Altstätten

Wie verhext: Jetzt schliesst auch der «Steinzauber»

· Online seit 13.01.2020, 05:35 Uhr
Es klingt nach Alarmstufe Rot: In Altstätten machen immer mehr kleine Läden und Beizen dicht. Jetzt schliesst auch das Schmucklädeli «Steinzauber», obwohl es nicht an Kunden fehlt.
Anzeige

In vielen Schweizer Städten schreitet das Lädeli- und Beizensterben voran und auch Altstätten bleibt nicht davon verschont. Erst im Juli haben die Besitzerinnen der Stadtbeiz «Tatort» via Facebook bekannt gegeben, dass sie ihren Betrieb im Herbst einstellen. Ende November berichtete FM1Today, dass das Traditionsunternehmen «Chäsi Manser» nach über 100 Jahren im Städtli seine Türen schliesst. Jetzt ist es das Schmucklädeli «Steinzauber», welches sich nach 13 Jahren verabschiedet. Nicht aber weil es an Kunden fehlt.

Keine leichte Entscheidung

«Das Geschäft läuft wirklich gut und wir sind ein super Team», sagt «Steinzauber»-Besitzerin Sonja Zünd-Eggenberger, die sich zwischen der Kundenbedienung kurz Zeit für ein Interview nehmen konnte. Auch heute ist der Schmuckladen gut besucht, viele weibliche Kunden scheinen sich gerade im Anblick der funkelnden Steine und Schmuckstücken zu verlieren. Warum also sollte man so ein Geschäft schliessen?

«Es war definitiv keine leichte Entscheidung», sagt Sonja Zünd-Eggenberger. «Aber mein Mann und ich sind beide selbständig und beide Geschäfte wachsen. Da bleibt manchmal zu wenig Zeit für sich selbst und die Familie.» Ausserdem sei aus Zeitgründen auch ihre Herzensarbeit, den Schmuck selber herzustellen, auf der Strecke geblieben.

Vom Hobby zum Beruf – zurück zum Hobby

Damit Sonja Zünd-Eggenberer wieder mehr ihre kreative Seite leben kann und sich nicht um das ganze Drumherum kümmern muss, wird sie das Kapitel «Steinzauber» Ende März beenden. Zumindest fast. «Ich mache meinen Beruf wieder zum Hobby und werde noch an den Märkten in Altstätten vertreten sein. Ab April 2020 gibt es ausserdem einen Onlineshop für Themen- und Geburtsschmuck.» Auch schon geklärt ist, was mit den Räumlichkeiten des «Steinzaubers» passiert. «Machart», die Firma von Sonjas Mann Andy Zünd, wird einziehen.

«Die Leute sind geschockt»

Dass ein Laden, der so gut läuft, schliesst, stosse auch auf viel Unverständnis. «Manche Leute sind richtig fassungslos und geschockt», sagt Sonja Zünd-Eggenberger. «Andere wiederum sind traurig, haben aber Verständnis.» Auch Karin Frei, Co-Präsidentin der Interessensgemeinschaft «Einkaufen in Altstätten» bedauert die Entscheidung zutiefst. «Ich finde die Schliessung extrem schade. Man muss es aber akzeptieren, wenn andere Herausforderungen angenommen werden.»

«Der Online-Handel ist Gift»

Dass ein Geschäft in Altstätten schliessen muss, weil es quasi zu viele Kunden hat, ist eine Ausnahme. Wie vielerorts haben es die kleinen Läden in Altstätten sonst schwer, bestätigt Stadtpräsident Ruedi Mattle. «Der Onlinehandel ist Gift für unsere Läden und auch die Nähe zur Grenze macht alles schwieriger», sagt Ruedi Mattle. «Wir schauen viel nach links und rechts, um Lösungen für das Problem zu finden.»

Stadt sollte die Läden mehr unterstützen

Auch wenn ihr Geschäft gut lief, Sonja Zünd-Eggenber findet, dass die Stadt Altstätten bisher noch zu wenig für die Läden tut. «Es wäre schön, wenn von der Stadt mehr Unterstützung käme, um Leute nach Altstätten zu locken. Die Geschäfte selber machen nämlich schon über das ganze Jahr verteilt immer wieder Anlässe.» Es gebe zwar Verbesserungspotential, Zünd-Eggenberger ist aber überzeugt, dass Altstätten kein verlorenes Pflaster ist. Sie ist sich sicher: Im Städtli werden auch in Zukunft einzigartige Lädeli ihren Platz finden, genauso wie es einst ihr «Steinzauber»hat.

veröffentlicht: 13. Januar 2020 05:35
aktualisiert: 13. Januar 2020 05:35
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige