Brand von Rebstein

Ob Brandruine renoviert werden kann, ist unklar

· Online seit 24.06.2022, 16:34 Uhr
Nach dem Grossbrand im Rebsteiner Industriegebiet kommt es in der Nacht auf Donnerstag zu einem Nachbrand. Ein kontrollierter Einsturz hätte dies vielleicht verhindert. Warum man sich dennoch dagegen entschieden hat.
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Dienstagabend, Rebstein, eine Industriehalle in einem Industrieviertel im Rheintaler Dorf geht in Flammen auf. Das Feuer greift rasch aufs Nebengebäude über. Vollbrand. Totalschaden. Verschiedene Gewerbler verlieren ihre Büroräumlichkeiten, ihren Produktionsstandort, ihren Lagerraum.

Quelle: FM1Today/Sarah Wagner/Tim Allenspach

Am Mittwochmorgen untersucht die Brandermittlung das betroffene Gebäude. Die Feuerwehr will es anschliessend kontrolliert zum Einsturz bringen und fluten, um so Nachbrände zu verhindern. Doch die Verantwortlichen vor Ort entscheiden sich dagegen. Prompt kommt es in der Nacht auf Donnerstag zu einem Mottbrand. Das Feuer konnte rasch gelöscht werden. Und doch stellt sich eine Frage: Warum hat man sich gegen einen kontrollierten Einsturz des Gebäudes entschieden?

Die Feuerwehr will löschen, die Brandermittlung Beweise sichern

Die kurze Antwort: Es ist komplex. Denn bei den Löscharbeiten und nach einem Brand prallen laut «St.Galler Tagblatt» immer verschiedene Interesse aufeinander: Die Feuerwehr will das Feuer so rasch wie möglich löschen, die Kantonspolizei will in einer möglichst unversehrten Brandruine die Brandursache ermitteln, die Gebäudeversicherung hofft auf eine möglichst gut erhaltene Gebäudehülle für den Wiederaufbau. Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, sagt: «Man sucht jeweils vor Ort nach einem Kompromiss, der für alle stimmt. Und natürlich ist die erste Priorität, den Brand zu löschen und andere Gebäude zu schützen.»

Bei einem grösseren Brand entscheidet sich die Feuerwehr auch einmal, Wände oder einen Dachstock einzudrücken, um den Brandherd besser löschen zu können. Für die Brandermittler stellt sich dabei die Frage: Könnten nicht allfällige Beweismittel vernichtet werden? Krüsi macht ein fiktives, allgemeines Beispiel: «Was, wenn hinter einer solchen Wand, ein Aschenbecher zu finden ist, der auf eine Unachtsamkeit der Bewohner schliessen lässt?» Dies könnte später vor Gericht relevant werden, sollte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnen.

Warum kam es zum Nachbrand? «Die Hitzeentwicklung und die Löscharbeiten in grosser Höhe gestalteten sich in Rebstein schwierig», sagt Krüsi. So sei es nicht unüblich, dass nach der Brandlöschung wieder Mottbrände entstehen könnten.

Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli / BRK News

Lohnt sich der Wiederaufbau?

Bei Brandfällen mit Gebäudeschäden wie etwa in Rebstein ist immer auch die Gebäudeversicherung St.Gallen involviert. Die eigentliche Arbeit des öffentlich-rechtlichen Unternehmens beginnt aber, wenn die Löscharbeiten nach Bränden abgeschlossen sind. Für die Gebäudeversicherung stellt sich dann die Frage: Welche Elemente eines Baus könnten für den Wiederaufbau genutzt werden? Dies können einzelne Mauern sein, das Untergeschoss oder gar ein Grossteil eines Gebäudes.

Beat Räber, stellvertretender Leiter der Abteilung Schaden, sagt: «Die Quintessenz ist eigentlich: Was kommt teurer? Der Abbruch und Neubau oder der Wiederaufbau an und mit bestehenden Gebäudeelementen?» Die Krux liegt häufig im Detail. Räber nennt einige Beispiele: Wie stark der Beton durch die chemische Reaktion der Löschflüssigkeit beschädigt ist. Oder wie stark die noch bestehenden Gebäudeteile durch die Hitze getroffen wurden. So können etwa die Armierungseisen im Beton an Stabilität verlieren.

Oft haben es Räber und sein Team bei der Beurteilung mit Bränden von geringerem Ausmass als jenem in Rebstein zu tun: einem Wohnungsbrand, einem Dachstock, der in Flammen aufgegangen ist, oder einem Feuer in einer Küche. Und so treffen sie auf Schäden, bei denen Reinigungsarbeiten und Renovationen oft genügen, um die Wohnung wieder wohnlich, den Dachstock wieder zum Dachstock oder die Küche wieder zur Küche zu machen.

Und wie schätzt die Gebäudeversicherung den Fall Rebstein ein? Räber: «Es ist noch zu früh, um Aussagen zu treffen. Unsere Arbeit beginnt erst.» Die Ursache für den Brandausbruch im Industriegebiet ist damit nach wie vor unklar.

veröffentlicht: 24. Juni 2022 16:34
aktualisiert: 24. Juni 2022 16:34
Quelle: St.Galler Tagblatt/David Grob

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