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«Es wurden keine Alternativen zum Autobahnanschluss geprüft»

18.09.2019, 07:57 Uhr
· Online seit 18.09.2019, 05:55 Uhr
Der umstrittene dritte Autobahnanschluss ist technisch machbar und wird deswegen von Bund und Kanton unterstützt. Während die Befürworter von einer riesigen Chance reden, stellen die Gegner die Wirksamkeit des Projekts in Frage.
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«Es ist ein Generationenprojekt, eine Chance, die wir nutzen müssen», sagt der scheidende  Rorschacher Stadtpräsident Thomas Müller. Er sitzt im Verbund mit seinen Kollegen Dominik Gemperli (Goldach) und Beat Hirs (Rorschacherberg), Vertretern des ASTRA und des Kantons auf dem Podium der gut gefüllten Halle im Rorschacher Würth-Haus. 

Die einmalige Chance sieht Müller vor allem deswegen, weil jetzt gerade alles passe: «Bund und Kanton sind überzeugt vom Projekt, die Priorität ist hoch. Wir haben jetzt die Chance, dieses Geld für Rorschach zu nutzen.» Eingesetzt würden die rund 300 Millionen Franken so oder so - nur eben andernorts, wenn sich die Bevölkerung gegen den Autobahnanschluss entscheide. 

«Auf die Autobahn zugerast»

Doch die relativ geringe Menge an Kosten von rund neun Millionen Franken, die noch auf die drei Gemeinden zurückfallen würde, überzeugt längst nicht alle Anwesenden. Lukas Reichle vom Verein «kein dritter Autobahnanschluss», spricht lange. Er verweist auf eine eingereichte Analyse eines Verkehrsplaners: «Das Problem in Rorschach sind die Bahnübergänge. Der Verkehr könnte mit Unterführungen genügend entlastet werden. Aber nein – wir sind von Anfang an auf diese Autobahn zugerast, ohne die Alternativen zu prüfen.»

Reichle erntet viel Applaus für seine Worte. Dabei soll es Unterführungen geben, nur eben nicht allein. Diese sind Komplementär zum Autobahnanschluss gedacht, um den Verkehr zu entflechten. Nach Ansicht des Kantonsingenieurs reichen diese flankierenden Massnahmen allein nicht aus, um den Verkehr auch in Zukunft zu bewältigen. In den nächsten Jahren soll der Individualverkehr um rund 20 Prozent zunehmen.

Naherholungsgebiet muss weichen

Einigen Gegnern ist der Eingriff in die Natur ein Dorn im Auge. Der neue Knoten an der Sulzstrasse wäre massiv. Das müsse er auch sein, um bereits dort eine angemessene Verteilung des Verkehrs und damit eine Beruhigung und Aufwertung der Gemeindezentren zu gewährleisten, sagen die Befürworter.  

Diese sitzen aber nicht nur erhöht auf dem Podium, sondern finden sich auch im Publikum: «Die Gegner wohnen sicher in Einfamilienhäusern. Die wird man irgendwann dort auch bauen, wo jetzt Naherholungsgebiet ist», ist er überzeugt. Genauso wie viele, die ihm mit Lachern und Applaus beipflichten.

Gefühlt ist der Zuspruch für den neuen Anschluss im Saal lauter zu hören. Lukas Reichle nennt die Veranstaltung im Gespräch mit Raphael Frei von der IG Mobil eine «Werbeveranstaltung für die Autobahn». Dieser Eindruck ist sicher nicht ganz falsch. Die Projektgruppe mit kommunalen, kantonalen und nationalen Vertretern steht geschlossen hinter dem Projekt und hat offensichtlich das Ziel, möglichst viele von der Notwendigkeit des Anschlusses zu überzeugen.

Ob das gelingt, wird die Abstimmung am 17. November zeigen.

veröffentlicht: 18. September 2019 05:55
aktualisiert: 18. September 2019 07:57
Quelle: FM1Today

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