Zum Welttierschutztag

Wie ist die Situation in den Tierheimen in der Ostschweiz?

05.10.2022, 10:08 Uhr
· Online seit 04.10.2022, 21:33 Uhr
Während der Coronapandemie haben sich viele Leute ein Haustier zugetan. Nun wird in den Tierheimen in der Region aber spürbar, dass immer mehr Tierhalter ihre Hunde und Katzen wieder abgeben wollen.

Quelle: TVO/FM1Today/Dario Brazerol

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Ungeliebt und ausrangiert, soll lässt sich die Situation vor Ort am besten beschreiben. Das Meerschweinchengehege im Tierheim Sitterhöfli in Engelburg ist extra neu gebaut worden, weil sonst für die ganzen Neuzugänge einfach kein Platz gewesen wäre. Der Tierschutzverein Rorschach und Umgebung bringt unter anderem dort Tiere unter, die von ihren Besitzern nicht mehr gewollt werden.

«Es macht mich wütend»

Und es werden mehr und mehr. Claudio Eicher, Präsident des Tierschutzvereins Rorschach & Umgebung, erklärt: «Nehmen wir das Beispiel von Eltern, die ihrem Kind einen Wellensittich gekauft haben. Nun hat das Kind nach nur acht Wochen keine Lust mehr, es soll jemand anderes für den Vogel sorgen. Man geht doch eine Verpflichtung ein – auch ein Vogel lebt zehn Jahre lang. Ich verstehe es nicht und es macht mich wütend.»

In Zahlen: Letztes Jahr hat der Verein 64 Tiere aufgenommen, in diesem Jahr sind es bereits jetzt 190, also mindestens das Dreifache. Dies hat in vielen Fällen mit der Coronapandemie zu tun.

Eicher: «Viele Hunde kommen jetzt im Alter von eineinhalb bis zweieinhalb Jahren zu uns. Sie kommen jetzt in die Pubertät, vielen ist das zu viel Aufwand, aber das weiss man im Voraus, wenn man sich damit beschäftigt. Auch viele «Home Office-Katzen» werden ihren Besitzern jetzt zu viel.»

Nicht abgeholt oder ausgesetzt

Auch im Tierheim Tellen bei Bischofszell finden Tiere ein Zuhause auf Zeit. Ein Büsi beispielsweise ist im Tierheim, weil es von niemandem vermisst gemeldet wurde und kann jetzt an neue Besitzer vermittelt werden.

Je schneller, desto besser – das Tierheim ist momentan ziemlich voll. Markus Nydegger, Inhaber des Tierheims Tellen: «Das liegt daran, dass jetzt Ferien sind und wir viele Hunde in Pension nehmen. Die letzten zwei Jahre sind die Menschen kaum in die Ferien gefahren, alleine deshalb sind es mehr. Auch während dieser Zeit haben wir viele Hunde aufgenommen, die grösstenteils noch hier sind. Zusätzlich mit den Ferientieren sind wir jetzt an der Kapazitätsgrenze.»

Zwei Hunde wurden etwa über die Sommerferien abgegeben und nicht wieder abgeholt. Ähnlich erging es auch zwei Hasen: Sie wurden vor zwei Wochen vor einer Tierklinik in Rorschach ausgesetzt.

Der Tierschutzverein am finanziellen Limit

Diese Herzlosigkeit muss von den Tierheimen und vom ehrenamtlichen Verein abgefedert werden. Claudio Eicher: «Das ist das, was uns finanziell im Moment an die Grenze bringt. Die vielen Tierarztkosten etwa, die auf uns zukommen. Oder die Unterbringunskosten und das Futtergeld. Und das alles, während wir auf viel mehr Tieren sitzen, als noch vor einem Jahr.»

Finanziert werden die Heime über Ferientiere, der Tierschutzverein über Spenden. Doch wenn es so weitergeht, kann vielleicht bald vielen Tieren nicht mehr geholfen werden.

Hier findest du eine Übersicht der Tierheime in St.Gallen.

(TVO/red.)

veröffentlicht: 4. Oktober 2022 21:33
aktualisiert: 5. Oktober 2022 10:08
Quelle: TVO/FM1Today

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