Notfallzentren

SVP-Kantonsrat will wissen, wieso Flawil und Rorschach keine Notfallzentren bekommen

· Online seit 19.04.2022, 09:59 Uhr
Die Spitäler Rorschach und Flawil sind schon länger geschlossen – von den versprochenen Notfallzentren ist an beiden Orten keine Rede mehr. SVP-Kantonsrat Erwin Böhi stösst das sauer auf.
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«Ein Service public, der dem Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung Rechnung trägt.» So beschrieb die St.Galler Regierung die geplanten Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) in ihrer Botschaft zur Spitalstrategie. Eine «klar erkennbare und gut erreichbare Anlaufstelle in Notfallsituationen».

Im Parlament waren die vier geplanten GNZ in Rorschach, Altstätten, Wattwil und Flawil unbestritten. Mitte März war von den Notfallzentren plötzlich keine Rede mehr – zumindest in Flawil und Rorschach.

Ärzte sahen keinen Bedarf

Als Grund gibt die Regierung jeweils die Beurteilungen der lokalen Ärzteschaft an. Die Bevölkerung wurde dazu nicht befragt. In der Antwort auf einen Vorstoss schrieb die Regierung vor einem Monat: Bei einem Meinungsanlass mit der Ärzteschaft der Region Rorschach «hat sich ergeben», dass für eine eigenständige Notfallanlaufstelle mit erweiterten Öffnungszeiten kein Bedarf gesehen wird. Geplant sei die Zusammenarbeit mit den Notfallstationen des Kantonsspitals und der Hirslanden Klinik Stephanshorn in St.Gallen. Diese seien von Rorschach aus innerhalb von 20 Minuten erreichbar.

Das Notfallzentrum in Flawil erachtete die Ärzteschaft wegen der Nähe zu St.Gallen und Wil als nicht notwendig.

SVP-Kantonsrat findet es suspekt

Die aktuelle Situation stehe «klar im Widerspruch» zum Versprechen, welches die Regierung während der Parlamentsdebatte und auch vor der Volksabstimmung von letzten Sommer abgegeben habe, sagt SVP-Kantonsrat Erwin Böhi im «St.Galler Tagblatt». «Die Gesundheits- und Notfallzentren müssen eingerichtet werden, die gesetzliche Grundlage ist eindeutig.»

In der am Dienstag startenden Aprilsession will der Wiler mit einer Motion verlangen, dass der Begriff GNZ im Gesetz präzisiert wird: «Es darf kein Schlupfloch mehr geben, um die versprochenen Notfallzentren zu umgehen oder zu verhindern, wie das nun geschieht.»

In einem Punkt geht Böhi mit den Ärztinnen und Ärzten gleich: Ein 24-Stunden-Betrieb findet er in Flawil und Rorschach nicht nötig. Eine Art Notfallpraxis mit verlängerten Öffnungszeiten würde vermutlich genügen. «Wichtig ist, dass es keine Voranmeldung braucht – anders wie beim Hausarzt.» Er schlägt sogenannte Permanences vor, zentral gelegene medizinische Einrichtungen mit langen Öffnungszeiten, wie es sie in einigen Schweizer Städten gibt. «Für nicht lebensbedrohliche Notfälle, einen tiefen Schnitt, einen verstauchten Daumen oder hohes Fieber», so Böhi.

Auf die Frage, ob die Notfallversorgung in den Regionen Flawil und Rorschach derzeit nicht gewährleistet sei, antwortet er: Aktuelle Informationen der Regierung dazu gebe es nicht. Er wisse aber, dass die Notfallstation des Spitals Wil seit der Schliessung von Flawil überlastet sei. Darüber hinaus frage er sich schon, warum die Regierung mehr oder weniger klammheimlich auf die Notfallzentren verzichte, ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren.

(mle)

veröffentlicht: 19. April 2022 09:59
aktualisiert: 19. April 2022 09:59
Quelle: FM1Today

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