Politik reagiert auf streikende Schüler

18.01.2019, 20:52 Uhr
· Online seit 18.01.2019, 17:39 Uhr
Obwohl ihnen Konsequenzen angedroht wurden, bestreikten am Freitag wieder Jugendliche aus der ganzen Ostschweiz die Schule und demonstrierten stattdessen für eine andere Klimapolitik. Zuvor war es zum Streitgespräch mit der St.Galler Regierung gekommen.
Praktikant FM1Today
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Begleitet von Polizei, Journalisten und Schaulustigen zogen am Freitag bereits zum dritten Mal Schülerinnen und Schüler durch die St.Galler Gassen und demonstrierten für eine andere Klimapolitik. Begleitet wurden sie aber auch vom Gefühl, dass im Zeugnis bald eine unentschuldigte Absenz stehen wird.

Denn das Bildungsdepartement hatte angedroht, dass ein weiterer Klimastreik nicht mehr toleriert und unentschuldigte Absenzen verteilt werden (FM1Today berichtete). Trotzdem gingen rund 300 Leute auf die Strasse, nur knapp 50 weniger als in der vergangenen Woche. Jedoch streikten nicht nur Kantischüler aus St.Gallen, sondern auch Studenten und einige ältere Leute liefen im Streikzug mit. Sie waren nicht die einzigen: In der ganzen Schweiz gingen heute über 10'000 junge Leute auf die Strasse.

«Streik ist zusätzliche Bildung»

Die Absenzen sorgten auch während des Streiks für Diskussionen: «Der Streik ist keine Vernachlässigung der Bildung, sondern zusätzliche Bildung», sagt Dominic Truxius, Koordinationsverantwortlicher des Streiks und Schüler der Kantonsschule am Burggraben in St.Gallen. Die unentschuldigten Absenzen werden im Zeugnis eingetragen. «Wir haben verschiedene Ideen, wie wir die Streikenden unterstützen können, damit sie keine Probleme bekommen», sagt Truxius.

Marc König, Rektor der Kantonsschule am Burggraben, sagt, die Schule habe keine Möglichkeit, als unentschuldigte Absenzen zu vergeben. «Ich denke aber, die Schule ist bereit, den Schülern zu bescheinigen, dass die Absenzen eingetragen wurden, weil sie sich für den Klimastreik engagierten und nicht aus Faulheit gefehlt haben.»

Der TVO-Bericht zum dritten Klimastreik in St.Gallen:

 

Ausruf des Klimanotstandes gefordert

Zwei Stunden zuvor hatten die Klimastreiker aus St.Gallen die Gelegenheit, Regierungsrat Marc Mächler (FDP) ihre Klimaforderungen, wie Ausruf des Klimanotstandes und null Treibhausgas-Emissionen bis 2030, direkt vorzutragen. Und sie nutzten diese Gelegenheit: Der Saal war vollbesetzt, nicht alle fanden einen Sitzplatz – und dass, obwohl die Schüler eigentlich Mittagspause gehabt hätten, wie Rektor König anfangs anmerkte. Während Regierungsrat Mächler höflich distanziert begrüsst wurde, hatten die Klimastreiker ein Heimspiel und ernteten tosenden Applaus.

«Die inhaltlichen Differenzen zwischen der Regierung und den Schülern sind nicht so gross. Die Jungen wollen es einfach schneller gemacht haben», sagt Mächler. Das sei jedoch schwierig, denn seine Aufgabe als Regierungsrat bestehe auch darin, Mehrheiten zu beschaffen. Mächler rief auch auf, selbst aktiv zum Klimaschutz beizutragen. «Der Klimawandel beginnt bei uns.»

«Er muss jetzt liefern»

Truxius begrüsste den Besuch des Baudirektors, der auch die Abteilung Umwelt und Energie führt. «Schön, dass er gekommen ist. Er konnte uns aber keine konkrete Antworten geben und hat uns die gleichen Phrasen genannt, die er immer sagt, wenn er öffentliche Auftritte hat.» Dennoch ist für den Klimastreik-Koordinator klar: «Er muss jetzt liefern, erst dann werden wir sehen, was das Gespräch gebracht hat.»
veröffentlicht: 18. Januar 2019 17:39
aktualisiert: 18. Januar 2019 20:52

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