«Haare lugten aus Teppich hervor»

30.01.2018, 19:59 Uhr
· Online seit 30.01.2018, 13:34 Uhr
In seinem Wald bei Zezikon hat Waldbesitzer Manfred Hunziker vergangenen Donnerstag eine in einem Teppich eingerollte Leiche entdeckt. Der 78-Jährige wollte die Sturmschäden in seinem Wald abschätzen und machte dabei den grausigen Fund.
Laurien Gschwend
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Am Donnerstagmorgen hat Waldbesitzer Manfred Hunziker aus Zezikon einen Teppich in seinem Wald am Wilderetobel entdeckt. «Der hellgrüne Teppich lag da, vielleicht vier Meter von der Waldstrasse entfernt am Bort», sagt der 78-Jährige und deutet mit seiner Gartenschere auf die Stelle. «Ich habe zuerst schon gedacht, da hat einer seinen Müll im Wald entsorgt. Ich bin dann näher hin, habe etwas am Teppich gezupft und da habe ich am unteren Ende Haare gesehen, die aus dem Teppich hervorlugten.» Da habe er vermutet, dass es sich um einen Menschen handeln könnte, der im Teppich eingerollt war. «Ich bin nicht erschrocken, war mir ja auch nicht sicher, ob da eine Leiche im Teppich drin ist.»

Er sei dann später auf dem Polizeiposten in Tobel vorbei gegangen, um seinen Fund zu melden. «Aber der Posten war nicht besetzt. Und so habe ich dann per Telefon die Polizei verständigt», sagt Hunziker. Wenig später sei eine erste Polizeipatrouille in den Wald gekommen und habe beim Untersuchen des Teppichs den Leichenfund gemacht. «Wenig später kam dann auch die Spurensicherung. Ein ziemlich grosses Polizeiaufgebot stand plötzlich in meinem Wald.»

«Irgend jemand hätte den Teppich früher entdecken müssen»

Eigentlich habe er an jenem Morgen nur die Sturmschäden in seinem Wald abschätzen wollen, als er den Teppich nach einer Wegbiegung habe am Hang  liegen sehen. «Ich war schon etwas verwundert, als die Polizei in ihrem Bericht geschrieben hat, der Teppich müsse schon seit rund einem Monat da liegen. Ich selbst bin mehrmals hier durchgelaufen seit Weihnachten, und zudem wird dieser Weg auch häufig von Spaziergängern und Reitern benützt», sagt Hunziker. «Irgend jemand hätte den Teppich doch sicher früher entdecken müssen. Er war ja nicht von Laub bedeckt, deutlich heller als das Grün der Pflanzen - und Schnee hatte es auch keinen.»

Dass der Teppich aber schon länger dort liegt, sei nicht auszuschliessen. Vielleicht war er zuerst doch mit Laub überdeckt, das erst die Stürme im Januar dann weggeblasen und so den Teppich freigelegt haben. Auf dem Waldboden war am Dienstag nur noch eine leichte Delle zu erkennen, wo der Teppich mit der Toten gelegen hatte.

Vermisste aus dem Aargau?

Laut der Mitteilung der Kantonspolizei Thurgau steht die Identität der Toten noch nicht fest. Laut einem Bericht der «Aargauer Zeitung» könnte es sich um eine 21-jährige Frau handeln, die seit dem vergangenen November im Kanton Aargau vermisst wird. Auch die Fragen, wo und wie die Frau gestorben ist, seien noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen der Kantonspolizei Thurgau und der Staatsanwalt Bischofszell.

Aufgrund der Spuren geht die Polizei davon aus, dass die Frau mit einem Fahrzeug ins Waldstück transportiert worden ist. Zur Untersuchung wurde die Frau ins Institut für Rechtsmedizin St.Gallen überführt. Die Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung, die zur Klärung des Falls beitragen können. Sie nimmt Beobachtungen und Hinweise unter der Telefonnummer 058 345 22 22 entgegen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf tagblatt.ch.

veröffentlicht: 30. Januar 2018 13:34
aktualisiert: 30. Januar 2018 19:59

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