St.Gallen

Registration in Clubs: «Einige nehmen es nicht ernst»

10.09.2020, 08:02 Uhr
· Online seit 10.09.2020, 07:52 Uhr
Fast 800 Gäste mussten nach einem Corona-Fall kontaktiert werden: Das «BBC» in Gossau hatte zwar alle Gäste registriert, nicht aber deren Weggangszeit. Auch in St.Gallen stellt sich die Frage, wie man die Gäste zum Ausloggen bewegen kann.
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Es ist ärgerlich für das «BBC Butterbarcafe» in Gossau: Zuerst mussten alle rund 800 Gäste eines Abends Ende August über den positiven Covid-19-Test eines Partygastes informiert werden, weil das «BBC» – entgegen der Bundesverordnung – zwar die Kontaktdaten aufgenommen, aber die Weggangszeiten der Gäste nicht registriert hatte und nicht klar war, wer gleichzeitig mit der infizierten Person in der Bar war. Danach wurden sechs Mitarbeitende positiv auf das Virus getestet, weswegen das «BBC» trotz Schutzkonzept vorübergehend schliessen musste.

Viele Bars und Clubs in der Region – darunter das «BBC» und einige Mitglieder des Vereins «Nachtgallen» – nutzen das Registrationssystem «Quickreg» des St.Galler Webentwicklers vadian.net. Bis zu 100 Veranstalter seien inzwischen dabei, sagt Projektmanager Michael Frommenwiler gegenüber FM1Today. Auch aus Städten ausserhalb der Ostschweiz.

«Quickreg» funktioniert wie eine Art Boarding Pass: Besucher scannen den QR-Code der Lokalität und gelangen auf die Registrationsseite. Dazu reicht die Kamera des Smartphones. Nach dem Eingeben der Kontaktdaten erhalten die Besucher einen SMS-Bestätigungscode mit Link zum Eintrittsticket mit persönlichem QR-Code, welcher dann beim Ein-, respektive Austritt gescannt wird.

Die Funktion, dass sich die Gäste beim Rausgehen wieder auschecken können, ist optional. Das System kann, je nach Kanton und Art des Events, frei konfiguriert werden, wie Frommenwiler erklärt.

«Habe extra die falschen Daten angegeben»

Der Projektmanager ist im Frühling selbst an Corona erkrankt. Er hat den Eindruck, dass sich manche Bars und Clubs noch immer nicht an die Vorschriften des Bundes halten. «Einige nehmen es nicht ernst. Ich habe beispielsweise mal vor einem Club in St.Gallen den QR-Code eines konkurrierenden Systems gescannt und extra die falschen Kontaktdaten angegeben. Trotzdem erhielt ich eine Bestätigung direkt im Browser und mir wurde fürs Mitmachen gedankt.» Wenn ein Lokal mit einem seriösen System arbeite, diene das der Sicherheit der Leute und zeuge das von Professionalität.

Frommenwiler ist der Meinung, das «BBC» habe alles richtig gemacht. Am Ende könne aber auch das beste Zulasssystem nicht vor dem Coronavirus schützen. «Irgendwann verlieren die Leute in der Bar oder im Club die Hemmschwelle.»

«So behalten wir die Übersicht»

Der St.Galler Club Kugl nutzt ebenfalls «Quickreg» und macht gute Erfahrungen damit. «Ich finde, es ist ein gutes System und es funktioniert für uns wunderbar», sagt Daniel Weder, Geschäftsleiter des Kugl und Vorstandsmitglied von «Nachtgallen».

Weder sieht im System, wie viele Leute sich drinnen aufhalten. Wenn der Club voll ist und jemand ihn und das Areal verlässt, darf jemand rein, der wartet. «Derjenige, der weggegangen ist und schon Eintritt bezahlt hat, darf dann nur wieder rein, wenn es Platz hat», sagt Weder. Es sei Geduld seitens Gästen gefragt.

Um zu gewährleisten, dass sich jeder Gast beim Verlassen auch ausloggt, hat das Kugl zwei Mitarbeitende abbestellt – einen für das Einloggen, den zweiten für das Ausloggen. «So behalten sie die Übersicht und wir wissen jederzeit, wer wann gegangen ist», sagt Weder.

«Wichtig, die Registrierungen sauber abzuhandeln»

Auch für den Veranstalter selbst sei es sinnvoll, die Weggangszeiten zu registrieren, ansonsten dürfte man ja nur 300 Gäste reinlassen, sagt Weder. «Dank der Weggangszeiten dürfen wir den Durchlauf machen. Es sollte das oberste Ziel eines jeden Veranstalters sein, das sauber zu machen, denn dann ist man auf der sicheren Seite.»

«Kanton sollte das vorschreiben»

Bei einer Bar dürfte es schwieriger sein, jeden Gast beim Verlassen darauf hinzuweisen, er solle sich ausloggen – gerade wenn es nebst Innenraum noch Aussenplätze gibt. Der Inhaber der Südbar, Ruedi Gamper, findet, dass es eine einheitliche Weisung geben sollte.

«Meiner Meinung nach sollte der Kanton vorschreiben, dass alle Gastronomiebetriebe, egal ob Bar oder Restaurant, dasselbe System haben müssen. Dann sind die Bedingungen für alle gleich», sagt Gamper.

Laut der St.Galler Kantonsärztin Danuta Zemp ist nicht klar, ob alle Bars und Clubs die Kontaktdaten ihrer Gäste sauber aufnehmen und aufschreiben, wann diese gekommen und gegangen sind. Die Umsetzung und Überprüfung der Schutzkonzepte sei Sache der Gemeinden.

2 bis 3 Prozent stecken sich im Club an

Schärfere Regeln für das St.Galler Nachtleben sind vorerst nicht angedacht. «Zusätzliche Massnahmen haben immer Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft. Darum muss jeweils sorgfältig geprüft werden, ob eine Massnahme verhältnismässig und wirkungsvoll ist. Nach Möglichkeit sollen immer auch zuerst lokale Massnahmen geprüft werden», schreibt Zemp.

Bei den bisherigen Auswertungen aus dem Contact Tracing im Kanton St.Gallen habe sich gezeigt, dass sich 2 bis 3 Prozent der Personen in Bars und Clubs anstecken. «Zudem muss berücksichtigt werden, dass die besten Schutzkonzepte nicht wirksam sind, wenn sich die einzelnen Personen nicht an die Verhaltensmassnahmen und Hygieneregeln halten und zum Beispiel trotz Erkrankung in einen Club gehen oder den Abstand nicht wahren.»

veröffentlicht: 10. September 2020 07:52
aktualisiert: 10. September 2020 08:02
Quelle: FM1Today

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