«Puma ist paranoid»

01.03.2017, 14:37 Uhr
· Online seit 01.03.2017, 11:52 Uhr
David gegen Goliath, Ermatinger Hund gegen Puma, kleine Thurgauer Holzschreinerei gegen milliardenschweres Unternehmen – die Dimensionen sind gewaltig, genauso wie der Ursprung des Streits: Das Logo einer Ermatinger Firma sieht ein ganz kleines bisschen aus wie das von Puma. Nun hat der Ermatinger Hund den Puma überwältigt.
Lara Abderhalden
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«Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man als so kleine Firma, wie wir es sind, mit Anwälten von Puma in Kontakt tritt», sagt Andy Hostettler. Er führt gemeinsam mit Michael Urwyler die Urwyler & Hostettler GmbH in Ermatingen. Vor rund einem Jahr haben die beiden Männer einen eingeschriebenen Brief von Puma erhalten, darin die Aufforderung, das Logo zu ändern. Wegen Verwechslungsgefahr.

Dies Pumas-Argumentation:

«Wir haben versucht, denn Fall bilateral zu regeln, versuchten mit Puma in Kontakt zu treten», so Hostettler. «Wenn wir in der Ostschweiz ein Problem haben, dann regeln wir das untereinander mit den Geschäftsführern.» Leider sei dieser Versuch ohne Erfolg geblieben. Alles was die Beiden von Puma zu hören kriegten, waren deren Anwälte. «Puma hat uns gleich mit Anwälten bedroht und weil wir Menschen sind, die sich nicht gerne bedrohen lassen, vor allem, wenn wir nichts gemacht haben, wollten wir uns wehren.» Und das haben sie auch gemacht.

Hund gegen Katze

«Puma ist ein milliardenschweres Unternehmen, mit tausenden von Mitarbeitern weltweit, welches die Produkte wohl irgendwo im fernen Osten herstellt. Wir lassen uns von denen nicht kaputt machen», waren sich Andy Hostettler und Michael Urwyler einig. Die Firma, welche unter der Marke «Made in Ermatingen» Holzprodukte verkauft, produziert alles in Ermatingen mit Produkten aus der Region. Die Firma hat gerade einmal einen Angestellten.

Dass gerade dieses Drei-Mann-Unternehmen einmal ein Verfahren des Puma-Riesen am Hals hat, hätte Andy Hostettler nie gedacht: «Wir haben es für unmöglich gehalten, dass irgendjemand unser Logo mit dem von Puma verwechselt.» Es sehe komplett anders aus. «Wir haben den Hund aus dem Ermatinger Wappen und Puma hat eine Katze. Unser Hund streckt die Zunge raus und ist in einem Kreis.»

Institut entschied sich zugunsten der Thurgauer

Obwohl sie wussten, dass sie Recht hatten, wussten sie nicht, wie das Institut für geistiges Eigentum, welches das Verfahren untersuchte, reagiert und ob Puma den Fall allenfalls weiter zieht. Umso grösser ist die Genugtuung und Freude jetzt, nachdem das Institut für geistiges Eigentum der Ermatinger Firma Recht gegeben hat: «Das Institut meinte, es gäbe keine Verwechslungsgefahr zwischen den beiden Logos.»

Somit sind Hostettler und Urwyler wieder frei im Schaffen. Wäre das Verfahren von Puma durchgekommen, wäre es den Ermatingern verboten gewesen, zum Beispiel T-Shirts für Mitarbeiter zu drucken oder allenfalls einen Fussballverein zu unterstützen. «Wir dürfen alles machen, dass beschwingt uns, diese Marke in Ermatingen vorwärts zu treiben.»

«Puma hat eine Paranoia»

Der Kampf David gegen Goliath ist also gewonnen, nicht zuletzt Dank der Mithilfe der Medien: «Unsere Steinschleuder waren die Medien.» Nachdem klar wurde, dass eine Kontaktaufnahme mit Puma unmöglich war, gelangten die beiden mit dem Fall an die Öffentlichkeit. «Die positiven Medienberichte haben uns bestimmt in die Hände gespielt. Es ist die Macht des kleinen Mannes.»

Das Institut hat zwar zugunsten der Thurgauer entschieden, die Genugtuung ist da: «Es ist natürlich ein inneres Schmunzeln, da wir an unseren Triumph geglaubt hatten.» Dennoch ist Andy Hostettler auch ein wenig frustriert: «Puma hat eine Paranoia. Ich kann es einfach nicht anders sagen. Sie haben einen Verfolgungswahn. Sobald irgendwo ein Tierchen erscheint, das allenfalls noch springt, dann haben sie gleich das Gefühl, man wolle sie kopieren. Das ist absolut am Fell herbei gezogen.»

Verlustgeschäft für alle

Für Hostettler ist es unverständlich, das eine Firma die Kraft des Geldes nutzt, um irgendeinem Unternehmen das Leben zur Hölle zu machen. «Unternehmen haben eine gewisse Verpflichtung gegenüber ihren Aktionären und dürfen meiner Meinung nach das Geld nicht einfach aus dem Fenster schmeissen.»

Der ganze Fall sei ein Verlustgeschäft für alle gewesen. Dem Institut für geistiges Eigentum musste Puma gerade einmal 800 Franken bezahlen, dafür, dass sie sich ein Jahr mit dem Fall auseinandersetzten. Die Ermatinger Firma kriegt gar nichts: «Weil wir keinen Anwalt beizogen, sondern die Sache selbst in die Hand nahmen, bekommen wir kein Geld.»

Und ganz vom Tisch ist der Tier-Streit noch nicht: «Puma hat 30 Tage Zeit, Beschwerde einzureichen.» Dass Puma das tut, hofft Andy Hostettler nicht: «Puma hat nichts in der Hand. Die Argumentation des Instituts für geistiges Eigentum ist wasserdicht.» Dennoch hat Puma etwas, was Hostettler & Urwyler nur begrenzt haben: Geld. Und Geld regiert ja bekanntlich die Welt.

«Wir können nur an die Vernunft von Puma appellieren: Lasst gut sein. Wir tun niemandem weh und werden in Zukunft nicht ins Sportartikelgeschäft einsteigen.»

 
veröffentlicht: 1. März 2017 11:52
aktualisiert: 1. März 2017 14:37

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