Arbon

Aus schrottreifen Bussen wird eine Bar

· Online seit 23.06.2021, 09:48 Uhr
Ab Juli will die Altstätterin Astrid Dörig mit dem «Saurer Garten» die Arboner Gastroszene aufmischen. Zusammen mit ihrem Team hat sie zwei Saurer-Oldtimer komplett ausgehöhlt. Die «Thurgauer Zeitung» hat die Baustelle besucht.
Theepan Ratneswaran/Thurgauer Zeitung
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Tütato, s'Postauto, wird usenandgno. Es ist 9 Uhr, die «Thurgauer Zeitung» trifft sich mit den Initiatoren in Altstätten. Auf dem Parkareal der Firma Ego Kiefer stehen zwei ausrangierte Postautos. Abgedeckt unter silbernen Planen und bereit, umgestaltet zu werden. In Hörweite ein Bohren und ein Hämmern.

Mit einem breiten Lächeln kommt die Altstätterin Astrid Dörig entgegen. Die gelernte Grafikerin ist einer der kreativen Köpfe hinter dem Projekt, welches einen Teil des brachliegenden gastronomischen Potenzials am Arboner Seeufer ausschöpfen möchte. Der «Saurer Garten» soll gemäss Fahrplan im Juli eröffnen. Zwei Saurer Postautos mit Jahrgang 1972 und 73 bilden dabei das Herzstück der temporären Gastronomie auf dem Kiesplatz vor dem Saurer Museum.

«Wollen wir einsteigen?», fragt Astrid Dörig. Die Decken sind neu angestrichen und dicht. Die Plane dient als Regenschutz, denn die alten und eingeschlagenen Fenster sind weg. Auch die Sitze sind raus. Neue Fenster sowie Tische und Holzbänkli sollen installiert werden.

Hinten beim ersten umgestalteten Saurer-Postauto soll ein Bereich entstehen, der auch einmal zu einem speziellen Anlass von einer «geschlossenen Gesellschaft» reserviert werden kann. Gewöhnlich sollen jedoch in der neuen Strandbar bis zu 20 Gäste ein- und ausgehen. Im zweiten Bus wiederum ist ein Kiosk angedacht, zum kurzen Verweilen und zum «Chrömle». Alles noch Zukunftsmusik. Die Arbeiten sind voll im Gange.

Wie kommt denn eine Altstätterin nach Arbon? Astrid Dörig war bis Frühling 2020 Geschäftsführerin des Altstätter Kultlokals Café & Bar Breite. Die 30-Jährige wollte eine Auszeit vom Beizerinnenleben und plante in ferne Länder zu reisen. Dann kam die Coronapandemie. Sie musste ihr Vorhaben begraben.

Dörig ist gleich Feuer und Flamme

Mit ihrer Firma Shaking Ideas stellt Dörig Events auf die Beine. Sie hat zudem Erfahrung, wie man Container umfunktioniert. Ein ehemaliger Schulkollege, der Roggwiler Tim Hasler, klopft an. Der ehemalige Veranstalter des Heizwerkfestivals fragt bei Dörig an, ob sie am neuesten Arboner Projekt interessiert sei und die Organisation des «Saurer Garten» übernehmen möchte. Die Projektgruppe rund um Hasler hatte da schon ein Konzept ausgearbeitet. Dörig beisst gleich an. Wie der Zufall will, entdeckt Dörig daraufhin auf einem Altstätter Schrottplatz die Saurer-Fundstücke. Eine Saurer-Strandbar am See passe perfekt zu Arbon, findet sie. Sie sagt: «In Arbon liegt immer ein Feriengefühl in der Luft.»

Nicht alle machen in Arbon Ferien, es wird auch gelebt und gearbeitet. Bei einem neuen Bauvorhaben kann es dementsprechend auch kritische Stimmen in Form von Einsprachen geben. So gibt es derzeit zum Beispiel beim geplanten Container-Dorf auf dem Hafendamm Widerstand. Nicht so beim «Saurer Garten». Das Erfolgsgeheimnis? «Wir haben alle Nachbarinnen und Nachbarn ins Boot geholt», sagt Astrid Dörig. «An einem Vormittag haben wir alle Bedenken klären können.»

Die Nachbarn äusserten Bedenken zum täglichen Barbetrieb bis Mitternacht. Der Kompromiss: Die Strandbar vor dem Saurer Museum wird an sechs Tagen die Woche offen sein. Dienstag bis Donnerstag von 9 bis 22 Uhr. Freitag und Samstag eine Stunde länger, bis 23 Uhr. Sonntag von 10 bis 20 Uhr. Einige Arboner haben schon angekündigt regelmässig vorbeizuschauen, um Cocktails zu schlürfen. Oder andere eisgekühlte Eigenkreationen aus frischen Kräutern, die Astrid Dörig selber zieht. Für Heimatgefühle sollen schliesslich Möhl-Getränke sorgen.

Traktoren ziehen die Postautos nach Arbon

Wenn Astrid Dörig der kreative und planerische Kopf der Operation ist, dann ist Samuel Rohrhirs die Hand. Rohrhirs isoliert, bohrt und schustert das Innere der neuen Strandbar so zusammen, wie es Dörig und ihrem Team vorschwebt. Obwohl Dörig tatkräftig mithilft, sagt sie unumwunden: «Sam ist der Mann für alle Fälle.» Auch den 30-jährigen Altstätter wird man ab Juli häufiger in Arbon antreffen, hinter dem Tresen der neuen Strandbar. Er sagt: «Der temporäre ‹Saurer Garten› wird den Arbonerinnen und Arbonern sicher sehr viel Freude bereiten.»

Temporär ist auch der Aufenthaltsort der neuen Strandbar in Altstätten auf dem Parkareal der Ego Kiefer. Wie sieht nun die «Heimführung» der ehemaligen Saurer-Postautos nach Arbon aus? Traktoren sollen diese ziehen. Nach einer rund zweistündigen Fahrt sollen sie dann in ihrer neuen Heimat vor dem Saurer Museum einfahren. Mit einem Tütato, s'Postauto, isch in Arbon acho.

veröffentlicht: 23. Juni 2021 09:48
aktualisiert: 23. Juni 2021 09:48
Quelle: Thurgauer Zeitung

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