Thurgau

Ausgesetzt? In einem Frauenfelder Park leben plötzlich Kaninchen

15.08.2022, 13:40 Uhr
· Online seit 15.08.2022, 13:39 Uhr
Sie sind auf den sozialen Medien das Thema der Stunde in Frauenfeld: Kaninchen, die angeblich ausgesetzt worden sind und jetzt im Murg-Auen-Park leben. Veterinäramt und Tierschutz wissen von den Häsli, lassen sie aber vorerst gewähren.
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Nicht einmal von einem Festival lässt es sich stören: Ein schwarz-braunes Kaninchen lebt offenbar seit über drei Wochen im Murg-Auen-Park in Frauenfeld, wie das «St.Galler Tagblatt» schreibt. In einem Beitrag vom 27. Juli postet die Nutzerin «Brunhilde Bianco» in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Frauefeld wenn...» erstmals ein Bild des Tiers.

Keine Menschenscheu

Sie habe es in der Schmidgasse – gleich angrenzend an den Murg-Auen-Park – gefunden. «Bianco» vermutet, das Kaninchen habe sich dort unter einem grauen Auto vor den Aufbauarbeiten des «Out in the Green Garden» im Park nebenan versteckt. Gemäss eigenen Angaben hat sie das Tier gefüttert, ehe es in den Murg-Auen-Park zurückgekehrt ist.

Dort war es offenbar nicht allein. «Ich glaube, es sind zwei», schreibt «Rebecca Cortese». Am vergangenen Montagabend beobachtete sie beim Hundespaziergang auf der grossen Wiese im Park ein hellbraunes Kaninchen. «Es hatte überhaupt keine Angst vor den Menschen, die dort in der Nähe sassen.»

Ein Kaninchen gefangen, das zweite zu flink

Gut möglich, dass die fehlende Scheu der Freiheit des braunen Kaninchens ein Ende gesetzt hat. Kurz nachdem es aufgetaucht war, wurde es eingefangen. Der Tierschutzverein Frauenfeld teilt auf Anfrage mit, das Tier sei bei Privaten untergebracht und werde kastriert. «Wir werden es als zugelaufen ausschreiben.»

Ganz anders die Situation beim schwarzen Häsli. Es überstand mehrere Fangversuche und treibt sich möglicherweise immer noch im Murg-Auen-Park herum. Eng wurde es für das schwarze Kaninchen mit den braunen Pfoten am «Out in the Green Garden»-Festival, als eine Standbetreiberin es einfangen konnte. Weil sie mit dem Velo da war und niemanden fand, der sich um das Kaninchen hätte kümmern können, musste sie es wieder laufen lassen. Sie schreibt: «Polizei war nicht erreichbar und Tierschutz nicht interessiert.»

Der Tierschutz hat keine Hasenfallen

Beim Tierschutzverein Frauenfeld weiss man Bescheid darüber, dass sich mindestens ein Kaninchen im Murg-Auen-Park aufhält. Etwas dagegen zu unternehmen, sei allerdings schwierig. Bei der Meldestelle heisst es: «Für Katzen gibt es Fallen, aber Hasenfallen gibt es nicht.»

Man habe in der Vergangenheit schon versucht, Hasen mit Keschern zu fangen. Weil im Park an der Murg aber schon mehrere Versuche gescheitert sind, hat man die Fangaktion jetzt vertagt: «Wir lassen die Kaninchen friedlich grasen, es hat ja Futter und Wasser. Im Herbst können wir sie dann mit Futter locken und einfangen.»

Das Veterinäramt wusste von nichts

Während man die Situation beim Tierschutzverein Frauenfeld einigermassen gelassen beobachtet, reagiert das Veterinäramt alarmiert. Zwar seien Kaninchen «in unseren Breitengraden» fähig, in der freien Wildbahn zu überleben, schreibt die stellvertretende Kantonstierärztin Malin Engeli auf Anfrage, aber: «Haustiere gehören nicht in die freie Wildbahn. Sie stellen eine Gefahr für die einheimische Flora und Fauna dar und können Krankheiten und Seuchen verbreiten.»

Entgegen den Behauptungen auf Facebook habe man nicht von den Kaninchen gewusst, schreibt Engeli. Es sei keine entsprechende Meldung eingegangen und: «Das Veterinäramt kann nur aktiv werden, wenn es in Kenntnis allfälliger Missstände ist.»

Aktiv werden, das heisst konkret: Abklären, ob tatsächlich domestizierte Kaninchen im Park leben, einfangen lassen und dann artgerecht unterbringen. Die Halterin oder den Halter der Kaninchen ausfindig zu machen, sei «äusserst schwierig», wenn die Tiere nicht markiert seien.

Tierschutz und Veterinäramt sind in Kontakt

Mittlerweile, das zeigt eine Umfrage am Donnerstag, sind sowohl der Tierschutzverein Frauenfeld als auch der kantonale Tierschutzverband und das Veterinäramt miteinander in Kontakt. Der Tierschutzverein Frauenfeld beobachte die Situation und berichte ans Veterinäramt, sobald es Neues gebe, sagt Malin Engeli.

Dass die Kaninchen tatsächlich ausgesetzt wurden, wie auf Facebook fast einstimmig vermutet wird, stellt sie indes in Frage: «Die Tiere können genauso gut entlaufen sein.» Derweil hofft man beim Thurgauischen Tierschutzverband, dass das schwarze Karnickel, wie Vizepräsident Rico Schneider das Tier nennt, so bald wie möglich eingefangen wird. Die Gefahr, die von Raubtieren wie dem Fuchs ausgeht, sei Haustieren nicht bewusst. Schneider sagt: «Haustiere laufen im Normalfall nicht weg, und wenn doch, ist es meist schon zu spät.»

Je schneller man das Karnickel finde, desto höher seien seine Überlebenschancen, glaubt Schneider, denn: «In vielen Fällen verenden Tiere einfach, wenn sie sich nicht daran erinnern können, wie man Futter sucht.»

veröffentlicht: 15. August 2022 13:39
aktualisiert: 15. August 2022 13:40
Quelle: St.Galler Tagblatt/Stefan Marolf

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