Mehr Züge im Thurgau – nicht alle freut's

03.12.2018, 17:30 Uhr
· Online seit 03.12.2018, 17:14 Uhr
300 Millionen Franken wurden in die Thurgauer Bahninfrastruktur investiert. Das Resultat sieht man ab dem Fahrplanwechsel kommenden Sonntag. Doch es gibt nicht nur Verbesserungen.
Praktikant FM1Today
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«Meine Eltern wohnen in Scherzingen. Wie profitieren sie vom Fahrplanwechsel?» Die Frage von Moderator Lukas Studer war eigentlich als lockerer Einstieg gedacht. Doch Walter Häne, Leiter Personenverkehr bei den SBB, der nach Romanshorn gekommen war, um die Investition in den öffentlichen Verkehr zu feiern, musste eingestehen: «In Scherzingen ändert sich mit dem Fahrplanwechsel nichts.» Schallendes Gelächter im Publikum war die Folge.

300 Millionen Franken haben das Bundesamt für Verkehr und der Kanton in die Thurgauer Bahninfrastruktur investiert. Für dieses Geld wurden Bahnhöfe umgebaut, neue Gleise verlegt und neue Weichen gesetzt. Insgesamt fahren zwölf Prozent mehr Bahn und Bus durch den Kanton. «Das ist ein Quantensprung», freut sich Regierungsrat Walter Schönholzer.

Lange Wartezeiten wegen Fahrplanwechsels

So gibt es auch einige Fortschritte. Zwischen Romanshorn und Weinfelden verkehren ab dem Sonntag doppelt so viele Züge wie bisher, auf fast allen S-Bahn-Strecken gibt es unter der Woche einen Halbstundentakt und die Fahrzeit vom Bodensee nach Zürich reduziert sich um eine Viertelstunde.

Doch es gibt auch Verlierer: Wer vom Hinterthurgau nach St.Gallen fahren möchte, wird in Wil zu einer 20-minütigen Zwangspause verdonnert. «Es ist ein sehr komplexes System, da gibt es nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer», sagt Schönholzer. Man werde sich aber dafür einsetzen, dass in den nächsten Ausbauschritten die Nachteile ausgemerzt werden. Das kann jedoch noch dauern. Im Moment beschäftigt sich das Parlament mit dem Bahnausbauschritt für das Jahr 2035. «Wir hoffen, dass wir jetzt nicht so lange warten müssen bis zur nächsten Verbesserung. Spätestens 2035 erwarten wir die nächste Verdichtung.»

Verspätung überträgt sich

Mit dem neuen Fahrplan wird das Netz dichter, die Anschlüsse besser. Angst, dass nun mehr Züge als bisher verspätetet ankommen, hat man bei den SBB nicht. «Das System ist anfälliger. Wir müssen schauen, dass kein Zug Verspätung hat, sonst überträgt es sich auf das ganze Netz», gibt Häne aber zu.

Auch der Regierungsrat hat keine Angst vor Verspätungen. Aber: «Ich habe Respekt davor, dass die öffentliche Hand jetzt mehr für das Angebot bezahlen muss», sagt Schönholzer. Wenn die Bevölkerung das Angebot nutze, könne man zufrieden sein. «Sonst wäre es ein teurer Ausbau.»

Im Interview mit TVO erklärt Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamts für Verkehr, warum es so lange gedauert hat, bis im Thurgau der öV ausgebaut wurde.
Hier erfährst du, wie sich der Thurgauer Fahrplan konkret ändert. Doch auch im Rest der Ostschweiz fahren ab Sonntag die Züge anders – Details erfährst du hier. In St.Gallen gibt es grosse Veränderungen bei den Stadtbussen.
veröffentlicht: 3. Dezember 2018 17:14
aktualisiert: 3. Dezember 2018 17:30

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