St.Gallen

Sind Kinder und Lehrpersonen in den Schulen noch sicher?

01.02.2021, 09:42 Uhr
· Online seit 01.02.2021, 05:43 Uhr
Eine Lehrperson einer St.Galler Schule kritisiert den Kanton in seiner Handhabung der Coronakrise. Halbherzige Schutzkonzepte und eine unzureichende Teststrategie für Kinder wirft sie dem Kanton unter anderem vor. Das Kantonsarztamt und das Bildungsdepartement beschwichtigen.
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Kinder sind keine Treiber der Pandemie. Das Hauptargument für den Präsenzunterricht an Schulen scheint langsam zu bröckeln. In der Aroser Schule wurden bei Kindern und Lehrerpersonen 20 Fälle des mutierten Coronavirus entdeckt. Die Schule bleibt bis 6. Februar geschlossen. Im Oberstufenschulhaus Engelwies in der Stadt St.Gallen wurden vier Fälle eines mutierten Coronavirus nachgewiesen. Zwei Klassen befinden sich in Quarantäne. In Wattwil-Krinau wurden nach positiven Fällen ebenfalls mehrere Klassen in Quarantäne geschickt. Das sind nur einige aktuelle Beispiele.

Sind Kinder und Lehrpersonen an den Schulen noch sicher? Diese Frage stellt sich auch eine Lehrperson, die im Kanton St.Gallen unterrichtet. Die Lehrperson, die anonym bleiben möchte, wendet sich mit einem Schreiben an FM1Today und kritisiert die bestehenden Massnahmen betreffend der Primarschulen aufs Schärfste.

«Einzelfälle sind nie auszuschliessen»

Die meisten Schutzkonzepte würden nur teilweise so umgesetzt, wie es vorgeschrieben sei, schreibt sie. Ausserdem würden Sitzungen unter Lehrpersonen immer noch physisch durchgeführt.

Das St.Galler Bildungsdepartement hält indes an den bestehenden Schutzkonzepten fest: «Diese sind mit den zuständigen medizinischen Fachpersonen abgestimmt. Die Umsetzung liegt in der Verantwortung der kommunalen Schulträger und von deren Schulführungen vor Ort», heisst es auf Anfrage von FM1Today. Hinweise auf halbherzige Umsetzung würden dem Bildungsdepartement nicht vorliegen. «Einzelfälle sind nie auszuschliessen.» Auch über Fälle von Lehrpersonen, welche sich nicht an die Konzepte halten, habe man keine Kenntnis.

Keine Änderungen für Kinder durch mutiertes Virus

Weiter zweifelt die Lehrperson die aktuelle Teststrategie bei Kindern an. Kinder würden trotz Symptomen viel zu wenig getestet. Somit müssten auch kranke Kinder die Schule besuchen.

«Die Teststrategie wird vom Bund vorgegeben. Auch der Kanton St.Gallen hält sich an diese», erwidert das Kantonsarztamt. «Je jünger die Kinder sind, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Virus weitergeben.» In Bezug auf die Kinder habe sich auch bei der mutierten Virusvariante keine Änderung ergeben. «Sie sind weiterhin nicht Treiber der Pandemie. Entsprechend müssen die Richtlinien der Pädiatrie Schweiz nicht angepasst werden.» Dies bestätigt auch eine Studie, die kürzlich in England durchgeführt wurde. Diese zeigt: Von rund 68'000 Fällen mit der Virus-Variante machten die 0- bis 9-Jährigen lediglich 6 Prozent aus.

Quarantäne oder nicht? Kanton entscheidet individuell

Doch nicht nur die Teststrategie, auch die Quarantäneregelung bereitet der Lehrperson Sorgen. Nach den Coronafällen an der Oberstufe Engelwies in St.Gallen wurde für Donnerstag ein Schnelltest bei allen Schülerinnen und Schülern angeordnet. Trotzdem durften sich die Kontaktpersonen der Kinder, welche sich in Quarantäne befanden, frei bewegen.

Jeder Einzelfall werde genau angeschaut und es werde individuell entschieden, schreibt das Kantonsarztamt. «Entsprechend kann es sein, dass in einem Fall auch die Kontaktpersonen der Kontaktpersonen in Quarantäne gehen müssen und im anderen Fall nicht. Die Verbreitung des Virus kann damit gezielt verhindert werden.»

veröffentlicht: 1. Februar 2021 05:43
aktualisiert: 1. Februar 2021 09:42
Quelle: FM1Today

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