Indizien belasten Beschuldigten schwer

26.03.2019, 09:07 Uhr
· Online seit 25.03.2019, 17:59 Uhr
Am Montag wurde der Prozess gegen einen 62-jähriger Deutschen, der im Mai 2016 in der Seerheinbadi eine 38-Jährige getötet haben soll, eröffnet. Die Indizien wurden detailliert erläutert und belasten den Beschuldigten schwer.
Nina Müller
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Im Mordprozess vor dem Bezirksgericht Kreuzlingen TG hat der Staatsanwalt am Montag detailliert die Indizien erläutert, welche den Beschuldigten belasten. Dieser bestreitet die Tat, nachdem er sie anfänglich gestanden hatte.

Am Pfingstsonntag im Jahr 2016 entdeckte eine Spaziergängerin im Schwimmbad am Rheinufer eine Frauenleiche, die tödliche Kopfverletzungen erlitten hatte. Beim Opfer handelte es sich um eine 38-jährige Deutsche aus dem benachbarten Konstanz.

Geständnis wieder zurückgezogen

Schon drei Tage nach der Tat, am 17. Mai 2016, wurde der Verdächtigte am Flughafen im spanischen Barcelona festgenommen und am 7. Juli an die Schweiz ausgeliefert. In den ersten Einvernahmen und im Rahmen der Tatrekonstruktion legte er ein Geständnis ab - mit vielen Details und Täterwissen, wie der Staatsanwalt sagte. Später widerrief er sein Geständnis; er habe es unter Druck abgegeben.

Der Staatsanwalt forderte eine Verurteilung des Mannes wegen Mordes und eine lebenslängliche Freiheitsstrafe mit anschliessender Verwahrung. Der Rechtsvertreter der Mutter der Getöteten schloss sich dem an. Er verlangte Schadenersatz von rund 9300 Franken. Genugtuungsforderungen werden in einem separaten Verfahren erhoben.

Der Verteidiger kommt am Dienstag zu Wort. Er dürfte auf Freispruch plädieren. Das Urteil wird voraussichtlich am Mittwoch eröffnet. Da es kein Geständnis gibt, muss sich das Bezirksgericht ausschliesslich auf Indizien stützen. Diese belasten den Beschuldigten schwer.

Ihm ging es um Sex

Der Beschuldigte lebte zur Tatzeit schon einige Jahre auf Teneriffa. Regelmässig besuchte ihn seine Geliebte dort monatelang und arbeitete als Ergotherapeutin. Für den 28. Mai 2016 hatte sie wieder einen Flug gebucht - dann wollte sie von Konstanz definitiv zu ihm ziehen.

Diese Verbindlichkeit hatte er nie gewollt. Ihm sei es um Sex gegangen, sagte er. Er hatte in Spanien eine «mütterliche» Freundin. Die deutsche Geliebte stellte er dort als Bekannte vor. Dennoch schlug er ihr im Mai 2016 eine Heirat vor und drängte sie, noch vor Pfingsten einen Standesamtstermin zu reservieren, aber niemandem etwas von den Plänen zu sagen.

Spuren im Netz

Laut Staatsanwalt hatte der Mann seine Tat «akribisch genau geplant». Eines aber hatte er nicht berücksichtigt: Im Internet, mit Mobiltelefon und Kreditkarten sowie durch Videoüberwachungen hinterliess er Spuren, die genau verfolgen liessen, was er wann tat und wann er wo gewesen war.

Schon im August 2015 hatte er eine Lebensversicherung über 500'000 Euro zu seinen Gunsten abgeschlossen für den Fall des Todes seiner Geliebten. Die Versicherung trat Anfang 2016 in Kraft. Er selbst zahlte trotz eigener Geldsorgen die Prämien.

Ab März 2016 suchte er, der sonst immer flog, im Internet nach Autoreiserouten nach Kreuzlingen. Im April buchte er ein Hotel in einer Stadt unweit Barcelona. Er googelte das Pfingstwetter in Kreuzlingen - nass und kalt - , buchte einen Flug von Teneriffa nach Barcelona, buchte einen Mietwagen und fuhr die lange Strecke nach Kreuzlingen.

Geheimes Treffen

Kurzfristig informierte er die Geliebte über seinen Besuch und schlug für den Abend des 14. Mai ein Treffen am Grillplatz bei der See-Rhein-Badi in Tägerwilen vor. Sie solle auch davon niemandem etwas sagen. Daran hielt sie sich nicht: Sie teilte das Treffen ihrer Mutter per SMS mit.

Am Tatabend wurden sie gemeinsam in einem Lokal nahe dem späteren Tatort gesehen. Der Wirt notierte die spanische Autonummer. Die beiden gingen zum Grillplatz, der bei dem garstigen Wetter verlassen war. Sie nahm für das Stelldichein eine Decke mit.

Unter dieser Decke liegend wurde sie tags darauf, am Pfingstsonntag, gefunden. Sie lag bäuchlings mit eingeschlagenem Schädel und Würgespuren am Hals im Wasser. Unter ihren Fingernägeln fanden sich DNA-Spuren. Diese waren vom Wasser aber teilweise zerstört. Feststellen liess sich, dass sie von ihm oder allenfalls von seinem Sohn stammten. Er war am Sonntagmittag zurück im Hotel in Spanien.

veröffentlicht: 25. März 2019 17:59
aktualisiert: 26. März 2019 09:07
Quelle: SDA/red.

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