Wie wär's mit einem Eseli zu Weihnachten?

30.12.2017, 13:35 Uhr
· Online seit 18.12.2017, 05:37 Uhr
Auf dem Gnadenhof von Nigel Carey und Willi Steffen in Gähwil finden Esel, die bisher kein schönes Leben hatten, ein neues Zuhause. Doch das Geld wird knapp – deshalb suchen sie nach Paten für ihre grauen Schützlinge.
Stephanie Martina
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In der Weihnachtskrippe hat es seinen fixen Platz: das Eselchen. Im Stall von Nigel Carey und Willi Steffen oberhalb von Gähwil steht aber nicht nur ein Esel, sondern 17. «Das ist Schneeflöcki», sagt Nigel während er durch den Stall geht und jedes Tier mit ein paar Streicheleinheiten verwöhnt. «Wir haben noch einen zweiten, weissen Esel. Aber man kann sie gut auseinanderhalten, weil Cindy ein kleiner Dreckspatz ist.» Liebevoll streichelt er seine Schützlinge und stellt jeden einzelnen vor: «Das ist Charly, unser Ältester, und das ist Emily. Wenn mein Partner Willi morgens in den Stall geht, um die Esel zu füttern, will Emily immer zuerst eine Rückenmassage mit dem Reisbesen, vorher frisst sie nicht.»

Wie Menschen hätten auch Esel ihre Eigenheiten. Eines seien sie aber nicht: störrisch. «Esel sind ganz einfühlsame und sanfte Tiere. Sie merken sofort, wenn es jemandem nicht gut geht», sagt Nigel. Sie hätten oft Kinder oder Behinderte auf dem Hof im Toggenburg zu Besuch. Die Esel würden sofort spüren, dass sie es mit besonderen Gästen zu tun hätten und sich sehr sensibel verhalten. Zudem seien sie alles andere als dumm, wie ihnen oftmals nachgesagt werde.

«Die Tiere sind unser Ein und Alles»

Zu jedem der 17 Esel kann der 50-jährige Nigel eine Geschichte erzählen. «Spartacus, unseren Lausbuben, haben wir vor dem Metzger gerettet. Eigentlich ist er ein ganz lieber, aber heute hat er keinen guten Tag. Das ist Zacharias, er hat sein Mami verloren und war anfangs sehr scheu, bis er gemerkt hat, dass wir es gut mit ihm meinen.»

Dass die Tiere – die Esel, Schafe, Ziegen, Katzen, Hunde, Enten und Hühner – Nigels und Willis Leben sind, spürt man sofort. «Sie sind unser Ein und Alles – unsere Familie», sagt Nigel. Seit über 30 Jahren nehmen die Beiden auf ihrem Gnadenhof Esel auf, die von ihren früheren Besitzern misshandelt wurden, geschlachtet werden sollten oder zu Waisen wurden.

Der Eselhof – eine Herzensangelegenheit

Mit 17 Eseln ist der Stall voll. Bis vor zwei Jahren haben Nigel und Willi den ganzen Unterhalt für die Tiere selbst finanziert. Doch inzwischen sei das Geld knapp – und es werde noch enger, wenn Willi in fünf Jahren pensioniert werde, sagt Nigel. Deshalb seien sie immer mehr auf Spendengelder angewiesen.

Seit diesem Jahr bieten sie deshalb Esel-Patenschaften an. «Wir wollen keine Patenschaften, bei denen wir die Paten per Post über unsere Tiere benachrichtigen. Es soll eine aktive Patenschaft sein, bei der die Paten die Esel besuchen können», sagt Nigel. Alle Spenden und Gelder aus den bestehenden acht Patenschaften würden komplett dafür verwendet, ihren Tieren ein schönes und artgerechtes Leben zu ermöglichen. «In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass vor allem jene Menschen besonders grosszügig sind, die selbst wenig haben.»

Das gilt für Nigel und Willi ganz besonders: «Viele verstehen nicht, warum wir uns so für unsere Esel und anderen Tiere einsetzen, da sie ja keinen Profit bringen. Aber für uns ist das eine Herzensangelegenheit. Wir würden auch in einem Wohnwagen leben, nur damit es unsere Tiere schön haben. Vor allem unsere Esel sollen ein angenehmes Leben führen, schliesslich haben sie schon genug durchgemacht. Deshalb bieten wir auch kein Trekking an», sagt Nigel.

Finanzielle und gesundheitliche Sorgen

Nicht nur ihre Tiere haben in ihrem Leben schon vieles durchgemacht, auch Nigel und Willi, die seit 32 Jahren ein Paar sind, führen kein sorgenfreies Leben. Neben der Angst, dass sie irgendwann nicht mehr in der Lage sein könnten, den Unterhalt für die Tiere zu finanzieren, plagen sie gesundheitliche Sorgen. Nigel leidet an einer seltenen Hirnkrankheit und ist seit seiner letzten OP vor sieben Jahren arbeitsunfähig. «Ich würde Willi sehr gerne mehr helfen, weil es viel Arbeit gibt auf dem Hof, aber es geht einfach nicht mehr», sagt der Brite traurig.

Seit Nigel arbeitsunfähig ist, kümmert sich Willi um die ganze körperliche Arbeit, die tagtäglich anfällt. Um 4.30 Uhr beginnt er mit der Stallarbeit, dann fährt er ins rund 40 Kilometer entfernte Nänikon, wo er als Autolackierer arbeitet, und kehrt abends zurück in den Stall. Tagsüber erledigt Nigel, was sein Gesundheitszustand ihm erlaubt. «Deshalb sind wir für jede Hilfe dankbar und haben über all die Jahre gelernt, dass es immer einen Weg, immer eine Lösung gib. Natürlich gibt es harte Zeiten, aber auch viele sehr schöne», sagt Nigel.

Eigentlich bleiben die Esel im Winter lieber drinnen im warmen Stall – aber für ein Gutzi von «Papi» Nigel wagen sich fast alle hinaus in den Schnee:

Bist du noch auf der Suche nach einem sinnvollen Weihnachtsgeschenk oder willst du mit deinem Weihnachtsgeld etwas Gutes tun? Ab 25 Franken im Monat kannst du eine Esel-Patenschaft für ein Eseli deiner Wahl übernehmen und es jederzeit (nach Voranmeldung) besuchen. Wie du Pate für ein «Weihnachtseseli» wirst, erfährst du auf der Webseite des «Eselpardieses» in Gähwil. Doch nicht nur Paten und Spender sind auf dem Hof willkommen, sondern auch all jene, die Zeit mit den Tieren verbringen möchten. Denn manchmal ist auch schon mit ein paar Streicheleinheiten geholfen.
veröffentlicht: 18. Dezember 2017 05:37
aktualisiert: 30. Dezember 2017 13:35

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