Firma 3R aus Sulgen

Das sind die besten Schlittenbauer des Landes

02.01.2020, 07:12 Uhr
· Online seit 02.01.2020, 06:48 Uhr
Wer einen Schlitten aus der Schweiz besitzt, der hat ihn wahrscheinlich von der Firma 3R aus Sulgen. Die Thurgauer Traditionsfirma stellt in der Schweiz mit Abstand am meisten Schlitten her. Wir waren zu Besuch.
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Das Gelände ist grösser, als es zunächst den Anschein macht. In der einen Werkstatt wird das Holz zugeschnitten, in einer anderen wird es gedämpft, in einer weiteren werden die Schlitten zusammengesetzt. In jeder geht es geschäftig, aber nicht hektisch zu. Das liegt vielleicht am beruhigenden Geruch des Holzes, der in der Firma 3R in Sulgen allgegenwärtig ist. 

«Wir verwenden Eschenholz, das ist für Schlitten am besten geeignet», sagt Geschäftsführer Erwin Dreier und deutet auf mehrere riesige Holzstapel. Diese türmen sich bis unter die Decke. Die Esche gedeihe grundsätzlich gut im Thurgau, momentan wird sie jedoch von einem Pilz bedroht.

Trotzdem würde der gelernte Wagner Dreier niemals auf Holz aus dem Ausland setzen. «Bei uns wird Swiss Made gross geschrieben. Das Rundholz kommt vom hiesigen Förster, es wird hier gesägt, wir bauen die Schlitten hier in Sulgen und begleiten sie fast bis auf den Schnee. Für mich ist das sehr befriedigend, das kann man gar nicht mit Geld messen.»

Quelle: FM1Today

Die Renaissance des Schlittens

Die Firma 3R AG (Drei R wie es im Namen Erwin Dreier hat) ist die grösste Herstellerin von Schlitten in der Schweiz. In Sulgen werden jedes Jahr mehr als fünftausend Schlitten gebaut und verkauft, der Grossteil davon sind Davoser. Und nicht irgendwelche: Nicht weniger als die besten Davoser-Schlitten des Landes werden auf der Website versprochen.

Immer öfter werden die Schlitten auch individualisiert, etwa mit einem eingravierten Namen und einer selbst zusammengestellten Farbkombination für den Sitz. 

Das Geschäft läuft, die personalisierten Schlitten sind dafür aber nicht der einzige Grund. «Viele Skigebiete haben begriffen, dass Schlittelpisten durchaus rentabel sind. Fast Jeder kann ohne grosse Vorkenntnisse schlitteln», sagt Dreier.

In den 70er oder 80er Jahren sei Wintersport gleichbedeutend gewesen mit Skifahren. Heutzutage gebe es Skilager, bei welchen die meisten Kindern schlitteln gingen.

«Die Klimaerwärmung macht mir Sorgen»

Der Höhepunkt scheint aber bereits Vergangenheit. «Der Schlittenverkauf ist sicher kein wachsender Markt. Er stagniert eher leicht. Zudem sind wir stark von guten Wintern abhängig.»

Deswegen beunruhigt Dreier die Klimaerwärmung gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen die pilzgebeutelte Esche: Der Baum liebt feuchte Böden, Hitzesommer wie zuletzt zwei Mal in Folge schaden dem Baumbestand über kurz oder lang.  

Dann, viel offensichtlicher: Ohne Schnee, kein Wintersport. Wenn sich schneearme Winter häufen, ist das schlecht fürs Geschäft. «Wir bleiben dem Schlittengeschäft treu, setzen aber auch auf andere Standbeine», sagt Dreier. Und zwar überall, wo die Firma 3R ihr grosses Know-How im Holzbiegen einbringen kann, zum Beispiel bei Holzbänken oder Stühlen mit Rundungen. 

«Bei Unfällen ist zu 99 Prozent der Mensch schuld»

In der Schweiz passieren pro Jahr laut der Suva rund 7000 Unfälle beim Schlitteln. Nur in den allerwenigsten Fälle sei das jedoch auf das Material zurückzuführen. Hier nimmt Dreier sogar die Konkurrenz in Schutz: «Selbst bei einem Schlitten mit mieser Qualität ist zu 99 Prozent der Sportler schuld. Sie fahren viel zu schnell, sind schlecht ausgerüstet oder konsumieren Sachen, welche die Reaktion hemmen.»

Bei einer vernünftigen Fahrweise sei Schlitteln jedoch ein sehr sicherer und familienfreundlicher Sport. Natürlich müsse man auch die richtige Strecke wählen. Für Familien sei zum Beispiel Matt-Weissenberg ein Geheimtipp, wo es fast nur Schlittler gebe. Wer es sportlicher mag, der bevorzugt vielleicht eher das Rinerhorn in Davos. 

(thc) 

 

 

veröffentlicht: 2. Januar 2020 06:48
aktualisiert: 2. Januar 2020 07:12
Quelle: FM1Today

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