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Ponykutschenfahren

Mit dieser Familie kann man Pferde stehlen

Marian Märki, 16. September 2023, 19:05 Uhr
Die Thurgauer Yannik und Cédric Scherrer gehören in ihrer Sportart zu der Welt-Elite – und zwar im Ponykutschenfahren. Der Fahrsport ist bei Scherrers durch und durch Familiensache. Wir haben sie bei der Schweizer Meisterschaft in Frauenfeld einen Tag lang begleitet.

Quelle: TVO

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Es ist Freitagmorgen, als wir Yannik und Cédric auf der Pferderennbahn in Frauenfeld treffen. Es ist der dritte Tag der Schweizer Meisterschaft im Fahrsport – oder für Laien: im Kutschenfahren. Die Disziplin Marathon steht auf dem Programm. Am Donnerstag war bereits die Dressur an der Reihe, am Samstag folgt das Kegelfahren – die Königsdisziplin. Das Schlussresultat wird aus allen Disziplinen zusammengesetzt.

Die Scherrers sind aber nicht hier, um einfach mitzufahren. Yannik, der in Weinfelden lebt und trainiert, ist frischgebackener Vize-Weltmeister im Vierspänner, sein Bruder Cédric, der mit seiner Familie in Lommis wohnt, krönte sich gar zum Weltmeister im Einspänner. Dementsprechend sind auch die Erwartungen der beiden an sich selbst hoch. Dennoch sind die beiden tiefenentspannt, als sie uns in Empfang nehmen.

«Die Nervosität kommt dann erst später», sagt Yannik. Die beiden Brüder waren bereits im Stall, um die Pferde zu versorgen, bevor es auch für sie ein Zmorge gibt. Pferde, sind es denn keine Ponys? «Ponys sind keine eigene Rasse, sondern einfach gesagt kleine Pferde. Bis zu einer Schulterhöhe von 1,49 Meter darf man in der Ponykategorie starten», klärt uns Cédric auf. Sein Zugpony sei knapp darunter, die seines Bruders seien da schon um einiges kleiner.

Strecke muss besichtigt werden

Nach dem Zmorge wird das Treiben im Lager Scherrer emsiger. Die Streckenbesichtigung steht an. Yannik und Cédric laufen mit ihrem Team die Strecke ab und fachsimpeln über die Routenwahl. Denn die Hindernisse müssen in einer bestimmten Reihenfolge abgefahren werden. Man merkt beiden die Routine an. Yannik nimmt sich Zeit für unsere Fragen, Cédric spricht mit der Konkurrenz.

Zurück im Lager geht es in den Stall. Die Ponys müssen für das Rennen vorbereitet werden. Hierbei gilt es einiges zu beachten. Cédric Scherrer trägt eine Werkzeugbox mit in den Stall. Darin sind die Stollen für sein Pony «Calypso», welche in die Hufeisen geschraubt werden. «Wir haben verschiedene Längen. Es ist ein bisschen wie beim Fussball, wenn es nass und schlammig ist, dann braucht man eher die längeren, bei trockenem Boden eher die kürzeren», sagt Cédric. Es ist ein wenig wie die richtige Reifenwahl in der Formel 1. Danach werden «Calypso» spezielle Schoner um die Schienbeine und Knöchel montiert, damit er sich nicht verletzt, dann wird das Pony von Cédric und seiner Frau Nadine vor die Kutsche gespannt.

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Familie ist immer mit dabei

Im Hause Scherrer ist das Kutschenfahren nämlich Familiensache. Nadine und auch Sara, die Frau von Yannik, sind beide begeisterte Pferdesportlerinnen und sind die Beifahrerinnen ihrer Männer. Wie im echten Leben halten Nadine und Sara Cédric und Yannik auf der Strecke so im Gleichgewicht. Und auch der Rest der Familie ist anwesend, Mami Scherrer kümmert sich um den Enkel, Papi Scherrer witzelt mit und über seine Söhne. Schliesslich hat er es seinen Söhnen in die Wiege gelegt. Und auch Freunde helfen fleissig mit. Yannik sagt dazu: «Ohne die Unterstützung unserer Frauen, Familie und Freunden könnten wir diesen Sport gar nicht ausüben.»

Denn Yannik und auch Cédric arbeiten beide Vollzeit. Nach dem Feierabend geht es für die beiden direkt in die Stallungen, wo sie dann noch bis um etwa 22 Uhr mit ihren Ponys trainieren.

Die Ruhe vor dem Sturm

Zurück zum Renntag: Die Gebrüder machen sich und ihre Teams bereit für den Start. Die Nervostität kommt nun langsam, sowohl bei den Brüdern als auch bei den Ponys. Zuerst geht es auf eine Aufwärmrunde, dann steht ein Medizincheck für die Ponys an. Sie werden vor dem Start vom Tierarzt auf Verletzungen kontrolliert und der Puls wird gemessen.

Zuerst ist Cédric mit dem Einspänner an der Reihe. «Calypso» gibt richtig Gas, Cédric steuert ihn um die Kurven, Nadine schaut, dass die Kutsche nicht kippt. Und das gelingt den beiden: Sie fahren in ihrer Kategorie an diesem Tag die Bestzeit. Auch Yannik macht sich danach mit seinem Vierspänner und seinen beiden Beifahrern auf den Weg. Yannik und sein Team sichern sich ebenfalls den Tagessieg bei den Vierspännern.

Stolze Scherrers

Nach den Fahrten zeigen sich beide zufrieden. Die Ponys und auch die Teams hätten super Arbeit geleistet. Und natürlich sind sie auch gegenseitig auf sich stolz. Yannik sagt dazu: «Früher war das natürlich schwieriger, aber mittlerweile unterstützen wir uns gegenseitig mit unseren Stärken. Ich kann immer auf meinen Bruder zählen. Das macht mich schon stolz.» Und auch Cédric findet: «Dass wir das gemeinsam machen können, auch mit unseren Familien, ist schon etwas spezielles.»

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Quelle: FM1Today
veröffentlicht: 16. September 2023 19:09
aktualisiert: 16. September 2023 19:09
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