Anwohner beschweren sich lauthals über Gammel-Voliere | FM1Today
Arbon

Anwohner beschweren sich lauthals über Gammel-Voliere

Leo Butie, 25. Juli 2023, 07:52 Uhr
Die Voliere in Arbon beherbergt zahlreiche exotische Vögel. Doch die Einrichtung sowie die Instandhaltung des Käfigs wird auf Social Media bemängelt. Ein Tierschutzverein hat deswegen nun Beschwerde eingereicht.
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Seit 1907 befindet sich im Stadtpark von Arbon eine Voliere, die einen geräumigen Käfig für etwa 60 Vögel bietet, darunter Wellensittiche, Halsbandsittiche und Hornsittiche.

Allerdings sorgen derzeit Bilder der Voliere in den sozialen Medien für Empörung. Die Bilder zeigen einen mit Vogelkot bedeckten Boden. Offensichtlich wurde das Badewasser der Vögel schon lange nicht mehr gewechselt – und sogar ein toter Sittich liegt auf dem Boden der Voliere.

Tierschutzverein reicht Beschwerde ein

Aufgrund der Bilder hat der Tierschutzverein Rorschach nun eine Beschwerde beim Veterinäramt des Kantons Thurgau eingereicht. «Es ist zu bemängeln, wie die Vogelhaltung dort eingerichtet ist», sagt Claudio Eicher, Präsident des Tierschutzvereins Rorschach und Umgebung. Immer wieder erhalte der Tierschutzverein Anrufe bezüglich der Voliere.

Insbesondere wird die Sauberkeit des Geheges kritisiert. «Grössentechnisch ist es super, denn die Vögel können dort auch wirklich fliegen. Doch das Badewasser hatte bereits einen Algenbelag, und das passiert nicht über Nacht», sagt Eicher. Die Schweizerische Tierschutzverordnung schreibe klar vor, welche Haltungsbedingungen mindestens erfüllt werden müssen.

Nebst dem regelmässigen Wechseln des Badewassers müssen die Tiere mit frischen Ästen versorgt werden. «Die Äste haben eine Beschäftigungsfunktion für die Vögel. Zusätzlich kann durch das Nagen am Holz ein überlanger Schnabel verhindert werden», sagt Eicher. Weiter werden «wippende» Äste verlangt, welche die Beinmuskulatur der Vögel beim Landen trainieren.

Veterinäramt soll handeln

Nach der Beschwerde könne nun das Thurgauer Veterinäramt auf offiziellem Weg die Haltung kontrollieren, Missstände dokumentieren und den Halter dazu auffordern, die Missstände zu beheben. «Wenn Arbon eine solch grosse Vogelhaltung hat, die auch öffentlich zugänglich ist, dann sollte meiner Meinung nach aufgezeigt werden, wie Vögel artgerecht zu halten sind.»

Am 21. Juli ging eine Beschwerde beim Veterinäramt ein, die unhygienische Zustände in der betreffenden Tierhaltung anprangert. Bisher handelt es sich dabei um die einzige Meldung, die eingegangen ist.

Das Veterinäramt ist für die Kontrolle der Voliere zuständig, da darin bewilligungspflichtige einheimische Vögel gehalten werden. Gemäss Artikel 214 der Tierschutzverordnung wird diese Kontrolle alle zwei Jahre durchgeführt. Die letzte Kontrolle fand im Dezember 2021 statt, wie Robert Hess, Leiter des Thurgauer Veterinäramts, bestätigt.

Ergibt eine amtliche Kontrolle in einer Tierhaltung Mängel, so werde in der Regel noch vor Ort die Behebung derselben angeordnet. «Handelt es sich um schwere Verstösse, wird zusätzlich auch die Anordnung von Sanktionen geprüft», so Hess.

Stadt Arbon versichert regelmässige Reinigung

Laut Thomas Steccanella, Kommunikationsverantwortlicher der Stadt Arbon, ging Stadtrat Daniel Bachofen (SP) am Montag persönlich zur Voliere, «um sich selbst ein Bild zu machen.» Der Betreuer sei am Samstag sowie am Sonntag zum Gehege gegangen. Die Stadt bestätigt den Tod eines Vogels. «Der tote Vogel wies keinerlei Spuren einer Vergiftung, von Parasiten oder äusserer Einwirkung auf», schreibt Steccanella in einer schriftlichen Antwort.

Die Arboner Voliere werde mindestens jeden zweiten Tag gereinigt. «Der Betreuer ist mindestens viermal pro Woche vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen», so Steccanella. Weiter weist er darauf hin, dass die Vögel deutlich mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben haben. «Dabei ist auch der Innenraum der Voliere für die Vögel sehr wichtig, da dort den Vögeln Äste zum Abnagen sowie Vogel-Grit und spezielle Lehmsteine für die Entgiftung und Verdauung der Tiere angeboten werden.» Dieser sei für die Besuchenden aber nicht einsehbar.

Ob die Voliere noch zeitgemäss ist, sei subjektiv. «Auch wenn gegenwärtig in den sozialen Medien negative Kommentare dominieren, gibt es doch zahlreiche Personen – insbesondere Familien mit kleineren Kindern sowie ältere Menschen – welche die Voliere gern und oft besuchen und diese sehr schätzen.»

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Quelle: FM1Today
veröffentlicht: 25. Juli 2023 05:53
aktualisiert: 25. Juli 2023 07:52
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