Hinweis von Privatperson

Warnung vor illegalen Wolfstötungen im Toggenburg

· Online seit 03.09.2021, 18:40 Uhr
Eine Gruppe von Landwirten will Wölfe «verschwinden» lassen: Dieses Gerücht kursiert im Toggenburg. Jetzt warnen auch die Grünen davor. Bei Polizei und Jagdbehörde hat sich bislang allerdings niemand mit einem Verdacht gemeldet.
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Die Stimmung rund um die Wölfe im Kanton St.Gallen ist aufgeheizt. Über 40 Nutztiere wurden laut den Jagdbehörden in diesem Sommer gerissen. Auch das Toggenburg war betroffen. Dort machen Gerüchte die Runde, dass eine Gruppe von Landwirten selber gegen den Wolf vorgehen wolle. In den sozialen Medien kursierte diese Woche die Warnung, Toggenburger Bauern wollten Wölfe «verschwinden» lassen.

Eine solche Warnung kommt nun auch von politischer Seite: Die Grünen Kanton St.Gallen machen sich Sorgen, dass es im Toggenburg zu illegalen Wolfstötungen kommen könnte, wie sie in einer Mitteilung schreiben. Die Partei habe diese Woche einen konkreten Hinweis aus der Bevölkerung erhalten, dass sich aktuell im Toggenburg einige Wolfsgegner zu diesem Zweck formieren würden. «Die Grünen nehmen diesen alarmierenden Hinweis sehr ernst, denn illegale Wolfstötungen sind bereits aus anderen Kantonen wie Graubünden oder Wallis bekannt.»

Deutschland habe in den letzten Jahren eine starke Zunahme illegaler Wolfstötungen verzeichnet. Und: «Eine reelle Gefahr von Selbstjustiz besteht auch im Kanton St.Gallen.»

Auskunftsperson will anonym bleiben

Wie Parteipräsident Daniel Bosshard auf Anfrage sagt, habe ihn eine Person aus dem Toggenburg im direkten Gespräch auf die Gefahr hingewiesen, dass Wölfe illegal getötet werden könnten. Die Aussagen der Person seien sehr glaubwürdig, allerdings wolle sie anonym bleiben, weil sie in der Region wohne.

Das St.Galler Amt für Natur, Jagd und Fischerei (ANJF) hat keine Hinweise auf Wilderei von Wölfen im Kanton. Amtsleiter Dominik Thiel sagt: «Bei einem konkreten Verdacht erstatten wir Strafanzeige und der Fall wird untersucht.»

Seit 2012, als der Wolf in den Kanton St.Gallen zurückkehrte, sei das noch nie vorgekommen – «auch wenn an Stammtischen viel erzählt wird». Wenn aber jemand einen konkreten Hinweis auf Wilderei habe, dann sei es auf jeden Fall besser, das Amt oder die Polizei zu informieren, anstatt eine öffentliche Mitteilung zu verschicken, sagt Thiel.

Auch bei der Kantonspolizei ist kein solcher Hinweis eingegangen, wie Mediensprecher Florian Schneider sagt. Grundsätzlich sei für das Thema Wilderei in erster Linie das ANJF zuständig, die Polizei wirke unterstützend.

SVP verlangte im August sofortige Abschüsse

Im Juli habe der Wolf im Toggenburg mehrere Schafe gerissen, stellen die Grünen fest. «Demnach durchstreift mindestens ein Einzeltier oder gar ein Rudel die Region. Die Kriterien für einen Wolfsabschuss waren nach sorgfältiger Prüfung durch den Kanton allerdings nicht erfüllt.»

Eine Mitschuld an der aktuell aufgeheizten Stimmung sehen die Grünen bei der SVP: Diese hatte Mitte August Wolfsabschüsse gefordert – weitere Risse müssten unbedingt vermieden werden. «Wenn von Politikerinnen und Politikern lautstark der sofortige Abschuss des Wolfs gefordert wird, obwohl die Abschusskriterien klar nicht erfüllt sind, kann dies von Einzelnen als Freibrief verstanden werden», so die Grünen. Die Partei mahnt zur Besonnenheit. Man biete Hand, um gemeinsam auf politischer Ebene praxistaugliche Lösungen für die Landwirtschaft zu finden. «Rechtsstaatliche Grundsätze wie Gesetzmässigkeit und Verhältnismässigkeit sind auch im Umgang mit dem Wolf von allen Beteiligten zu respektieren.»

Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr

Das Strafmass im Fall eines illegal getöteten Wolfs sei Sache der Justiz, sagt Amtsleiter Thiel. Im eidgenössischen Jagdgesetz ist dazu ein Rahmen vorgegeben. Wer vorsätzlich und ohne Berechtigung Tiere jagdbarer und geschützter Arten jagt oder tötet sowie Tiere geschützter Arten einfängt, gefangen hält oder sich aneignet, kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe bestraft werden.

veröffentlicht: 3. September 2021 18:40
aktualisiert: 3. September 2021 18:40
Quelle: St.Galler Tagblatt/Adrian Vögele

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