«Ich hätte mehr geboten für das Schloss»

07.03.2019, 05:29 Uhr
· Online seit 06.03.2019, 18:28 Uhr
Das Ehepaar Schmid aus der Innenschweiz ist neuer Besitzer von Schloss Eugensberg in Salenstein. Multimillionär, Ex-Banker und Musiker Peter Buser, ein weiterer Interessent, hat das Nachsehen und fühlt sich betrogen. Das Konkursamt wehrt sich gegen die Vorwürfe.
Noémie Bont
Anzeige

Der wohl letzte Schritt in der 15-jährigen Geschichte des Erb-Konkurses ist getan. Letztes Wochenende wurde das Prachtschloss Eugensberg verkauft. Die Zahlen machen einen schwindelig:  80 Hektar gross ist das Grundstück. Über 35 Millionen Franken kostete es.

Gekauft haben es der deutsche IT-Unternehmer Christian Schmid (38) und seine Schweizer Ehefrau. Die beiden leben bis zum Einzug in Schloss Eugensberg in der Innerschweiz. Ein weiterer Interessent war der Solothurner Multimillionär und Casanova Peter Buser (82), er ist der grosse Verlierer. Obwohl er bereit gewesen wäre, für das Schloss Eugensberg mehr zu bieten, wie er behauptet.

Anschuldigungen gegenüber Kanton

Vor ungefähr zehn Tagen hat Peter Buser - gemäss eigener Aussage - den anderen Interessenten mit 36,5 Millionen Franken überboten. «Ich hatte eine Sitzung mit Matthias Hotz, dem Anwalt der Gläubiger und Martin Wenk vom Konkursamt - sie haben mein Angebot damals zur Kenntnis genommen», sagt Multimillionär Peter Buser gegenüber FM1Today.

Dieses Wochenende erhielt Buser die Nachricht, dass das Schloss an das Ehepaar Schmid übergegangen sei. Und das obwohl er bereit gewesen wäre, noch mehr für das Anwesen zu zahlen. «Ich bin nicht enttäuscht, dass ich das Schloss nicht bekommen habe. Enttäuscht bin ich aber, dass ich nicht mehr berücksichtigt wurde. Matthias Hotz und Martin Wenk tun so, als ob ich nicht mehr mitbieten wollte.»

«Busers letztes Angebot wurde überboten»

Matthias Hotz wehrt sich und stellt klar: «Wir haben das Schloss jenem verkauft, der konkret am meisten geboten hat. Da es sich bei Schloss Salenstein nicht um ein 0815-Objekt handelt, braucht es viele Bewilligungen und Absprachen, so war dies kein normales Versteigerungsverfahren, sondern ein Freihandverkauf.»

Das Ziel eines Freihandverkaufs: einen möglichst grossen Erlös zu erzielen. «Bei einem freien Verkauf werden die Spielregeln vom Konkursamt bestimmt. Beide Interessenten durften ein letztes Angebot machen und das letzte Angebot von Herrn Buser wurde überboten», sagt Martin Wenk, Abteilungsleiter des Thurgauer Konkursamtes.

Die Gemeinde freut sich

«Es freut uns sehr, dass wir mit dem Ehepaar Schmid junge Leute gefunden haben, die sich auf Schloss Salenstein niederlassen möchten und die historische Seite des Schlosses erhalten wollen», sagt Bruno Lorenzato, Gemeindepräsident von Salenstein. Die Gemeinde habe bei der Auswahl der neuen Besitzer nur am Rande mitgewirkt: «Der Freihandverkauf wurde vom Konkursamt und Gläubigervertretern geführt. Uns war nur wichtig, dass der bestehende Wanderweg, der durch das Gebiet Eugensberg geht, weiterhin von der Öffentlichkeit genutzt werden kann.»

Quelle: TVO

Der Fall Rolf Erb

Der Konkurs der Winterthurer Erb-Gruppe gilt nach der Swissair als die zweitgrösste Firmenpleite der Schweiz. Im März 2012 wurde Rolf Erb wegen gewerbmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher Gläubigerschädigung durch Vermögensverminderung zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt. Zwei Jahre später senkte das Zürcher Obergericht die Strafe um ein Jahr. Auch das Bundesgericht bestätigte das Urteil. Erb zögerte seinen Haftantritt mit Gesundheitsattesten und Rechtsmitteln bis zu seinem Tod im Alter von 65 Jahren vor zwei Jahren hinaus. Zu den Gläubigern gehören vor allem Banken, aber auch Private und wegen Steuerschulden auch der Kanton Zürich.

Das Schloss Eugensberg

Das Schloss wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Eugène de Beauharnais gebaut, dem Stiefsohn Napoleons. 1916 kaufte der Thurgauer Industrielle Hippolyt Saurer das Schloss und erneuerte es. Bevor Rolf Erb die Anlage 1990 kaufte, diente das Schloss als Museum und später als Erholungsheim.

veröffentlicht: 6. März 2019 18:28
aktualisiert: 7. März 2019 05:29
Quelle: cas/bon/sk

Anzeige
Anzeige