Ostschweizer Unternehmen erwarten längere Durststrecke
An der Befragung zwischen dem 24. und 27. August nahmen 457 Ostschweizer Unternehmen teil, wie die beiden IHK am Dienstag mitteilten. Die Ostschweizer Wirtschaft erwarte ein schwieriges zweites Halbjahr. Um sich zu wappnen, versuchten Unternehmen, ihre betriebliche und finanzielle Widerstandskraft zu stärken.
So strebten ein Drittel der Firmen eine Anpassung ihrer Lieferketten an, um im Fall eines erneuten Lockdowns von Grenzschliessungen weniger hart getroffen zu werden. Eine Fokussierung auf inländische und europäische Partner seien für die Unternehmen eine ernsthafte Option.
Hingegen stehe ein Ausbau der Lagerkapazitäten für Rohmaterialien und Vorprodukte mehrheitlich nicht zur Diskussion. Ein Viertel der befragten Unternehmen waren im vergangenen April von unterbrochenen Lieferketten betroffen. Offene Grenzen seien für die stark exportorientierte Ostschweizer Wirtschaft lebenswichtig, heisst es.
Bestellungen gingen zurück
Laut der IHK-Umfrage beurteilten ein Drittel der Firmen ihre Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2020 insgesamt als schlecht. Neun von zehn Unternehmen berichteten von Erschwernissen, vor allem von Bestellungsrückgängen, einer geringeren Nachfrage, aber auch von zu hohen Personalbeständen.
Besonders betroffen davon waren die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Branche). Die Mehrheit der MEM-Unternehmen erwartet, dass die Probleme auch im zweiten Semester 2020 anhalten werden. Die Umsätzen dürften aber nicht mehr so drastisch zurückgehen wie im ersten Halbjahr.
In eine andere Richtung entwickelt sich das Baugewerbe: Nach einem guten Geschäftsgang im ersten Halbjahr mit nur geringen oder überhaupt keinen Umsatzeinbussen rechnen die Baufirmen im zweiten Halbjahr mit einer Eintrübung.
Erschöpfte Reserven
Ein Grossteil der Ostschweizer Unternehmen wäre laut den Industrie- und Handelskammern nicht genügend auf eine zweite Corona-Welle vorbereitet. Zwar seien die Schutzkonzepte und die technische Infrastruktur vorhanden. Die Firmen verfügten aber mehrheitlich nicht über die notwendigen liquiden Reserven.
Während in der ersten Lockdown-Phase viele Unternehmen von Reserven zehren konnten, «scheinen sich diese Reserven mittlerweile erschöpft zu haben», heisst es. 44 Prozent der befragten Unternehmen gehen von einer grösseren Konkurswelle aus. Dies zeige die «fragile und unsichere Situation» der Ostschweizer Wirtschaft.