Maskenpflicht

Strömen Zürcher nun in die Ostschweiz?

· Online seit 27.08.2020, 05:48 Uhr
Was im ÖV schon seit dem 6. Juli gilt, wird auch in einigen Kantonen in den Läden Pflicht: Ab Donnerstag gilt auch im Kanton Zürich die Maskenpflicht im Detailhandel. Werden Zürcherinnen und Zürcher nun vermehrt in den Nachbarkantonen einkaufen?
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Egal ob beim Shoppen oder beim Einkaufen von Lebensmitteln: Ab Donnerstag gilt auch im Kanton Zürich die Maskenpflicht in den Läden. Nicht alle dürften davon begeistert sein. Rechnen die angrenzenden Kantone Thurgau und St.Gallen mit mehr Konsumenten, die die Maskenpflicht in Zürich umgehen möchten?

«Das ist im Moment schwer zu beurteilen, ich persönlich gehe aber nicht davon aus, dass viele Leute über die Kantonsgrenze kommen werden, zumindest nicht mehr als jetzt», sagt Urs Schönholzer, Präsident vom Gewerbeverein der Region Frauenfeld. Er ist überzeugt, dass viele merken, dass man lokal einkaufen sollte, damit Detailisten überleben können, gerade die kleineren.

«Glaube nicht, dass es einen Ansturm gibt»

Es gebe heute schon Leute aus angrenzenden Dörfern, die sich beim Einkaufen nach Frauenfeld orientieren. «Ich glaube allerdings kaum, dass es nun einen Ansturm in Richtung Thurgau, der bislang keine Maskenpflicht hat, geben wird», sagt Schönholzer.

Dass Leute aus dem Kanton Zürich nach Islikon oder Frauenfeld kämen, sei nicht neu, die meisten machen das, um schneller mit dem Einkauf fertig zu sein oder aber um den Stau in den eigenen Gemeinden zu vermeiden. Er sagt, diejenigen, die vor der Maskenpflicht schon gekommen seien, würden das wahrscheinlich weiterhin tun.

«Wir tun uns noch schwer mit den Masken»

Sollte es – wider Erwarten – doch eine massive Zunahme von Kundinnen und Kunden geben, seien einige Geschäfte von der Grösse her nicht ideal. «Gerade Bäckerein haben eine kleine Fläche und es dürfen sich nicht viele Kunden gleichzeitig drinnen aufhalten und es ist jetzt schon eng um die Znüni- und Mittagszeit», sagt Schönholzer.

Bei Grossverteilern wäre das kein Problem. Aber der Präsident des Gewerbevereins geht sowieso nicht davon aus, dass der Thurgau überrannt wird. «Man wird sich an diese Maskenpflicht gewöhnen. Wir tun uns noch etwas schwer mit den Masken, weil es hier ein ungewöhnliches Bild ist», sagt Schönholzer.

Bedenken bei Detailisten

Er persönlich ist geteilter Meinung betreffend Maskenpflicht in den Läden. "Auf der einen Seite gibt es Gegebenheiten, die erfordern, eine Maske zu tragen, gerade dort, wo viele Leute zusammen sind. Dann finde ich es absolut richtig. Auf dem Land allerdings sind die Ansteckungen geringer als in der Stadt und der Thurgau ist deutlich ländlicher als Zürich.»

Er rechnet daher nicht damit, dass im Thurgau eine Maskepflicht eingeführt wird, sollte es dennoch so sein, gelte es, den Entscheid umzusetzen, denn, so Schönholzer, zusammen mit anderen Massnahmen würden die Masken nützen.

Bedenken im Detailhandel seien sicherlich vorhanden und er verstehe, wenn Detailisten keine Freude daran haben. «Für den Kunden ist es eine gewisse Einschränkung», sagt Schönholzer.

«Keine grossen Frequenzveränderungen festgestellt»

Auch bei der Migros, beispielsweise in Aadorf, das nahe an der Zürcher Grenze liegt, geht man davon aus, dass die Zürcherinnen und Zürcher nicht extra den Kanton wechseln, um die Maskenpflicht zu umgehen.

«Wir rechnen nicht damit, dass viele Kunden wegen der Maskenpflicht im Kanton Zürich in Aadorf oder in anderen Thurgauer oder St.Galler Filialen einkaufen werden», sagt Andreas Bühler, Leiter Unternehmenskommunikation der Migros Ostschweiz.

Hier stütze man sich auf Erfahrungen ab aus Regionen, wo die Maskenpflicht schon seit einiger Zeit gilt. «In den Westschweizer Migros-Filialen konnten keine grossen Frequenzveränderungen in den vergangenen Wochen festgestellt werden zwischen Filialen, wo die Maskenpflicht gilt, und solchen, wo es keine Maskenpflicht gibt», sagt Bühler.

Zudem gebe es die elektronische Kundenzählung mit einer Go/Stop-Anzeige, die sicher stellt, dass sich nicht zu viele Kunden gleichzeitig in der Filiale aufhalten. In der Migros Aadorf ist nach 130 Kunden im Laden die maximale Anzahl erreicht.

Maskenpflicht belastet stationären Detailhandel

In Rapperswil-Jona wappnet man sich ebenfalls nicht für mehr Kundschaft. «Ich denke nicht, dass es aus diesem Grund zu einem Ansturm kommt. Die meisten Kunden finden sich – dort wo sie besteht – mit der Maskenpflicht ab oder begrüssen sie sogar», sagt Andreas Richter vom Manor.

Bei Manor selbst ist man der Meinung, dass die Maskenpflicht den stationären Detailhandel zusätzlich belaste.

«Der Einfluss der Masken auf die Umsätze ist schwierig zu beurteilen, da es viele Einflussgrössen wie zum Beispiel Ferienzeit, Wetter und Ausverkauf gibt. In den Warenhäusern mit Maskenpflicht erwarten wir einen grösseren Einfluss im Non-Food-Bereich als in der Lebensmittelabteilung. So dürfte bei den Produkten des täglichen Bedarfs der Einfluss eher gering sein, aber zum Beispiel bei Kosmetik und Fashion durchaus spürbarer», sagt Richter.

Im Manor Rapperswil-Jona dürfen sich 481 Kundinnen und Kunden gleichzeitig aufhalten und grundsätzlich seien die Menschen sensibilisiert und würden die Abstände wahren.

veröffentlicht: 27. August 2020 05:48
aktualisiert: 27. August 2020 05:48
Quelle: FM1Today

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