Kantonspolizei St.Gallen

«Wenn ich etwas sage, dann muss es stimmen»

16.12.2020, 00:34 Uhr
· Online seit 15.12.2020, 16:57 Uhr
Seit 12 Jahren ist Hanspeter Krüsi Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen. Bei Unfällen, Bränden oder sogar Tötungsdelikten muss er als Erster die Medien über das Geschehene informieren. In der TVO-Sendung «Im Zug mit» erzählt er von seinem Beruf.

Quelle: FM1Today / TVO

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TVO-Moderatorin Natascha Verardo: Als Polizist erlebt man Momente, die einem ganz nahe gehen. Welche Momente sind ihnen besonders geblieben?

Hanspeter Krüsi, Mediensprecher Kantonspolizei St.Gallen: Das sind natürlich ganz viele Momente. Ich will aber keine einzelnen Fälle erzählen. Denn hinter jedem Fall hat es Angehörige und Opfer und ich möchte unter keinen Umständen Wunden wieder aufreissen. Aber uns bleibt oft nicht das Blut, der Tod oder die Leiche. Mir bleibt, was rundherum passierte. Emotionen, Gerüche. Ein Beispiel: Bei einem Tötungsdelikt sah ich als erstes in der Tat-Wohnung ein Laufgitter. Dort wurde ein Mensch umgebracht und es waren Kinder da. Das beschäftigt mich.

Wie verarbeiten Sie solche Ereignisse, wenn Sie abends nach Hause kommen?

Nach Hause bringe ich gar nichts. Meine Familie muss nicht mit einbezogen werden. Ich will ihre Seelen nicht auch verletzen. Er reicht, wenn wir Polizisten, Rettungssanitäter und Staatsanwälte uns das antun müssen. Ich verarbeite vieles für mich, aber auch in meinem Team. Wir sind keine Kollegen, wir sind Freunde. Wir tauschen uns da stark aus, da haben wir auch nicht das Problem des Amtsgeheimnisses.

Wenn Sie abends nach Hause kommen, fragt Ihre Frau nicht: «Wie geht es dir?» Sie merkt vermutlich, wenn etwas passierte.

Meine Frau bekommt das ebenfalls durch die Medien mit. Gab es beispielsweise ein Tötungsdelikt, sage ich ihr nicht mehr, als ich den Medien gesagt habe.

Seit 12 Jahren sind Sie nun Mediensprecher bei der Kantonspolizei St.Gallen – wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren verändert?

Meine Arbeit hat sich komplett geändert. Ich war einmal Mediensprecher. Man wartete, bis ich sprach. Heute ist das nicht mehr so. Wenn wir eine Tat haben, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, tauchen wenige Minuten später die ersten Bilder im Netz auf oder Redaktionen rufen an und fragen, was passiert ist. Unsere Aufgabe ist es dann, die Kommunikation in die richtige Richtung zu lenken, damit keine falschen Informationen verbreitet werden. Die Geschwindigkeit hetzt uns enorm. Wenn ich etwas sage, dann muss es stimmen.

Das gesamte Interview mit Hanspeter Krüsi in der TVO-Sendung «Im Zug mit» gibt es als Video hier.

(red.)

veröffentlicht: 15. Dezember 2020 16:57
aktualisiert: 16. Dezember 2020 00:34
Quelle: FM1Today

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