Bezirksgericht Arbon

Mit dem Auto wollte ein Thurgauer möglichst viele Ausländer töten

· Online seit 03.05.2023, 06:12 Uhr
Ein 30-jähriger Schweizer stand am Dienstag vor Gericht, weil er zwei junge Teenagerinnen mit seinem Auto anfuhr und verletzte. Doch sein ursprünglicher Plan war es, einen Rassenkrieg zu entfachen.
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Es sollte der Beginn eines Rassenkriegs werden. Ein heute 30-jähriger Thurgauer heckt einen Plan aus, bei dem er seinen Hass auf «Dunkelhäutige, Muslime, Juden und linke Babyboomer» ausleben kann.

Mit dem Auto wollte er im September 2020 eine Amokfahrt durchführen und so möglichst viele Ausländer töten, die er laut der Anklageschrift primär an der Hautfarbe identifiziert hätte. Gemäss seiner Auffassung könne nur so der Rassenkrieg losgetreten werden, um sicherzugehen, dass die «weisse Rasse» siegreich ist.

Seine Tat wollte er mittels Handy auf Twitch und Youtube livestreamen, ähnlich wie es der Attentäter im neuseeländischen Christchurch getan hatte. Damit wollte er möglichst viele Personen erreichen und diese zu ähnlichen Taten «inspirieren», wie es in der Anklageschrift steht.

Nun ist der Beschuldigte in einer psychiatrischen Anstalt. Am Dienstag kam es vor dem Bezirksgericht Arbon zum Prozess gegen den 30-jährigen Mann. Ihm werden unter anderem mehrfachen eventualvorsätzlichen Mord und eventualvorsätzliche schwere Körperverletzung vorgeworfen.

Der Staatsanwalt verlangt eine 13-jährige Freiheitsstrafe. «In der Schweiz hat es bisher keine vergleichbare rechtsextremistische Tat gegeben», sagt er laut der «Thurgauer Zeitung» (Bezahlartikel) vor Gericht. 

Schuldfähig oder nicht?

Die Freiheitsstrafe soll zugunsten einer stationären Massnahme aufgehoben werden. Für den Beschuldigten nichts Neues. Seit seiner Kindheit verbringt er regelmässig Zeit in Psychiatrien. Ihm wird eine paranoide Schizophrenie attestiert. Vor Gericht sagt der Beschuldigte, dass sich die Welt wie eine Simulation angefühlt hat. Er selbst sei ein ausgewählter Spieler, der eine Mission zu erfüllen habe.

Nun muss beurteilt werden, ob der 30-Jährige überhaupt schuldfähig ist. Für seinen Verteidiger ist er «schuldunfähig», weshalb er einen Freispruch beantragt. Für den Staatsanwalt hingegen ist seine Schuldfähigkeit nur eingeschränkt. 

Die Psychiaterin, die den Mann begutachtetete, legt sich nicht fest. Entweder habe der Mann im Wahn gehandelt, wonach er schuldunfähig sei. Oder er habe die Tat nicht im Wahn begangen, obwohl er an Schizophrenie leide. 

Wie sich das Gericht entschieden hat, steht noch nicht fest. Das Urteil wird in den nächsten Tagen schriftlich bekannt gegeben. 

Messer, Pfefferspray und Softair-Pistolen im Internet bestellt

Damals, im Jahr 2020, ging er sehr genau ans Werk. Er rechecherchierte mittels Google Maps, wo sich Polizeiposten befinden, um während seiner Amokfahrt nicht auf allfällige Polizisten zu stossen. Zudem bestellte er im Internet Messer, Pfefferspray und Softair-Pistolen. Damit wollte er sich, falls notwendig, gegen Personen verteidigen, die ihn an seiner Tat hindern wollten.

Dazu stellte er zu Hause Nagelbretter her, die er bei einer potenziellen Verfolgungsjagd auf Polizeiautos werfen wollte. All das unternahm er, damit er seine Amokfahrt möglichst lange durchführen kann.

Um ein möglichst gutes Bild zu kriegen, testete er, wie das Handy am Beifahrersitz hält und fuhr verschiedene Routen ab, die sich für die Fahrt eignen würden. Eine weitere Befestigungsmöglichkeit testete er am Rückspiegel seines Autos.

Am 11. September fährt er los

Er beschloss, seine Tat am 20. August 2020 durchzuführen. Doch weil es an diesem Tag regnete, verschob er die Fahrt auf den 11. September, den 19. Jahrestag der Terror-Anschläge auf das World Trade Center und aufs Pentagon in den USA.

Unter dem Namen «Rampage» startete er am 11. September den Livestream und fuhr los. Kurz nach seiner Abfahrt sah er zwei jugendliche Velofahrerinnen, wobei eine davon dunkelhäutig war.

Der Mann lenkte sein Auto in die Teenagerinnen, wobei eine der Jugendlichen über die Motorhaube geschleudert wurde und auf dem Asphalt landete.

Anschliessend knallte der Beschuldigte in ein parkiertes Auto, das seine Amokfahrt zum Stillstand brachte. Zunächst versuchte er noch, weiterfahren, gab sein Vorhaben aber schnell auf.

Nach Irrfahrt in Handschellen gelegt

In der Folge trat er an ein stehendes Auto heran, öffnete die Tür, und drückte der Lenkerin ein Messer an die Brust und riss sie aus dem Auto. Mit seinem neuen Gefährt unternahm er eine regelrechte Irrfahrt durch die beiden Appenzell, die Stadt St.Gallen, durch Rorschach und durch St. Margrethen. In Heerbrugg konnte der Mann schliesslich von der Kantonspolizei St.Gallen festgenommen werden. 

Für den Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

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veröffentlicht: 3. Mai 2023 06:12
aktualisiert: 3. Mai 2023 06:12
Quelle: FM1Today

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