Festival

Out in the Green kehrt nach Frauenfeld zurück – mit Metallica

· Online seit 14.09.2021, 12:06 Uhr
Nächsten Sommer kommt mit dem Out in the Green die Rockmusik zurück auf die Grosse Allmend. Am eintägigen Konzerttag mit 50'000 Fans spielt die weltbekannte US-Band Metallica. Das mehrtägige Hip-Hop-Open-Air findet wie gewohnt eine Woche später statt.
Samuel Koch/Thurgauer Zeitung
Anzeige

Ein Paukenschlag inmitten der Stille der zuletzt abgesagten Frauenfelder Festivals. So lässt sich die Nachricht über die Rückkehr des Out in the Green nach Frauenfeld resümieren. Am 29. Juni 2022 kehrt das Rockfestival zurück auf die Grosse Allmend, schreibt die «Thurgauer Zeitung». Nach über 20-jähriger Abstinenz erlebt die Rockmusik also in Frauenfeld ihre Renaissance. Dort, wo 2002 am Ministry of Rock letztmals harte Töne und Gitarrenriffs ertönten und 1987 der Grundstein für das heute erfolgreiche Open Air Frauenfeld mit seiner Hip-Hop-Ausrichtung gelegt wurde.

Als Headliner und Publikumsmagnet für die 50'000 Besucherinnen und Besucher portiert die organisierende First Event AG für den eintägigen Konzerttag Metallica. Die Metalband aus Kalifornien hat mit Liedern wie «One», «Whiskey in the Jar» oder «Nothing else matters» gemäss eigenen Angaben millionenfach Alben verkauft. Sabaton aus Schweden und Five Finger Death Punch aus den USA ergänzen das bisher bekannte Line-up, das mit drei weiteren internationalen Bands komplettiert werden soll.

Rolling Stones, David Bowie, Oasis, Deep Purple, Die Toten Hosen: Die Liste von namhaften Künstlern, die einst in Frauenfeld auf der Bühne standen, ist lang. Vor der Bühne standen Zehntausende Gäste, die das erste Mal die grosse Freiheit auf dem Camping, die Euphorie in der Menge und die Magie rund um das knisternde Lagerfeuer zusammen erlebten, fassen es die Veranstalter in ihrer Mitteilung zusammen.

Mit den Rolling Stones überlupften sich die damaligen Veranstalter und versuchten sich mit dem Ministry of Rock 2002 letztmals, ehe das Open Air Frauenfeld 2004 in die Hände der First Event AG überging und mit der Ausrichtung aufs Hip-Hop-Genre ein neues und erfolgreiches Zeitalter begann. Wolfgang Sahli, heutiger Präsident der First Event AG, lässt sich wie folgt zitieren: «Die Abkehr vom Rock war die richtige Entscheidung vor 20 Jahren.» Unter anderem mit Metallica am Out in the Green schliesse sich nach 20 Jahren ein Kreis. «Jetzt ist es Zeit, wieder zu unseren Wurzeln zurückzukehren», meint Sahli.

Übernommene Rechte von Gert Hubatka

Die baldige Renaissance des Rock möglich gemacht hat die kürzliche Übernahme der Namens- und Logorechte vom Frauenfelder Werkzeug- und Maschinenunternehmer Gert Hubatka, der diese 2002 nach dem Konkurs der damaligen Event AG als Veranstalterin vom Konkursamt übernommen hatte.

Hubatka nennt weder eine Verkaufssumme noch geht er auf Fragen nach der Anzahl Dezimalstellen der Summe ein. Das tut auch Joachim Bodmer nicht, Mediensprecher der First Event AG. «Wir kommunizieren keine Zahlen, aber es lief alles fair und freundlich ab», sagt er. Unter dem Strich hätten alle gewollt, dass die Fans ihr altes Festival zurückbekommen.

Mit dem Out in the Green (Rock) eine Woche vor dem eigentlichen Open Air Frauenfeld (Hip-Hop) können die Veranstalter dieselbe Infrastruktur zweimal nutzen. Einerseits sei das ein logistischer Vorteil, meint Bodmer und ergänzt: «Anderseits macht das auch betreffend Nachhaltigkeit und Emissionen Sinn, es reduzieren sich Transporte, Bauzeiten, Energieverbrauch et cetera.»

Ausserdem generiert die mehrfach verwendete Infrastruktur keine zusätzlichen Kosten. Geringere Emissionen verursacht das Out in the Green auch, weil die Besucher bloss einen Tag auf der Allmend bleiben. «Weniger Bands – also kürzere Spielzeiten und kein Camping – geben auch weniger Abfall», meint Bodmer.

Vorverkaufsstart ab Freitagmittag

Für der Armasuisse als Liegenschaftseigentümerin hat die First Event AG keine weiteren Auflagen zu erfüllen. Das Out in the Green mit der komplett anderen Zielgruppe finde innerhalb der den Veranstaltern zur Verfügung stehenden Zeitspanne statt. «Das heisst, es musste für die Rockkonzerte kein zusätzlicher Zeitslot bewilligt werden», sagt Bodmer. Der Vorverkauf für die 50'000 Tickets fürs Out in the Green startet am kommenden Freitag, 17. September, pünktlich um 12 Uhr.

Von den Neuigkeiten zum Out in the Green zeigt sich auch Ermano Conti begeistert, einstiger Gründer des Festivals in den 1980ern. Damals setzte der FC Frauenfeld mit Conti, Inhaber eines Grafikbüros, die Idee eines «grösseren Sommernachtsfestes» mit dem Namen Out in the Green in die Tat um. Die simple Intention: Der FC wollte damals nach dessen missglücktem Ausflug in die Nationalliga B die Chance wahren, Geld zu verdienen. Heute sagt Conti, der nichts mit Hip-Hop anzufangen weiss: «Toll, dass handgemachte Musik wieder zurückkommt.»

Als Gründer verbindet Conti viele gute Erinnerungen mit dem Out in the Green. Aber es gab auch weniger gute, als es nach dem Gastspiel der Rolling Stones um Mick Jagger zum finanziellen Desaster kam. «Das Defizit lag weit über einer Million Franken», sagt Conti, der das Minus nicht aus der Portokasse ausgleichen konnte. Selbst die Neulancierung des Ministry of Rock brachte keine Besserung, weshalb die First Event AG um Wolfgang Sahli schliesslich 2004 die neue und erfolgreiche Ausrichtung in Richtung Hip-Hop-Genre wagte.

Der Rest der Geschichte ist bekannt. Das Open Air Frauenfeld mauserte sich zum grössten Festival der Schweiz mit täglich 50'000 Besucherinnen und Besuchern und zum grössten Hip-Hop-Festival Europas mit Künstlern wie Eminem, 50 Cent und Macklemore. Vor vier Jahren folgte die Übernahme der First-Event-Aktienmehrheit durch den US-Unterhaltungsgiganten Live Nation, wobei das Operative auf dem Festivalplatz Frauenfeld weiterhin die lokalen Organisatoren führen.

Und 2022 beginnt in Frauenfeld mit der Renaissance also ein neues Zeitalter, mit dem zunächst eintägigen Out in the Green und dem mehrtägigen Open Air Frauenfeld innerhalb von wenigen Tagen.

veröffentlicht: 14. September 2021 12:06
aktualisiert: 14. September 2021 12:06
Quelle: Thurgauer Zeitung

Anzeige
Anzeige