Neue Öffnungzeiten kaum genutzt – wie weiter nach der Abstimmung?
Quelle: tvo
Rico Baettig wollte schon immer mehr Freiheiten bei den Ladenöffnungszeiten. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Parfumerie- und Coiffeurgeschäfts an der Multergasse freut sich deshalb, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am Sonntag ein Zeichen gesetzt und dem Beschluss des Stadtrats, die Öffnungszeiten zu liberalisieren, Rückendeckung gegeben haben. «Freiheit für die Läden ist die beste Lösung. Mir zeigt es auch, dass die Kundschaft an einem Sonntag einkaufen will. Es muss einfach attraktiv gestaltet werden. Das ist das Problem von uns in den Innenstädten», erklärt Baettig.
Liberale Öffnungszeiten werden kaum genutzt
Bis jetzt nutzt noch kein einziger Laden in der Stadt St.Gallen die liberalen Öffnungszeiten – und das, obwohl sie schon länger könnten. Im Juni 2020 entschied der St.Galler Stadtrat, dass Läden in der Innenstadt am Samstag von 6 Uhr bis 20 Uhr und am Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr öffnen dürfen. Dagegen wurde eine Initiative von SP und Gewerkschaften lanciert, das Parlament präsentierte einen Gegenvorschlag. Beides wurde nun am Sonntag vom Stimmvolk abgelehnt.
Für Confiserien ungeeignet
Um länger geöffnet zu bleiben, bräuchte es eigentlich nur ein Gesuch. Bis dato ist bei der Stadt allerdings noch kein einziges eingegangen. Das habe einen Grund, sagt Martin Schnyder von der Bäckerei und Confiserie Roggwiler. Er betreibt in der Multergasse und am Bahnhof seine Geschäfte. «Für Kleingeschäfte, wie wir eines sind, ist das eigentlich unmöglich. Nur damit der Betrieb funktioniert, brauchen wir mindestens zehn bis zwölf Personen.» Er werde «mit Garantie» am Sonntag auch in Zukunft nicht öffnen.
Pro City will nicht bevormunden
Der Geschäftsverband Pro City will deswegen auch keine Empfehlung zur Öffnung am Sonntag herausgeben. Dass jedes Geschäft selber über eine Öffnung entscheiden kann, begrüsse man zwar, aber erzwingen wolle man nichts, so Ralph Bleuer, Präsident von Pro City St.Gallen: «Wichtig ist, dass die Geschäfte die Möglichkeit haben. Wenn sie diese nutzen möchten, müssen sie das Gesuch stellen.» Dass Pro City ihre Mitglieder aber jetzt aktiv animiert, am Sonntag aufzumachen, solle nicht die Idee sein.
(saz)