Subvention

Weshalb sich Tabak-Anbau für Schweizer Bauern lohnt

09.09.2019, 09:15 Uhr
· Online seit 09.09.2019, 05:00 Uhr
Der Tabakanbau hat in der Ostschweiz eine lange Tradition – dies, obwohl grosse Zigarettenproduzenten den Schweizer Tabak für minderwertig halten. Bei Bauern ist das Kraut dennoch beliebt - wohl auch dank Subventionen. Diese bezahlen die Raucher.
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Auf knapp zweieinhalb Hektaren baut die Familie Wägeli in Nussbaumen im Kanton Thurgau Tabak an. Und das bereits seit über 40 Jahren. Tabakbauer in dritter Generation ist Patrik Wägeli, 28 Jahre alt. 

Tabak: stabiler und hoher Preis 

«Tabak ist eine spannende Pflanze. Sie ist nicht einfach anzubauen, das macht es aber auch interessant», sagt Wägeli. Eine interessante Pflanze, aber auch eine lukrative. 153 Tabakbauern gibt es in der Schweiz. Die Zahl der Bauern, die das Kraut anpflanzen, geht zwar Jahr für Jahr zurück, für jene, die wie die Wägelis dabei bleiben, lohnt es sich aber. «Tabak hat einen sehr stabilen und vergleichsweise hohen Marktpreis im Gegensatz zu vielen anderen landwirtschaftlichen Produkten», sagt Patrik Wägeli.

Dies liegt daran, dass die Bauern keinem direkten Wettbewerb unterworfen sind und nicht mit Herstellern von Tabakprodukten verhandeln müssen.

Genossenschaft kauft gesamte Ernte

Die gesamte Ernte der Schweizer Tabakbauern, welche die hierzulande üblichen Sorten Burley und Virginia anbauen, wird von der Einkaufsgenossenschaft für Inlandtabak (Sota) aufgekauft. Gut 16 Franken zahlt diese den Bauern pro Kilo qualitativ hochstehenden Tabakes. 

Anschliessend verkauft die Sota den Tabak weiter an die Zigarettenhersteller – die drei grössten in der Schweiz sind Philipp Moris, British American Tabacco und Jaban Tabacco International. Diese sind per Gesetz verpflichtet, ein gewisses Kontingent des Schweizer Tabakes zu kaufen. 

Um die drei Franken bezahlen diese Konzerne pro Kilo – gut ein Fünftel dessen, was die Sota den Tabakbauern bezahlt. Die Differenz bezahlen die Raucher, 0,03 Rappen pro Zigarette gehen in einen Fonds der Sota – 2017 waren das rund 13 Millionen Franken.

Fülltabak oder gar vernichtet 

Der Grund, wieso die drei grossen Tabakproduzenten einen geringeren Preis für den Tabak bezahlen, ist einfach: Schweizer Tabak ist unbeliebt. Der Konzern British American Tabacco etwa, der zum Beispiel Lucky Strike oder Pall Mall herstellt, stellt sich auf den Standpunkt, Schweizer Tabak sei von minderwertiger Qualität und nur als Füllmaterial geeignet. Nur wenige Prozent Schweizer Tabak ist in einer dieser Zigaretten enthalten. Nicht selten wird ein  Grossteil der Pflanzen vernichtet. 

 «Schlechte Qualität ist ein Mythos»

Etwas, das Roger Koch, Geschäftsführer der Steinacher Koch und Gsell AG, die die Heimat-Zigaretten herstellt, nicht versteht. Der Ostschweizer Zigarettenproduzent setzt voll und ganz auf Schweizer Tabak – und scheint damit Erfolg zu haben. 2016 an den Markt gegangen, habe das Unternehmen Jahr für Jahr seinen Umsatz verdoppeln können, wie Koch sagt. «Schweizer Tabak ist nicht so schlecht, wie oft geglaubt wird, ich halte das für einen Mythos.»

Auch wenn das Geschäft mit den reinen Schweizer Zigaretten nicht schlecht laufe, der Markt sei schwierig. «Wir haben hohe Personalkosten, müssen stetig um eine Etablierung unserer Marke kämpfen und die Prävention schläft auch nicht», sagt Koch. Das Unternehmenswachstum sei hauptsächlich dank populäreren Hanfprodukten möglich. 

Dennoch: Koch glaubt an den Schweizer Tabak. So auch Landwirt Patrik Wägeli. Besonders, da er sich dank der Sota keine Sorgen um den Preis zu machen braucht. Einzig schlechtes Wetter oder Schädlinge können das sicherere Einkommen gefährden. Dieses Jahr hat Wägeli jedoch keine Bedenken: «Die Tabakernte sieht vielversprechend aus – von besonders hoher Qualität.» 

veröffentlicht: 9. September 2019 05:00
aktualisiert: 9. September 2019 09:15
Quelle: FM1Today

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