«Nach 35 Jahren im Geschäft ein Schock»

20.03.2019, 17:52 Uhr
· Online seit 20.03.2019, 15:58 Uhr
Dutzende Ostschweizer Passagiere sind am frühen Mittwochmorgen in den Niederlanden mit einem gecharterten Kreuzfahrtschiff von Thurgau Travel in einen Frachter geprallt. Nicht nur für sie, auch für Inhaber Hans Kaufmann ist das Unglück ein Schock.
Laurien Gschwend
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Hans Kaufmann, was ist am heutigen Mittwochmorgen genau passiert?

Das Kreuzfahrtschiff MS Edelweiss, das wir für das ganze Jahr von der Firma Scylla gechartert haben, ist um 6 Uhr morgens frontal von einem Frachtschiff touchiert worden und anschliessend in einen Brückenpfeiler gekracht. Am Schiff entstand Schaden, es musste gleich am Unfallort stabilisiert werden.

Quelle: CH Media Video Unit

Gab es Verletzte?

Die Passagiere sind erschrocken, aber nicht verletzt worden. Wir haben sie mit kleinen Booten zur Stadthalle von Nijmegen gebracht, um sie zu versorgen und zu beruhigen.

Wie viele Kunden von Thurgau Travel befanden sich in dem Schiff?

Insgesamt waren 160 Passagiere an Bord. Erfahrungsgemäss handelt es sich bei rund einem Drittel der Gäste um Ostschweizerinnen und Ostschweizer.

Wie haben Sie als Inhaber von Thurgau Travel auf das Unglück reagiert?

Für mich war das Ganze ein ziemlicher Schock. Ich bin schon 35 Jahre im Geschäft und bislang mussten wir noch nie unseren Krisenstab einsetzen. Einmal ist immer das erste Mal.

Was ist bekannt zur Unfallursache?

Es ist die Aufgabe der Behörde, das zu eruieren. Wir dürfen nicht spekulieren, ob das Frachtschiff zu weit links oder rechts unterwegs war. Uns bleibt nichts Anderes übrig, als den Bericht abzuwarten.

Wie geht es für die Touristen weiter?

Sie wurden gemäss Programm mit Bussen abgeholt und machten einen Ausflug nach Kinderdijk und Rotterdam. Später geht es zurück nach Nijmegen, dort wartet ein neues Luxusschiff von Scylla auf sie. Dieses wäre erst in zwei Wochen in Betrieb gegangen. Die Kunden haben also Glück im Unglück.

Setzen all Ihre Kunden die Reise fort?

Zehn Leute haben entschieden, heimzufliegen. Alle anderen sind geblieben.

Wie sicher sind Flussfahrten?

Es gibt zwar immer mal wieder kleinere Zwischenfälle, beispielsweise mit dem Steuerhaus. Davon, dass gleich ein ganzes Schiff versinkt, habe ich aber noch praktisch nie gehört. Flussschiffe gehören für mich zu den sichersten Verkehrsmitteln.

Bereits am 26. Dezember 2017 war es zu einem Unfall mit einem Schiff der Scylla-Gruppe mit Sitz in Baar gekommen. Die Swiss Crystal war damals nahe Duisburg mit einem Brückenpfeiler kollidiert. 25 Personen wurden dabei verletzt.

Interview: Laurien Gschwend 

veröffentlicht: 20. März 2019 15:58
aktualisiert: 20. März 2019 17:52

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