Lehre im Lockdown

So haben Gastro-Lernende die Coronapandemie erlebt

· Online seit 10.06.2022, 19:40 Uhr
Wegen der Coronapandemie durften Restaurants für längere Zeit keine Gäste bewirten. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Lernenden in der Gastronomie, die für geraume Zeit ihre Ausbildung nicht im vollen Umfang absolvieren konnten. Zwei Lernende blicken nun auf die Coronazeit zurück.

Quelle: tvo

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Zahlreiche Gäste sitzen an den Tischen im Restaurant Rössli in Flawil. Für die 18-jährige Svenja Rhiner ist dieser Anblick nicht selbstverständlich. Ein paar Monate nachdem sie ihre Service-Lehre angetreten ist, kam die Coronapandemie, welche Folgen für ihre Ausbildung mit sich brachte.

«Zu Hause kann ich keine Gäste bewirten»

«Für rund neun Monate konnte ich insgesamt nicht arbeiten. Deswegen habe ich nun das zweite Lehrjahr wiederholt und schliesse erst in einem Jahr ab. Man lernt durch die Arbeit selbst. Zu Hause kann ich keine Gäste bewirten», sagt Svenja Rhiner gegenüber TVO.

Auch Joel Bühler, der im Rössli eine Lehre als Koch absolviert, hat unter der Pandemie gelitten. Während des Lockdowns durfte er aber zusätzliche Kurse besuchen. Schwierig war es, die Motivation für das Lernen für die Schule zu finden: «Man wusste nicht so recht, ob es das Lernen überhaupt bringt», sagt der auszubildende Koch im zweiten Lehrjahr.

Der St.Galler Gastroverband ist überzeugt, dass es sich für die Lernenden gelohnt hat, am Ball zu bleiben. Auch wenn die Lernenden zum Teil improvisieren mussten. «Jene, die vorwärts kommen wollten, haben das auch geschafft. Wenn man wollte, konnte man jeden Tag zu Hause kochen. Ich habe aber eher erlebt, dass es in eine Art Lethargie abrutschte. Man musste die Lernenden pushen», sagt Irene Baumann, Vizepräsidentin von Gastro St.Gallen.

Kein Bonus für «Pandemie-Lernende»

Den Lernenden wegen Corona mit einer einfacheren Abschlussprüfung entgegenzukommen, macht für Irene Baumann deshalb auch keinen Sinn: «Niemand will nachher hören, man sei ein Pandemie-Lernender. Auch wenn die Ausbildung abgeschlossen ist: Gelernt wird hoffentlich ein Leben lang. Die Lernenden sind aber auch trotz Corona top ausgebildet.»

Die Lernenden im Rössli in Flawil können der Pandemie-Lehre auch etwas Gutes abgewinnen: «Ich bin sicher flexibler, da ich immer auf Abruf bereit war. Man hat manchmal sehr kurzfristig erfahren, wann es einen Einsatz gibt», sagt Svenja Rhiner. Und auch der auszubildende Koch Joel Bühler nimmt Positives aus der Zeit mit: «Ich bin selbständiger geworden. Ich weiss jetzt schon Dinge, die ich sonst vielleicht erst im dritten Jahr gelernt hätte.»

Die beiden Lernenden hoffen, dass sie ihre Lehre gut abschliessen können und ihnen dabei keine Pandemie mehr im Weg steht.

(red.)

veröffentlicht: 10. Juni 2022 19:40
aktualisiert: 10. Juni 2022 19:40
Quelle: TVO

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