung habe dadurch vielleicht etwas die Distanz und den Sinn für Gefahr bei solchen Ereignissen verloren. Dies könne zu problematischen Situationen für alle Anwesenden führen. «Die Sicherheit der Menschen sollte immer noch über dem besten Handyvideo stehen», so Häderli.

Erfolgreicher Einsatz

Wenn man sich die Videos anschaut, so scheint die Situation vor allem für die beteiligten Polizistinnen und Polizisten gefährlich gewesen zu sein – und für den festgenommen 59-Jährigen. Es waren mehrere Waffen auf ihn gerichtet, viel mehr als eine falsche Bewegung hätte es wohl nicht für eine Schussabgabe seitens der Polizei gebraucht.

Eine Schussabgabe durch die Polizei ist jedoch nicht erfolgt, wie Häderli betont. Hingegen habe der Mann im Auto seine Schreckschusswaffe abgefeuert. Darum könne man den Einsatz als erfolgreich bezeichnen: «Die Situation war durchaus sehr bedrohlich und konnte glücklicherweise ohne Verletzte aufgelöst werden.»

Und etwas mehr Geschrei im Tausch gegen ein Menschenleben scheint dann doch ein sehr guter Handel zu sein. Zum Fall selbst kann die Polizei noch nicht viel mehr Auskünfte geben. Der genaue Tathergang sowie das Motiv des Mannes sind weiterhin Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

veröffentlicht: 12. April 2023 05:38
aktualisiert: 12. April 2023 05:49
Quelle: FM1Today

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