OASG und OAFF

So viel Corona-Gelder bekamen die Ostschweizer Festivals

08.07.2022, 14:03 Uhr
· Online seit 08.07.2022, 09:11 Uhr
Die Absagen in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 haben Musikfestivals wie in St.Gallen und Frauenfeld in Bedrängnis gebracht. Sie konnten aber auf finanzielle Hilfen der öffentlichen Hand zählen, die nicht zurückbezahlt werden müssen.
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Am letzten Wochenende strömten Tausende von Musikfans ins St.Galler Sittertobel, seit Mittwoch zieht das Hip-Hop-Festival in Frauenfeld viel Publikum an. Auch das St.Galler Kulturfestival knüpft mit seinem aktuellen Programm an die Ausgaben vor 2020 an.

Fast scheint es, als hätte es die Pandemie nie geben. Dabei war zwei Jahre lang alles anders. Damit kulturelle Veranstaltungen wie die Musikfestivals überleben konnten, zahlten die Kantone 2020 und 2021 teils hohe Summen aus. Es war aber auch eine Zeit der grossen Unsicherheit und der vergeblichen Planungen.

Als im März 2020 das öffentliche Leben wegen des Coronavirus immer weiter zurückgefahren wurde, hatte das Openair St.Gallen bereits einen grossen Teil der Tickets verkauft. Das Musikprogramm stand mehr oder weniger fest. Nach einem längeren Werweissen verbot der Bundesrats Ende April alle Grossveranstaltungen bis zum 31. August. Damit mussten die Ende Juni und anfangs Juli stattfindenden Festivals in St.Galler und Frauenfeld abgesagt werden.

Ein Hin und Her gab es 2020 auch für das St.Galler Kulturfestival, das sein dreiwöchiges Programm auf eine Light-Ausgabe mit Acts aus der Ostschweiz reduzierte, aber immerhin stattfinden konnte.

Laufend Absagen

Auch 2021 war lange nicht klar, ob es wegen der anlaufenden Impfkampagne nicht doch eine Chance für Live-Musik gab. Das Problem waren dann die langen Planungszeiten. Das Openair St.Gallen wurde bereits im März abgesagt. Das Aus für Frauenfeld gaben die Organisatoren im April bekannt. Sie versuchten noch, für September einen Ersatz namens «Frauenfeldli» auf die Beine zu stellen. Doch dann gab es dafür keine Bewilligung.

Wie andere Kulturveranstalter konnten die Festivals von Hilfen nach dem Covid-19 Gesetz wie den Ausfallentschädigungen profitieren. Als Unternehmen war es für sie zudem grundsätzlich möglich, Covid-Kredite zu beziehen und Kurzarbeit anzumelden.

2020 überwies der Kanton St.Gallen den Organisatoren des Openair St.Gallen Ausfallentschädigungen in der Höhe von 631'058 Franken. 2021 gab es unter dem gleichen Titel nochmals 597'827 Franken, wie das Amt für Kultur auf Anfrage mitteilte. Insgesamt waren es rund 1,2 Millionen Franken.

Weiter seien Kurzarbeitsentschädigungen sowie ein Covid-Kredit beansprucht worden, erklärt Finanzchef Cyrill Stadler. Das Festival habe in den beiden Jahren 20 Prozent des Verlustes selber getragen. Der Covid-Kredit, der vollumfänglich zurückbezahlt werden muss, sei für die Verbesserung der Substanz wichtig gewesen.

Hilfen gab es auch für das St.Galler Kulturfestival, das mit einem deutlich tieferen Budget operiert. 2020, als die «Light»-Ausgabe stattfand, erhielten die Organisatoren 32'104 Franken an Ausfallentschädigungen. 2021, als das Festival ganz abgesagt werden musste, wurden 78'005 Franken ausbezahlt.

Unter dem Schutzschirm

Das Openair Frauenfeld ist das grösste Hip-Hop-Festival Europas. Nach der Absage von 2020 zahlte das Thurgauer Kulturamt für das erste Corona-Jahr 1,17 Millionen Franken an Ausfallentschädigungen aus. 2021 gab es unter dem gleichen Titel nochmals 500'000 Franken.

Ein Spezialfall war 2021 das «Frauenfeldli». Für das viertägige Festival waren pro Tag bis zu 20'000 Gäste erwartet worden. Am 14. September hätte es starten sollen, am 31. August wurde es abgesagt. Die Behörden hatten kurzfristig die Bewilligung entzogen, weil sie wegen der damals steigenden Fallzahlen keine Überlastung der Spitäler riskieren wollten.

Damit kam ein neues Instrument der Corona-Hilfen zum Tragen: Im Juli hatte der Bundesrat einen «Schutzschirm» lanciert, der für Publikumsanlässe gedacht war, die öffentlich und für mehr als 1000 Personen pro Tag konzipiert waren. Unter diesem «Schirm» befand sich auch das «Frauenfeldli». Der Kanton zahlte nach der Absage 1,45 Millionen Franken aus, wie das Amt für Wirtschaft und Arbeit mitteilte.

veröffentlicht: 8. Juli 2022 09:11
aktualisiert: 8. Juli 2022 14:03
Quelle: sda

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