Spitäler

St.Galler Spitäler schreiben Verlust von 102 Millionen Franken

15.03.2022, 19:42 Uhr
· Online seit 15.03.2022, 14:30 Uhr
Die vier St.Galler Spitalverbunde haben im vergangenen Jahr Verluste von insgesamt 102 Millionen Franken geschrieben. Die Pandemie hat auch 2021 deutliche Spuren hinterlassen. 52 Millionen kostet eine Wertberichtigung wegen der Schliessung des Spitals Wattwil.

Quelle: tvo

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Der Verlust von 102 Millionen Franken bedeutet eine Verschlechterung von 60 Millionen gegenüber dem Budget und von 32 Millionen gegenüber dem Jahr 2020, wie die Spitalverbunde am Dienstag informierten. Gesamthaft hat die Gruppe einen Umsatz von 1,35 Milliarden Franken erwirtschaftet, was einem Zuwachs von 69 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Mit der Zusammenlegung der Spitäler seien die Spitalverbunde auf dem richtigen Weg, sagte Vize-Verwaltungsratspräsident Leo Kaufmann vor den Medien. Im 10-Jahres-Plan seien Verluste eingeplant gewesen. «Wir sind tiefer getaucht als geplant und müssen rund zwei Jahre länger unter Wasser bleiben», so Kaufmann. Als einen der Gründe nannte er die Corona-Pandemie.

Für das Jahr 2020 gab es für die St.Galler Spitäler 34,7 Millionen Franken für pandemiebedingte Ausfälle. Die Corona-Lücken seien nur zur Hälfte gedeckt worden, sagte Daniel Germann, CEO des Kantonsspitals St.Gallen (KSSG). Für 2021 seien die Chancen aber gering, dass der Bund sich an den Defiziten beteilige. Auch die St.Galler Regierung will auf eine weitere Entschädigung der Spitäler für die Corona-Ausfälle verzichten.

Tiefere Patientenzahlen wegen Corona

Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie hatten die St.Galler Spitäler in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres tiefere Patientenzahlen, wie es weiter hiess. Insgesamt lag die Zahl der stationären Patientinnen und Patienten mit 61'333 (2020: 60'825) leicht über dem Vorjahr, erreichte aber das Niveau von 2019 (65'492) nicht.

Die ambulanten Fallzahlen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Prozent. Eine raschere Ambulantisierung, negative Effekte in der Tarifstruktur und Verteuerungen beim medizinischen Bedarf wurden als weitere Gründe für die Verschlechterung des Jahresabschlusses genannt.

Die Spitalschliessungen in Rorschach und Flawil sowie in Wattwil, das Spital wird Ende März der Gemeinde und der Berit Klinik übergeben, hätten vorgezogen werden müssen, was zu Zusatzkosten geführt habe, sagte Kaufmann.

Spitalschliessung kostet

Die Spitalregion Fürstenland Toggenburg weist einen ausserordentlich hohen Verlust von 61,7 Millionen Franken aus, da im Jahr 2021 die Wertberichtigung der Immobilie in Wattwil in der Höhe von 51,8 Millionen Franken verbucht wurde.

Hinzu kommen im Zusammenhang mit der Schliessung des Standorts Wattwil weitere 2,6 Millionen Franken aufgrund von Rückstellungen für Personalmassnahmen sowie für Mobilien-Wertberichtigungen und für weitere vertragliche Verpflichtungen.

Ohne diese Sondereffekte läge der Verlust bei 7,3 Millionen Franken, womit ein um 1,2 Millionen Franken besseres Ergebnis als budgetiert erzielt worden wäre.

Beim Kantonsspital St.Gallen beträgt das Minus 14,9 Millionen Franken, beim Spital Linth 9,6 Millionen Franken und bei der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland 16,1 Millionen Franken.

Walenstadt weiterführen

Die Standorte Altstätten (+7,0 Prozent) und Grabs (+9,3 Prozent) verzeichneten bei den stationären Eintritten einen deutlichen Zuwachs, am Standort Walenstadt gab es erneut einen Rückgang von 8,4 Prozent.

Der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland stehe der Transformationsprozess noch bevor, sagte Stefan Lichtensteiger, CEO der Spitalregion. Das Kantonsspital Graubünden will ab 2023 den Standort Walenstadt übernehmen.

In einem zweiten Schritt ist geplant, 2026 mit der Integration von Altstätten in den Standort Grabs zu beginnen. In Grabs sollen künftig bis zu 11'500 Fälle im Jahr - rund 2500 mehr als heute - behandelt werden. Das sei eine Grösse, die finanziell sinnvoll sei, sagte Lichtensteiger.

Eigenkapital-Quote sinkt

Mit der Konzentration auf vier Standorte werden die Defizite allerdings nicht verschwinden. Die Gruppe rechnet für 2022 mit einem Verlust von 36,2 Millionen Franken über alle vier Spitalverbunde und einer erneut tiefen Gewinnmarge von 2,4 Prozent.

2021 waren die EBITDA-Margen mit Ausnahme des Kantonsspitals St.Gallen negativ. Das heisst, dass für den laufenden Betrieb Geld gebraucht wird. Die Eigenkapital-Quote sinkt von Jahr zu Jahr. Die Eigentümerstrategie könne ohne eine Finanzspritze des Kantons in einem dreistelligen Millionenbetrag nicht erfüllt werden, sagte Germann.

Bisher sind die öffentlichen Spitäler im Kanton St.Gallen in vier regionale Spitalverbunde organisiert, mit je einer Geschäftsleitung und einer eigenen Rechnung. Die SVP-Fraktion verlangte in einer Motion die Zusammenlegung der Geschäftsleitungen.

Bis im Frühling will der Verwaltungsrat der Spitalverbunde der Regierung einen Bericht vorlegen, der mögliche Unternehmensformen beinhaltet.

veröffentlicht: 15. März 2022 14:30
aktualisiert: 15. März 2022 19:42
Quelle: sda

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