Ostschweiz

«Stark ausgelastet»: Rekordfallzahlen sorgen für Testflut in den Laboren

· Online seit 08.01.2022, 05:58 Uhr
Derzeit werden die Labore regelrecht mit Coronatests überflutet. Vielerorts werden Kapazitäten laufend aufgestockt, denn Besserung ist nicht in Sicht. Mit verschiedenen Massnahmen soll gewährleistet werden, dass man nicht länger als 24 Stunden auf das Resultat warten muss. Inzwischen hat das BAG die Teststrategie geändert.
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Bis 25'000 Tests gehen derzeit wöchentlich bei der Firma SwissAnalysis AG in Münsterlingen ein. «Wir arbeiten täglich von sechs Uhr morgens bis zwei Uhr in der Nacht – auch an den Wochenenden und Feiertagen», sagt Otto Knes, Biochemiker und Geschäftsführer, gegenüber FM1Today.

Eine Umfrage unter verschiedenen Laboren zeigt: Das ist keine Seltenheit. Einige Unternehmen sind gar während 24 Stunden an sieben Tagen der Woche im Dauereinsatz.

Effiziente Abläufe als Grundlage, um Testaufwand zu bewältigen

Das Labor im thurgauischen Münsterlingen ist so ausgerüstet, dass die Testungen so effizient wie möglich ablaufen. «Wir haben extra Personal angestellt, welches die Tests auspackt und für die Proben für die Analyse vorbereitet.» Auch die Automatisation, sprich Roboter und Maschinen im Labor, wurde erhöht. Die IT erledigt ebenfalls einen wichtigen Part in puncto Betriebstestungen: «Alle Proben, die aus Betriebstestungen bei uns hereinlaufen, sind bereits elektronisch erfasst», sagt Knes.

Leute werden rasch ungeduldig

Die Belegschaften der Thurgauer Betriebe, welche regelmässig im Geschäft Tests durchführen, erhalten ein Test-Kit, das bereits codiert ist. «Das Personal muss nur noch das Röhrchen einscannen, danach ist der Auftrag bei uns sofort angelegt. Das erspart uns Zeit», so Knes. Alle Betriebstests des Kanton Thurgaus kommen ins Labor von SwissAnalysis und machen den Hauptteil aller Proben aus. «Wir haben zusätzlich ein Testzelt vor unserem Labor und auch die Ärzte in der Umgebung senden uns ihre Proben ein.»

Derzeit braucht das Thurgauer Labor etwa sechs Stunden für die Auswertung von symptomatischen Proben, also Einzeltests, die von Ärzten kommen. Knes appelliert an die Leute, die auf ein Testergebnis warten: «Es rufen uns viele schon drei Stunden, nachdem sie die Probe abgegeben haben, an und fragen nach dem Ergebnis. Wir appellieren an die Geduld und das Verständnis.»

Für die Auswertung der Betriebstests braucht das Labor normalerweise etwa 24 Stunden. «Derzeit sind wir sogar etwas schneller, weil wir die Gerätschaften und das Personal aufgestockt haben», so Knes.

Rückkehr der Arbeitnehmenden und Schulbetrieb als Treiber

Das trifft auch auf die Dr. Risch-Gruppe zu, welche in der ganzen Schweiz Labore betreibt. Seit Anfang Dezember hat das Unternehmen die Testkapazitäten verdoppelt. Aktuell werten die 17 Labore des Unternehmens um die 10'000 Tests täglich aus, wie Mediensprecher Alexander Bühler auf Anfrage sagt. «Die Labore der Dr. Risch-Gruppe sind derzeit stark ausgelastet. Nebst dem hohen Infektionsgeschehen ist dies ist auch auf die Wiederaufnahme des Schulbetriebs in einigen Kantonen sowie auf die Rückkehr von Arbeitnehmenden zurückzuführen», erklärt Bühler.

Die Corona-Abteilungen in den Laboren würden deshalb vorerst permanent, während 24 Stunden an sieben Tagen, betrieben. Damit soll weiterhin ermöglicht werden, dass zwischen der Testentnahme und der Mitteilung des Ergebnisses nur ein Tag vergeht.

Kaum weniger Tests in den kommenden Wochen – BAG änderte Teststrategie

Besserung ist indes nicht in Sicht: «Ab nächster Woche rechnen wir bei den repetitiven Testungen mit einer weiteren deutlichen Zunahme des Probenaufkommens aus den Schulen und Betrieben», sagt Bühler.

Ähnlich wie Bühler beurteilen auch Otto Knes von der SwissAnalysis AG und Oliver Nolte vom St.Galler Zentrum für Labormedizin die Situation. Im St.Galler Labor versucht man mit einer fixen Kapazitätsgrenze weiterhin zu gewährleisten, dass die Getesteten maximal einen Tag auf das Resultat warten müssen. Aktuell gelingt das: «Unsere Kunden erhalten ihre Befunde innerhalb von 24 Stunden nach Probeneingang im Labor, meist sogar früher», sagt Nolte.

Abhilfe könnte unter Umständen die vom BAG am Freitagabend bekanntgegebene Neuerung schaffen, dass bei einem positiven Antigentest kein zusätzlicher PCR-Test mehr nötig ist.

Führt der hohe Druck zu mehr Fehlern?

Doch ungeachtet dessen ist die Belastung in den Zentren derzeit vielerorts sehr hoch. Besteht dadurch die Gefahr, dass es zu mehr Fehlern, sprich falschen Testresultaten, kommt? Die angefragten Labore verneinen, mit Verweis auf die hohen Qualifikationen ihrer Mitarbeitenden und die mittlerweile grosse Routine im Umgang mit den Tests.

Ausschliessen können sie eine erhöhte Fehlergefahr aufgrund der Belastung aber nicht. «Die Bewältigung des hohen Probenaufkommens ist sehr herausfordernd. Bei den zahlreichen Schnittstellen und den sich ständig ändernden Bedingungen können Fehler leider nicht gänzlich vermieden werden», heisst es zum Beispiel bei der Dr. Risch-Gruppe. Kürzlich sorgten negative PCR-Tests, nachdem die Person einen positiven Schnelltest erhalten hat, für Fragezeichen.

Auch wenn die Belastung für Labore und ihre Angestellten derzeit massiv ist: Ein nicht ganz kleiner Trost dürfte aktuell sein, dass das Geschäft mit den Tests wohl ziemlich lukrativ ist.

veröffentlicht: 8. Januar 2022 05:58
aktualisiert: 8. Januar 2022 05:58
Quelle: FM1Today

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