«Natürlich streiken wir weiter»

14.01.2019, 19:17 Uhr
· Online seit 14.01.2019, 17:10 Uhr
Obwohl das Bildungsdepartement droht, bei zukünftigen Klimastreiks unentschuldigte Absenz zu verteilen, wollen die Ostschweizer Kantischüler weiter streiken. Gleichzeitig werfen sie dem Amt Doppelmoral vor.
Praktikant FM1Today
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«Absenzen werden für Sport- und Musikanlässe bewilligt. Sobald man sich aber politisch engagiert, kriegt man keine Bewilligung.» Miriam Rizvi ist verärgert. Zusammen mit neun Mitstreitern hat sie bereits zwei Klimastreiks von Kantonsschulen aus der ganzen Ostschweiz organisiert. Rund 350 Schülerinnen und Schülern gingen nicht zur Schule und demonstrierten stattdessen für eine andere Klimapolitik. Zum Beispiel am letzten Freitag:

Geht es nach dem Bildungsdepartement, soll damit Schluss sein: «Die Teilnahme an weiteren Klimastreiks hat eine unentschuldigte Absenz zur Folge», sagt Tina Cassidy, Leiterin vom Amt für Mittelschulen. Die Schule habe einen Bildungsauftrag, daher sei es nicht möglich, unbeschränkt dem Unterricht fernzubleiben. Überraschend kam der Entscheid für Rizvi nicht. «In anderen Kantonen wurde ähnlich entschieden.»

«Bestrafung wirkt hemmend»

Trotz der Drohung: Der Streik soll weitergehen. «Die Absenzen sind eine kurzfristige Konsequenz. Die langfristige Konsequenz, wenn wir nicht streiken, ist, dass der Klimawandel weiter voranschreitet.» Für Rizvi ist klar, dass die Bestrafung hemmend auf die Streikenden wirkt. «Ich glaube aber, dass die Bewegung stärker ist.»

Keinen Streik ausserhalb der Schule

Einen Streik ausserhalb der Schulzeit hätte gemäss Rizvi weniger Wirkung. «Es gibt bereits viele Aktionen für das Klima ausserhalb der Schule. Diese bekommen aber wenig Reaktionen von der Politik.» Ein Schulstreik sei ein starkes Zeichen, denn Schüler verzichteten auf ihr Privileg, zur Schule gehen zu können.

Absenzen erscheinen im Zeugnis

Die Absenzen können früher oder später zum Problem werden. «Sie werden im Zeugnis ausgewiesen, je nach Schulleitung kann es auch noch weitere Konsequenzen haben», sagt Cassidy. Dazu werde natürlich auch der verpasste Schulstoff irgendwann geprüft.

Der TVO-Beitrag über die möglichen Konsequenzen für streikende Schüler:

«Angst davor haben wir als Kollektiv nicht», sagt Rizvi. Man werde sich gegen allfällige Bestrafungen wehren. «Es liegt aber in der Verantwortung der einzelnen Schüler, verpassten Stoff nachzuholen.» Der Streik werde deshalb nicht immer zur gleichen Zeit stattfinden, damit nicht die gleichen Schulstunden betroffen sind.

Treffen geplant

Trotz der Drohung: Das Bildungsdepartement unterstützt das Anliegen der Schüler – aber nicht die Aktion. Deshalb möchte sich Tina Cassidy mit den Initianten treffen, wenn möglich noch diese Woche. «Ich werde ihnen dort hauptsächlich zuhören. Es ist wichtig, ein offenes Ohr zu haben und zu wissen, was die Initianten erreichen möchten», sagt Cassidy.

Miriam Rizvi zeigt sich offen für den Dialog und unterstützt diesen. Aber: «Beim Klimastreik geht es darum, was die Regierung in Bern, in den Kantonen und in den Gemeinden macht und nicht unbedingt um das Bildungsdepartement.»
veröffentlicht: 14. Januar 2019 17:10
aktualisiert: 14. Januar 2019 19:17
Quelle: tob

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