Beschwerde beim Kanton

Widerstand gegen Melser Fasnacht: «Das Dorfleben ist gefährdet»

17.02.2020, 18:27 Uhr
· Online seit 17.02.2020, 17:09 Uhr
Kurz vor dem Schmutzigen Donnerstag formiert sich in der Fasnachtshochburg Mels Widerstand gegen die fünfte Jahreszeit. Ein Anwohner hat beim Kanton Beschwerde eingereicht – die Ruhezeiten müssten auch während der Fasnacht eingehalten werden. Nun wehren sich fast 1500 Fasnächtler.
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Bald dürfen sie wieder raus: Wyber, Rölli, Piretti und Huttli verwandeln Mels vom Schmutzigen Donnerstag an wieder in «Böllähuusä». Ab dann regiert der «Bölläkönig», seine Befehle sind klar: Vier Tage lang Narrentum, Musik und gute Laune.

Die Fasnacht in Mels ist Kulturgut. Von weit her kommen sie, um in der Sarganserländer Gemeinde zu feiern. Doch was für den einen die schönste Zeit des Jahres ist, scheint für andere eine Belastungsprobe darzustellen. Ein Melser oder eine Melserin hat beim Kanton St.Gallen eine aufsichtsrechtliche Beschwerde eingereicht. 

Quelle: TVO

Die Gemeinde Mels habe die Nachtruhe auch während der Fasnacht durchzusetzen. Das heisst: Ab 22 Uhr ist Ruhe. Keine Pauken, Trompeten und Tschinellen, keine Musikanlagen. Oder eine Schallisolierung, welche die Lärmemissionen auf ein Minimum reduziert.

«Das wäre nicht umsetzbar»

Nun feiert Mels aber nicht nur Fasnacht, sondern das Städtchen ist tagelang im Ausnahmezustand. Die Fasnacht ist der wohl wichtigste Anlass des ganzen Jahres. Kein Wunder, organisiert sich massiver Widerstand gegen den Widerstand. 

Auf der Seite profasnachtmels.ch haben sich innerhalb von 48 Stunden rund 1400 Personen eingetragen, welche die Fasnacht in Mels erhalten wollen. Für Toni Walser, Festwirt der Böllni-Arena und Alt-Fasnächtler, ist klar: «Eine Nachtruhe ab 22 Uhr ist an der Fasnacht nicht umsetzbar.»

Die Fasnacht beschäftigt die Melser. Die Einwohner spüren, dass es mit der Zunahme von Einsprachen und Beschwerden immer schwieriger wird, etwas zu veranstalten. Seien es Alpabfahrten, Brunnenfester oder eben die Fasnacht. «Unser Dorfleben ist zunehmend gefährdet», sagen sowohl Gemeindepräsident Guido Fischer, als auch Toni Walser.

Bereits Auswirkungen auf diesjährige Fasnacht

Obwohl das Verfahren beim Kanton noch hängig ist, sind die Auflagen für die Fasnächtler dieses Jahr bereits härter. «Wir müssen zum Beispiel Lärmmessungen machen», sagt Walser. Die Gemeinde stehe wegen der Aufsichtsbeschwerde unter Druck. 

«Wenn es überall Einsprachen gibt, wenn die Verwaltung mit rechtlichen Verfahren – aufgrund einzelner Interessen – beschäftigt wird, dann braucht das viel Kraft. Und das macht es für solche Anlässe schwierig», sagt Gemeindepräsident Fischer.

Für die Fans der Melser Fasnacht gibt es aber kein Zukunftsszenario, in dem sie nicht vier Tage lang den Stadtschlüssel und damit die «Herrschaft» über das Städtchen erhalten.

Kampflos werden sie nicht aufgeben, sagt Walser: «Es gibt auch Jungfasnächtler, die zum ersten Mal beim Umzug mitgelaufen sind. Fünf-, oder sechsjährige Kinder. Und sie sollen die nächsten Jahre auch so den Plausch haben, wie wir ihn die letzten Jahre hatten.»

Die Fasnacht geniessen werde er so wie jedes Jahr. Vor allem auch wegen der vielen Leute, die sich auf der Webseite symbolisch für die Erhaltung der Fasnacht eingetragen haben. Und die dürfte beim Lesen dieses Textes noch einmal um einige Namen gewachsen sein. 

veröffentlicht: 17. Februar 2020 17:09
aktualisiert: 17. Februar 2020 18:27
Quelle: FM1Today

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