Was wir über den Beil-Amoklauf wissen

23.10.2017, 10:47 Uhr
· Online seit 23.10.2017, 06:56 Uhr
In Flums griff am Sonntagabend ein 17-jähriger Jugendlicher mit einem Beil mehrere Passanten an. Eine kompakte Übersicht der bisherigen Fakten.
Raphael Rohner
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Was ist passiert?

Kurz nach 20.00 Uhr ging bei der Feuerwehr die Meldung eines Kleinbrandes ein. Dieser geschah am Wohnort des Täters. Wenige Minuten später griff der 17-jährige Jugendliche ein Ehepaar von hinten an. Dies passierte auf dem Postplatz in Flums. Ob der Brand mit der Tat zusammenhängt, kann die Polizei noch nicht sagen. Das Ehepaar war mit einem Kinderwagen, in dem sich ein 8-monatiges Kind befand unterwegs. Der Täter verletzte den Mann schwer mit einem Beil und auch die Frau wurde verletzt. Das Kind fiel bei der Tat aus dem Kinderwagen, wurde vom 17-Jährigen aber nicht angegriffen.

«Passanten, welche den Vorfall mitbekamen, griffen beherzt ein», sagte Sigi Rüegg, stellvertretender Kommandant der St.Galler Kantonspolizei. Auch sie wurden verletzt. Der Täter schnappte sich das Fahrzeug der Passanten und flüchtete Richtung Walensee. Weit kam er aber nicht. Er verursachte einen Selbstunfall und flüchtete Richtung Agrola Tankstelle. Dort griff er mit dem Beil wiederum Personen an, die in einem Fahrzeug sassen. Die Personen konnten in den Verkaufsraum der Tankstelle flüchten.

Die Polizisten hörten die Hilferufe und eilten herbei. Dabei erwischten sie den Täter, wie er wiederum ein Auto entwenden wollte. Weil sich der Täter einer Festnahme entziehen wollte, versuchten die Ermittler ihn mit einem Taser festzunehmen. Da der Täter aber aktiv blieb, folgte ein Schusswaffeneinsatz. Es wurden mehrere Schüsse auf den Amokläufer abgegeben. Wie viele und wo sie den 17-Jährigen trafen, will die Polizei nicht sagen. Heute, Montagnachmittag, soll der Jugendliche von der Polizei einvernommen werden. Er sei soweit einvernahmefähig.

Wo passierte der Amoklauf?

In der Gemeinde Flums. Laut der St.Galler Kantonspolizei ging der Mann erst am Postplatz auf Passanten los und raste dann in einem gestohlenen Auto davon. Mit diesen verunfallte er beim Sportplatz und ging dann zu Fuss zu einer Tankstelle. Dort griff er wieder wahllos Passanten mit einem Beil an.

Warum griff der Jugendliche an?

Gemäss der Kantonspolizei ist das Motiv der Tat unklar. Die Spezialisten sind damit beschäftigt, die Hintergründe der Tat zu klären. Ein terroristisches Motiv schliesst die Polizei aus.

Wer ist der Täter?

Beim mutmasslichen Täter handelt es sich um einen 17-jährigen Letten mit Aufenthaltsbewilligung B. Er befindet sich in einer handwerklichen Lehre. Bislang hat er sich nicht strafbar gemacht. «Vor rund vier Monaten gab es eine erste Meldung an die Kantonspolizei St.Gallen über ein auffälliges Verhalten der beschuldigten Person», sagt Stephan Ramseyer, leitender Jugendanwalt. Der Beschuldigte habe Anspielungen auf Gewalt gemacht, so Ramseyer. Es sei deshalb eine Gewalteinschätzung gemacht worden. Weil keine substantiellen Drohungen gemacht worden seien, habe aber kein Verdacht auf Gefährdung von Drittpersonen bestanden. Dennoch könnte es sich um eine Persönlichkeitsstörung handeln.

Es wurden Abklärungen beim schulpsychologischen Dienst des Kantons St.Gallen gemacht. Sowohl der mutmassliche Täter als auch die Familie seien eng begleitet worden und hätten sich kooperativ gezeigt, erklärt der leitende Jugendanwalt.

Wie viele Leute wurden verletzt?

Es wurden insgesamt neun Personen verletzt. Ein 35-jähriger Mann schwer, eine 30-jährige Frau unbestimmt, ein 8-monatiges Kind und eine 27-jährige Frau sind zur Überwachung im Spital. Drei weitere Frauen und ein Mann wurden leicht verletzt. Auch der Täter befindet sich mit Schussverletzungen im Spital.

Wie geht es weiter?

Die beschuldigte Person wird heute Nachmittag einvernommen. Er muss sich wegen mehrfach versuchter vorsätzlicher Tötung, allenfalls Mord oder Totschlag und Widerhandlung gegen das Strassenverkehrsgesetz verantworten.

In der Nacht vor Ort war Bruno Metzger, Mediensprecher der St.Galler Kantonspolizei:

(rar)

 

veröffentlicht: 23. Oktober 2017 06:56
aktualisiert: 23. Oktober 2017 10:47

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