Bodensee

Werden nun auch die Schweizer Häfen wegen Corona geschlossen?

· Online seit 01.04.2020, 17:08 Uhr
Von Österreich aus kann man nicht mehr mit dem Boot auf den Bodensee fahren. Seit Dienstag sind die Hafenanlagen gesperrt, das Ein- und Auswassern von Booten und auch deren Inbetriebnahme ist verboten. Das ist auch für die Schweiz ein mögliches Szenario.
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Wer dieser Tage auf einem einsamen Isolationsspaziergang am Bodensee unterwegs ist, dem dürften nur wenige Boote auf dem Wasser auffallen. An einem windigen Tag ist es vielleicht ein früher Segler, sonst sind nur die Berufs- und vereinzelte Hobbyfischer unterwegs.

Das hat natürlich auch mit der Jahreszeit zu tun. Noch ist es kühl, die Saison hat noch nicht begonnen – aber weit weg ist sie auch nicht mehr. Eine Meldung aus dem benachbarten Vorarlberg lässt die hiesigen Bootsbesitzer deswegen aufhorchen: Sämtliche Hafenanlagen sind wegen des Coronavirus geschlossen. Boote dürfen weder ein- noch ausgewassert werden. Auch die Inbetriebnahme ist verboten, man darf also von Österreich aus nicht mit einem Wasserfahrzeug auf den Bodensee fahren.

In der Schweiz noch nicht verboten – aber auch nicht erwünscht

In der Ostschweiz sind die Hafenanlagen noch offen. Bootsbesitzer dürfen grundsätzlich zu ihren Booten und auch auf den See. Die reine Möglichkeit soll aber nicht als Aufforderung verstanden werden. «Wir empfehlen allen, sich an die Weisung des Bundes zu halten und wenn immer möglich zu Hause zu bleiben», sagt Marcel Kuhn, Dienstchef der Thurgauer Seepolizei.

So klingt es auch im Kanton St.Gallen. Es sei nicht Sinn der Sache, dass man sich nun auf dem See treffe und etwa die Boote zusammenbinde, um eine Party zu feiern. Eine Verschärfung sei auch hierzulande denkbar. «Wir hoffen, dass der Verkehr auf dem Bodensee im vernünftigen Rahmen bleibt, so dass es keine spezifische Regelung braucht», sagt Kurt Reich, Leiter des Rorschacher Schifffahrtsamtes. 

Die Werften sitzen wie auf Nadeln

Insbesondere in den Hafenanlagen besteht eine gewisse Ansteckungsgefahr. Auf den relativ engen Stegen kommt man nahe aneinander vorbei, an gewissen Stellen muss man sich festhalten oder Türen öffnen. 

Bei den Bootsbesitzern sei deswegen eine gewisse Verunsicherung spürbar, so Reich. «Wir erhalten viele Anfragen. Etwa von Wassersportlern, die sich erkundigen, was noch erlaubt sei. Oder von anderen Bootsbesitzern, die wissen möchten, ob es überhaupt sinnvoll sei, die Boote einzuwassern.»

Denn solche Transporte sind je nach Boot mit grossen Kosten verbunden. Auf der anderen Seite stehen die zahlreichen Werften am Bodenseeufer. Dort herrscht jetzt, kurz vor dem theoretischen Beginn der Saison, Hochkonjunktur. «Wir verfolgen die Situation natürlich angespannt», sagt Ralph Wirz von der Yachtwerft Wirz in Steinach. 

Eine Schliessung der Häfen würde einen völligen Stillstand des Betriebs bedeuten. Wenn Boote nicht ein- und ausgewassert werden können, haben die Bootsbauer keine Arbeit mehr. Schon jetzt haben Kunden aus Österreich und Deutschland angekündigt, ihre Boote bei den Werften im Sommerlager zu lassen.

«Könnten keine Servicearbeiten machen»

«Sämtliche Werften sind darauf angewiesen, dass die Häfen offen bleiben», bestätigt auch Adrian Schneider von Bodensee Nautic in Steinach. Sonst würden die meisten Kunden wohl ihre Aufträge für das «Fitmachen» ihrer Boote für die anstehende Saison stornieren. Und nicht nur das: «Im Sommer könnten wir auch keine Servicearbeiten an Booten machen, die im Wasser liegen», sagt Schneider. 

Wie so oft in diesen Krisenzeiten ist der gesunde Menschenverstand der Bevölkerung gefragt. Und die nächste Bewährungsprobe steht bereits an: Am Sonntag könnte es fast 20 Grad warm werden. Ob der See wohl so leer bleibt?

veröffentlicht: 1. April 2020 17:08
aktualisiert: 1. April 2020 17:08
Quelle: FM1Today

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